stratovarius eternalIst das noch dieselbe Band oder muss man nach drei Alben die Truppe als eine komplett neue ansehen? Seit einigen Jahren sind die Finnen ohne ihren Bandgründer Timo Tolkki unterwegs, der nachlassende Erfolg stellte sich allerdings schon unter seiner Regie ein. Mittlerweile hat man sich eine eigene Identität geschaffen, welche musikalisch aber nicht allzu weit weg ist von der früheren Ausgabe. Auf dem letzten Longplayer „Nemesis" versuchte man mit ein paar tiefer angesiedelten Klängen eine kleine Kurskorrektur. Diese ließ man ähnlich wie die schwedischen Nachbarn von HAMMERFALL schnell wieder sein und besann sich auf die Kernkompetenzen. Somit brachte die 2.0-Version von STRATOVARIUS mit „Eternal" ihr viertes Werk mit Matias Kupiainen als Gitarrist auf den Markt.

Die Fanfare zu Beginn ist wieder absolut typisch für den Fünfer, vor allem wie sie schön von den Riffs gekontert wird. Nachdem ein paar Malmsteen-mäßige Arpeggien in die Strophe einleiten geht es in „My Eternal Dream" mit vollem Galopp weiter, das ist genau das Futter, nach dem die Fans verlangen. Überhaupt ist das Tempo über die gesamte Dauer recht hoch, so richtig Vollgas wird vor allem bei „Rise Above It" geboten. Hier gibt es anstatt egomanische Saitenhexeranwandlungen eher bombastische Töne von Johanssons Tasten.

Im Vergleich zum Vorläufer wurden diese aber etwas zurück gefahren, so richtig üppig werden sie nur im rockigen „Feeding The Fire" und dem abschließenden Longtrack „The Lost Saga" eingesetzt. Während das erstgenannte Stück wie eine orchestrale Variante von „Paradise" klingt, ist der Mittelteil des epischen Höhepunktes voll von Keyboardorchestrationen. Dabei pflegt der eigentliche Song traditionelle Metalwurzeln wie kaum eine andere Komposition der Band.

Neben dem Bombast wurden auch die Chöre reduziert, überhaupt sind die Arrangements nicht mehr so überfrachtet und geben den Melodien mehr Raum zur Entfaltung. Davon profitiert vor allem „Shine In The Dark", welches endlich mal wieder einen großen raumgreifenden Chorus anbietet. Interessant auch der Songaufbau mit perlenden Synthietönen und einem prägnanten Basslauf in der Strophe, ein Effekt, der auch den akustischen Teil von „Lost Without A Trace" veredelt.

STRATOVARIUS tun gut daran, wieder das zu machen, was ihnen liegt, die schweren Gitarrensalven kommen nur noch vereinzelt als Zwischentöne vor. Auf „Eternal" können sie wieder das klassische finnische Melodieverständnis präsentieren, was den Spaßfaktor erhöht. Natürlich ist das auch ein bisschen vorhersehbar, mit „Man In The Mirror" setzt es einen atmosphärischen Stampfer, „Few Are Those" gibt den etwas poppigen Hit und „Fire In Your Eyes" die obligatorische Ballade.

Das Songwriting kann jedoch durchweg überzeugen, streckenweise erreicht man fast das Niveau der eigenen Klassiker. Kotipelto weiß stimmlich seit jeher zu überzeugen, seine bestimmendes Organ ist mit ein Grund dafür, dass die Fortführung der Band Sinn macht. Auch Kupiainen hat sich komplett frei geschwommen und drückt der Formation seinen Stempel auf.
Einziger Schwachpunkt ist das etwas eindimensionale Spiel von Drummer Rolf Pilve, der die Double Bass zu oft durchtritt, selbst wenn es vom Tempo her weniger passt. Hier wären ein paar mehr Ideen und Variationen nötig gewesen, um so manche Wendung zu bereichern. Fans der Finnen dürfen aber bedenkenlos zugreifen, zumal man sich gegenüber „Nemesis" steigern konnte, dem Einbruch nach „Infinite" kann man nicht ganz entgegen wirken. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 54:23 min
Label: EAR Music
Veröffentlichungstermin: 11.09.2015

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