Axel Rudi Pell - Game Of Sins

axelrudipell gameofsinsEr habe einen Plan, ließ der Mann vor ein paar Jahren verlautbaren, bis 2016 wäre seine Karriere vorher geplant. Wenn man sieht, dass mit der Ankündigung eines neuen Longplayers zu Jahresbeginn auch gleich die Tourdaten für das ganze Jahr mitgeliefert wurden, kann man dem durchaus Glauben schenken. Dabei ist so eine Arbeitsweise als Künstler nicht unbedingt immer hilfreich, denn vieles hat in dem Geschäft immer noch mit Kreativität zu tun, auch bei solch erfahrenen Kempen. In der Tat schwächelte AXEL RUDI PELL bei seinem letzten Werk "Into The Storm", die ganz großen Melodien gelangen nicht. Nun hat er sich zwei Jahre Zeit gelassen, um mit "Game Of Sins" einen neuen Studiodreher zu bescheren, auch wenn er in der Zwischenzeit nicht auf der faulen Haut lag. Ob die Jubiläumsshow auf dem Bang Your Head-Festival 2014 auch Teil seines Plans war, wissen wir nicht, überzeugen konnte die Show mit einer STEELER-Reunion auf alle Fälle. Kann das auch die neue Scheibe?

Gemäß des Albumtitels beinhaltet das Intro "Lenta Fortuna" eine rollende Roulette-Kugel, zu der sich noch eine auf dem Schifferklavier gespielte Melodie eines alten Volksliedes gesellt. Damit hebt sich das Instrumental ein wenig von den sonstigen ab, was man vom eigentlichen Opener nicht behaupten kann. "Fire" liefert genau den Up-Tempo-Stoff, mit dem der Wattenscheider so einige Scheiben eröffnete. Die Double-Bass treibt voran und der Refrain reißt ordentlich mit.
Die textliche "Sons of Anarchy"-Hommage namens "Sons In The Night" setzt den forschen und griffigen Auftakt fort. Speziell das Grundriff hat eine klare NWOBHM-Schlagseite, doch auch der Rest geht klar zurück zu den Anfängen von Axels Karriere. So bissig begann schon lange kein Werk mehr von ihm und auch "Falling Star" versprüht einen Hauch traditionellen Metals. Doch die Nummer ist eher rockig angelegt und klingt im Refrain nach der späteren AOR-Phase seiner großen Vorbilder RAINBOW, was einen Kontrast zum Riffing darstellt.

Im Titelsong herrscht wieder sein seit "Eternal Prisoner" typischer Stil vor, das Stück ist eine seiner klassischen Epen, die von der Spielzeit auch gerne mal ausufern. Die schweren Akkorde werden von recht dominanten Synthesizerschwaden begleitet, arabeske Skalen geben der düsteren Komposition zusätzlich Würze. Doch auch auf "Game Of Sins" wiederholt sich der Mann etwas zu oft, "Till The World Says Goodbye" schlägt in eine ähnliche Kerbe, ohne dem Thema etwas Neues abzugewinnen. Sogar die Steigerung zum Ende hin ist bei beiden Songs gleich.

An Balladen bietet der Meister dieses Mal "Lost in Love" und das ebenfalls sehr lange "Forever Free" an. Besonders die erstgenannte kann mit ihrem an den Siebzigern angelehnten Keyboardeinsatz punkten. Rockig geht es bei "King Of Fools" zu, welches in der Tradition solcher Hymnen wie "Rock The Nation" steht. Anfangs noch mit gedrosseltem Tempo in der Strophe, wissen die knalligen Arrangements im Chorus zu gefallen. Die gibt es auch beim Cover des unsterblichen "All Along The Watchtower", wenn das Grundriff und die legendären Leads einsetzen. Das geschieht aber erst nach der ersten Strophe, welche AXEL RUDI PELL sehr ruhig gestaltet und sich insgesamt deutlich an die Version von JIMI HENDRIX anlehnt.

Musikalisch ist auch das nunmehr sechzehnte Album genau das, was man vom blonden Gitarrenhelden erwarten durfte. Doch das hat man alles schon mal besser gehört, irgendwie fehlt da die ganz große Inspiration, auch beim Cover. Ich kann es immer wieder nur betonen, dass da auch vieles in der Herangehensweise an die Aufnahmen begründet liegt, bei denen sich zu viele Daten zugeschickt werden. Viele verfechten ja dieses System als sehr bequem, leider bin ich eben eher jemand, dem Bequemlichkeit herzlich wenig bedeutet und der lieber Blut, Schweiß und Tränen vorzieht.

Gerade Johnny Gioeli wünsche ich mal jemanden wie Dieter Dirks im Studio, der aus den Phrasierungen noch zwanzig Prozent rausholt, manches wird zu beliebig intoniert. Auch klanglich könnte man nachbessern, der Gitarrensound des Masterminds gerät zunehmend schwammig und künstlich. Sein Spiel ist zwar klar als das von ihm zu identifizieren, doch gerade in den offenen Akkorden fehlen da einfach die Ecken und Kanten, welche es im Rock nun mal braucht.
Man muss ihm allerdings zugutehalten, dass die Drums hier besser als bei "Into The Storm" heraus gemischt wurden, das hat der Mann selbst erkannt. Es ist also noch Hoffnung da, dass man nicht in der selben Falle wie U.D.O. landet. Dennoch wünscht sich der Fan mal wieder einen richtigen Knaller der "Kings And Queens" oder "Oceans Of Time"-Kategorie. Hier kann er zwar zugreifen, mehr als ein ordentliches Werk wird er aber nicht vorfinden. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 65:04 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 15.01.2016

Kategorie: CD-Reviews