Henrik Freischlader Trio - Openness

freischlader opennessDie HENRIK FREISCHLADER BAND ist tot, es lebe das HENRIK FREISCHLADER TRIO. Das vor gut einem Jahr erschienene Livealbum „Night Train To Budapest Farewell 2014“ irritierte mit seinem Titel schon etwas. Doch der Abschied galt nur für die bisherige Begleitband des deutschen Vorzeigebluesers, nicht für ihn als Musiker. Das wäre nach dem immer größer werdenden Erfolg der letzten Jahre auch unverständlich gewesen. Wie es sein Vorbild JOE BONAMASSA öfter vorexerziert, stand auch ihm eher der Sinn nach neuem Personal. Fündig wurde er in Bassist Alex Grube und Carl-Michael Grabinger, mit denen er die klassische Three-Piece-Besetzung aufleben lässt. Hat die neue Formation auch Auswirkungen auf sein neues Studiowerk „Openness“?

Man könnte es durchaus annehmen, denn Freischlader geht erstaunlich roh und direkt zu Werke, vor allem der Sound wirkt ohne Keyboard ein wenig entschlackt. Das bringt eine gewisse Trockenheit mit sich, welche die Wärme vieler Bluesacts ein wenig vermissen lässt. Aber der Mann tut gut daran seine eigenen Wege zu gehen und sich nicht als Klon seines Kumpels zu verdingen. Bisweilen klingt das so trocken, dass es schon wie in der Wüste staubt, davon weiß bereits der Opener „Business Straight“ ein Lied zu singen.

Hier macht sich alleine der Verzicht auf die Orgel und andere Tasteninstrumente bemerkbar, welche den bisherigen Scheiben eine gewisse Wärme verlieh. Das heißt jetzt nicht, dass „Openness“ an Tiefe fehlen würde, denn das Spiel mit der Dynamik beherrscht der Wuppertaler sehr gut. Gerade dann wenn er ein wenig zu sehr den Lässigen raushängen lässt, so richtig abgehangen agiert. „Early Morning Blues“ und vor allem „Master Plan“ seien da genannt, vor allem Letzteres überzeugt mit coolen Vocalarrangements.
Soundtechnisch dröhnt es ebenfalls recht knarzig und ursprünglich aus den Boxen, was den Zugang zu den Songs etwas erschwert. Es benötigt eine Weile bis sich einem etwa die schöne Gitarrenlinie im vornehmlich schwerfälligen „High Expectations“ erschließt. Doch mit der Zeit gelingt es dem Hörer in das Werk einzutauchen. Da entdeckt er auch sehr ruhige, sanfte Momente, in „His Love“ lässt der gute Henrik die Akustische sprechen. Wohingegen beim sehr sanften „Senses“ die elektrische Klampfe zum Zuge kommt, hier mit einem sehr schönen Solo. Zum Abschluss gibt es dann mit „Today I´m Gonna Change“ einen Ausflug in die Bar.

Doch wie gesagt, es braucht alles seine Zeit, beim ersten Hören schält sich nur wenig differenziertes aus dem sehr dichten Werk heraus, ein Umstand, den man dann aber zu schätzen weiß. HENRIK FREISCHLADER lotet durchaus die Grenzen des Genres aus, offenbart aber enorm viel eigenen Charakter. Selbst vor Hardrock macht er nicht halt, besonders im Titelsong, wo er es noch mehr als in der Auftaktnummer krachen lässt. In „Nobody Else To Blame“ verziert er diesen mit einer coolen Atmosphäre, während er in „Techno“ mit knalligen Arrangements aufwartet.

Hier baut er ein paar deutsche Worte in den Text ein, was einen witzigen Effekt liefert. Überhaupt sind die Lyrics gerne mal augenzwinkernd verfasst, was ihn vom Humor in die Nähe von ZZ TOP bringt. Bei deren alten Platten staubte es ähnlich wie auf „Openness“, richtig nahe kommt er an die Texasbärte vor allem beim Boogie von „Lord Have Mercy“. Ob sich der Mann absichtlich aus der opulenteren Ecke des Blues verabschiedet hat, oder ob er nur seinem Instinkt gefolgt ist, lässt sich schwer sagen. Klar ist, dass er seinen eigenen Weg gesucht hat, doch der ist über weite Strecken steinig wie eben so manche Wüste. Es lohnt aber auf alle Fälle, ihn darauf zu begleiten. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 67:10 min
Label: Cable Car Records
Veröffentlichungstermin: 01.04.2016

 

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