Krokus - Hellraiser

Krokus - HellraiserWie eine Art Stehaufmännchen haben KROKUS in ihrer mehr als 30 Jahre andauernden Karriere alle Tiefs und Rückschläge weggesteckt und konnten sich immer eindrucksvoll zurückmelden.

Im vorigen Jahr hat das letzte Gründungsmitglied die Band verlassen – und Fernando von Arb war mit seinem großartigen Spiel auf der Gitarre und seinen Songwriting-Fähigkeiten über die Jahre sicher nicht ganz unschuldig am immer wiederkehrenden Erfolg.

Auf der letzten Tour mit AXXIS hat Neuzugang Mandy Meier dann eindrucksvoll bewiesen, dass man das alte Material auch ohne Fernando gut präsentieren kann – aber wie sieht es aus mit neuen Songs?
Sämtliches Raten und Zweifeln hat nun mit der Veröffentlichung des neuen Longplayers „Hellraiser“ ein Ende... Eigentlich wird alles Spekulieren direkt mit den ersten Takten des Openers und Titeltracks „Hellraiser“ zerschlagen – hier hauen die Herren den besten Song seit „Headhunter“ heraus, dass einem die Ohren durchgepustet werden. Dabei lautet die Devise auf dem Album: „Back To The Roots“ – KROKUS klingen 2006 so frisch und rotzig nach Rock´n Roll, wie auf den Scheiben, die ihren ganz großen Erfolg markierten.
Mandy Meier und Dominique Favez lassen ein Hardrockgewitter vom Stapel, dem man sich nicht entziehen kann – mächtig bluesig groovender Sound, zugleich angenehm rau und authentisch auf den Silberling gebannt.
Dazu kommt ein Mark Storace in glänzender stimmlicher Perfomance. Der Mann ist ja bekanntermaßen auch ein „Hans-Dampf in allen Gassen“ und hat sich beispielsweise bei den letzten Alben von BISS oder WARRIOR einspannen lassen und dort einen eher durchwachsenen Eindruck hinterlassen – hier aber passt alles perfekt zusammen, dass es schon fast unheimlich ist. KROKUS leisten sich keinen einzigen Schwachpunkt – auch wenn man es mit „Hangman“ oder der Powerballade „So Long“ mal etwas gemäßigter angehen lässt, überzeugt wieder geniale Gitarrenarbeit und perfekt abgestimmtes gesangliches Timing – von der Präzisionsmaschine Stefan Schwarzmann an den Drums mal ganz zu schweigen.

„Angel Of My Dreams“ hat das Zeug zu einer ganz großen Nummer – ebenfalls im Midtempo-Bereich angesiedelt hat der Song einfach derart Power und Ohrwurmcharakter durch ein begnadetes Riff.

Satte 14 Songs verpacken die Schweizer auf einer knappen Stunde Spielzeit – und es wird zu keiner Sekunde langweilig – im extrem hochklassigen Mitbewerberfeld verlieren die etwas moderner arrangierten Songs wie „Fight On“ ein klein wenig Boden, was sich in der Gesamtnote aber nur marginal bemerkbar macht.

Zugegeben – KROKUS nehmen bisweilen gute Anleihen bei eigenen Klassikern aus der Vergangenheit – so ist „Spirit Of The Night“ unverkennbar ein enger Verwandter von keinem Geringeren als „Headhunter“ – und auch „Midnite Fantasy“ klingt mächtig vertraut – man wird doch nicht etwa heimlich zu einer Scheibe von AC/DC hinüber gehorcht haben?

Wobei ich den Jungs aber keineswegs „klauen“ unterstelle – es ist eben nur eine gewisse Ähnlichkeit auszumachen – der Song an sich weist hinreichend Eigenständigkeit auf, um seine Berechtigung mehr als zu festigen.

Ohne Pause lassen es KROKUS mit dem schnellen „No Risk No Gain“ (ACCEPT-Riff versteckt), dem Groover „Turnin´ Inside Out“ oder der zweiten Power“ballade“ des Albums „Take My Luv“ krachen.

„Justice“ schlägt noch einmal kräftig in Richtung Symbiose AC/DC & Blues aus, überzeugt wieder einmal durch außerordentliches Gitarrenspiel und wird vom ähnlich hochkarätigen „Luv Will Survive“ (bei dem man wieder in eigenen Riff-Lehrbüchern geschmökert hat) und dem straighten Rocker „Rocks Off!“ abgelöst.


KROKUS haben eigentlich immer ordentliche Alben abgeliefert – mal mit größerer Granatendichte, mal etwas durchschnittlicher – aber dass die Band jetzt nach ein paar Alben der zweiten Kategorie urplötzlich ein Album dieses Kalibers aus dem Ärmel schüttelt, dass an Klassikern wie „Metal Rendezvous“ oder auch „Headhunter“ mehr als nur sachte kratzt – das überrascht.
Diese Scheibe gehört zum Besten, was KROKUS je abgeliefert haben und ist in diesem Jahr einfach ein Pflichtkauf!

Note: 9,0 / 10

Anspieltipps: „Hellraiser”, Angel Of My Dreams”, „Spirit Of The Night”


VÖ: 15.09.2006

Spielzeit: 55:53 min.
Titel: 14
Label: AFM Records

(Naglagor)
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