Puhdys - Das Buch (Vinyl Re-Release)

Pudhys DasBuch LP200px Im Zuge des grassierenden Vinylbooms gibt es auch eine Reihe interessanter Neuauflagen, die die alten Plattenpressen unter dem Lieferdruck ächzen lassen.
Das ehemalige Plattenlabel der DDR, „AMIGA“, hatte einige hochkarätige Künstler parat, welche in Folge der Wende plötzlich an Bedeutung verloren. Seit dem Ende der DDR im Jahre 1989 wurden keine AMIGA Schallplatten mehr produziert. 2016 werden die Alben-Meilensteine von PUHDYS, SILLY, CITY und KARAT nun als Langspielplatte erstmals seit fast 30 Jahren erneut aufgelegt. Eine kleine Sensation für AMIGA und alle Schallplatten-Liebhaber.

PUHDYS wurden gerade mit einem Echo für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Das letzte offizielle Konzert der PUHDYS fand am 2. Januar 2016 in Berlin statt. Die Band besteht seit 1969 und wurde schnell über die Grenzen der DDR hinaus bekannt. Ihre teils progressive Rockmusik lebte unter anderem von den Texten in deutscher Sprache.
Gerade bei dem neu aufgelegten Album „Das Buch“ kann man gut nachlesen, wie sehr man an die Grenze des textlich möglichen in der DDR ging. Für unwissende Ohren klingen die Texte nicht sonderlich aufregend und sogar betulich. Bei der Neuauflage hat man nicht am falschen Ende gespart, denn die Schallplatte steckt in einer mit Text bedruckten Schutzhülle, was damals auch schon eher Seltenheitswert hatte. Das Cover ist dem Original nachempfunden bzw. wirkt unverändert. Das Vinyl selbst ist eine saubere 180 Gramm Pressung in blauem Vinyl. Über die Klangqualität lässt sich streiten, jedoch wurde hier nichts remastert oder neu aufgenommen. Man kann sofort in die Klangwelt von 1984 eintauchen. „Das Buch“ mieft gerne mal nach „Neue Deutsche Welle“, aber das ist nicht weiter tragisch. Wenn man das sehr künstlich wirkende Intro „1984“ einmal überstanden hat, wird man mit tollen und nachdenklichen Liedern wie „Ich will nicht vergessen“, „Der Angstverkäufer“ oder „Das Buch“ belohnt. Dass „Das Buch“ schon das zwölfte Album der Gruppe war, mag man kaum glauben und schon damals besangen sie mit einem Augenzwinkern die „Rockerrente“.
Welch ein Zufall also, dass die PUHDYS gerade im Vorfeld der Neuauflage einen Echo fürs Lebenswerk bekamen und auch noch ihr letztes Konzert gaben, dabei gibt es für Rockmusiker doch gar keine Rente - da wird man am Ende von der Bühne gekratzt.
PUHDYS-Fans und die, die es noch werden wollen, dürfen hier bedenkenlos zugreifen. Die Neuauflage ist mehr als gelungen und wird auch kritische Sammler zufrieden nicken lassen. (Andreas)

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