spidergawd-IIINachdem ich mich durch die anspruchsvolle Mucke von MOTORPSYCHO erfolgreich durchgekämpft hatte, bekam ich quasi zur Belohnung nun auch das neueste Werk des Nebenprojekts SPIDERGAWD, bei dem die Rhythmustruppe von MOTORPSYCHO Kenneth Kapstad und Bent Sæther die weiteren Verästelungen ihres musikalischen Genies ausleben. Dabei geht es etwas wilder und rockiger zugange, mehr geradeaus und auf den Punkt als bei der Hauptband. Aber dennoch ahnt man schon, dass auch dieses Projekt – es handelt sich eigentlich um eine vollwertige Band – nicht mal gerade so an einem abfließt. Aber nach dem durchaus positiven Resümee der Best-Of von MOTORPSYCHO ist die Spannung natürlich groß, wie sich SPIDERGAWD mit ihrem dritten Werk der Musikwelt stellen. Und zum zweiten Mal mache ich aus dem gleichen Lager die gleiche Erfahrung.
Eins steht schon mal fest: So habe ich selten einen Tribut an die Wurzeln des Rock klingen gehört. Da können die ganzen aktuellen Retrobands bitte mal schön einpacken.

Wie mein Kollege Andreas schon beim Vorgänger schrieb, haben sich SPIDERGAWD sehr rasch zu einer ernstzunehmenden Band gemausert, die nicht nur alles, was bei MOTORPSYCHO abfällt, aufsammelt und neu verwurstet, sondern auch neue Strukturen offenbart und dabei die Genialität der Hauptbestreiter immer berücksichtigt. Aus Erfahrung weiß man, dass man ein solches Werk nicht beim ersten Durchlauf verdaut, also hört man sich auch „III" mehrere Male an. Und das auch gerne, denn jeder weitere Durchlauf macht mehr Spaß und bietet musikalische Bonushäppchen, die sich erst mit der Zeit als solche entpuppen.

Maßgeblich zum Sound der Band trägt natürlich das Baritonsaxophon von Rolf Martin Snustad bei, das wirklich nur zum Einsatz kommt, wenn es gerade passt, um nicht zu dominant zu wirken. Aber gerade bei dem swingigen „The Best Kept Secrets" und dem Epos „Lighthouse Pt. 2" kommen die kräftigen typischen Klänge des Saxophons so gut, dass man auf keinen Fall darauf verzichten möchte. SPIDERGAWD gehen hier schnörkelloser, aber immer noch sehr progressiv und kompakt vor. Kein Lied ähnelt dem Anderen, und die Stimme von Gitarrist und Sänger Per Borten ist trotz aller Intensität und Leidenschaft immer noch abwechslungsreich und interessant eingesetzt.

Nach MOTORPSYCHO und dem dazu gehörigen Lernprozess habe ich nun auch SPIDERGAWD lieb gewonnen, so dass ich mir schon anmaße, „III" zu einem der besten Veröffentlichungen des noch jungen Jahres zu machen. Geschmack hin oder her, aber hier kann sich jeder Musiker immer noch eine Scheibe abschneiden, wie man ein vielfältiges und kunterbuntes Album konzipiert, das nie langweilig oder uninteressant wird. Auch oder gerade wenn man die Scheibe mal eine Zeitlang nicht gehört hat, so ist es immer wieder ein Ohrenschmaus, selbst für Liebhaber anderer Stilrichtungen. Das Lob und die Anerkennung für diese Leistung gebührt den Herren Kapstad und Sæther sowie ihren Mitstreitern; hoffentlich wird man noch einiges von den Herren zu hören bekommen. (Jochen)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 36:40 min
Label: Crispin Glover Records
Veröffentlichungstermin: 22.01.2016

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