Lita Ford - Time Capsule

litaford timecapsuleSeit ein paar Jahren ist das frühere Pin-Up-Girl des Hair Metal zurück im Geschäft, nachdem sie mit ihren Kindern zwischenzeitlich auf einem karibischen Inselparadies quasi verschollen war. Mit guten Festivalauftritten brachte sie sich in Europa wieder ins Gespräch, 2012 rehabilitierte "Living Like A Runaway" LITA FORD nach dem "Wicked Wonderland"-Totalausfall. Die in den Staaten aufgenommene Livescheibe "The Bitch Is Back Live" hielt vor zwei Jahren das Interesse hoch, und auch in dem Jahr kommt sie zu Open Airs auf dem alten Kontinent. Zuvor erscheint noch ein neuer Studiodreher, der Titel "Time Capsule" spricht für eine Hinwendung zu ihrer erfolgreichsten Zeit in den Achtzigern. Wohin geht die Reise mit dem Album?

Dabei handelt es sich hier keineswegs um neue Kompositionen der Dame, sondern um alte Aufnahmen aus den Achtzigern, die seinerzeit auf ihrem Erfolgsalbum „Lita“ keine Verwendung fanden. Angesichts so mancher allzu kitschiger Nummer auf dem 88er-Album nicht ganz verständlich, denn einiges hier ist doch stärker. Die Tapes lagerten über Jahrzehnte im Badezimmer auf dem Inselparadies, bis sie sich entschloss, diese gemeinsam mit Produzent George Tutko aufzuarbeiten. Die damaligen Jam-Sessions, die sehr ungezwungen ausfielen, fanden in Los Angeles statt, damals ein Mekka der Rockmusik, dementsprechend konnte man einige Größen als Gastmusiker rekrutieren. Am Schlagzeug sitzt Rodger Carter, der schon für Eddie Money und Rick Springfield auf dem Schemel Platz nahm. Den Bass teilen sich Jimmy Travis und niemand Geringeres als Koryphäe Billy Sheehan.

Dem ersten Track „Where Will I Find My Heart Tonight“ leiht Jeff Scott Soto (TALISMAN, JOURNEY, AXEL RUDI PELL) in der Bridge seine Stimme. Bei dem sollte beim geneigten LITA FORD-Fan etwas klingeln, denn eben jenes Stück war bereits 1995 auf „Black“ neu eingespielt worden. Das selbe gilt für die beiden anderen Halbballaden „Killing Time„ und „War Of Angels“, welche im Anschluss folgen. Nichts gegen die Nummern an sich, aber drei Powerballaden zum Einstieg ist schon seltsam.
Diese finden sich hier in einer wesentlich raueren, ursprünglicheren Fassung wieder, schließlich wurde das Ganze ohne Overdubs produziert. Das war auch der Sinn und Zweck dieser Scheibe, eben jenes Feeling authentisch einzufangen. Dabei darf man nicht verhehlen, dass Sotos Beitrag etwas holprig wirkt. Auf „Black“ wurden diese Tracks deutlich feinfühliger arrangiert, da ist auch mal eine leise Orgel zu vernehmen. Auf „Time Capsule“ ist die Mandoline von Dave Navarro die einzige Ausnahme vom traditionellen Rockinstrumentarium.

Die bislang unbekannten Lieder rocken durch die Bank mehr, „Black Leather Heart“ groovt speziell in der Strophe ordentlich. Die Bridge liefert die für die Achtziger typischen knalligen Arrangements und der Refrain bringt beides gut zusammen. „Rotten To The Core“ treibt gut voran, und könnte vom Groove her auch auf MOETLEY CRÜEs „Dr. Feelgood“ stehen. Allerdings war trotz früherer amouröser Beziehungen keiner der Musiker hier vertreten. Vielmehr war KISS-Zunge Gene Simmons am Songwriting beteiligt und drückt hier auch die dicken Saiten.
Der Stampfer „Mr. Corruption“ dagegen klingt ein wenig träge und kommt nicht so recht auf den Punkt. Dies ist ein Beispiel für einen Song, dem das poppige, rhythmusbetonte Klangbild der Erfolgsalben vielleicht gut getan hätte. Auf dem neuen Longplayer setzt man allerdings auf die rohe, direkte und ungeschönte Gangart. Besser macht es der rasante Schlussakkord „Anything For The Thrill“, der schnellste Song des Albums, dem ihm stehen ebenjene Produktionsparameter am besten.

Ein Stück, so richtig, um mal schön im Auto Gas zu geben, analog dazu imitiert die gute Lita mit ihrer Gitarre Motorgeräusche, nicht das einzige Mal auf der Platte. Auch im instrumentalen „On The Fast Track“ haut sie solche Klänge öfter hinaus, neben einer klaren Songstruktur wartet die Nummer mit der gleichen Tempocharakteristik auf. Ein weiteres Instrumental ist ruhiger gehalten, wer genau hinhört, erkennt den JIMI HENDRIX-Klassiker „Little Wing“ ohne Gesang. Hier zeigt LITA FORD, dass sie eine durchaus gefühlvolle Gitarristin ist, eine Facette, welche sie im Verlauf ihrer Karriere zu selten gezeigt hat. Hier blitzt es ein paar Mal durch, da man hier Lita pur bekommt, ohne dass groß nachgebessert wurde, das macht den Reiz dieser Scheibe aus. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 41:58 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 20.05.2016

 

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