Eisregen - Marschmusik

Eisregen MarschmusikPünktlich zum zwanzigjährigen Bestehen von EISREGEN wird mit „Marschmusik ihr bereits elftes Full-Length-Album veröffentlicht, das nach knapp zwei Jahren den Nachfolger von „Todestage“ (2013) darstellt. Nun geht es konzeptionell weg von makaberen Fantasieszenarien hin zum surrealen Kriegserlebnis. Wie bereits der Name erahnen lässt, handelt „Marschmusik“ von den Schrecken und Leiden des Krieges, sowie der perversen Lust, die man darin erkennen könnte. Thematisch wird somit ein Feld abgesteckt, das auf dem Frühwerk von EISREGEN allenfalls hin und wieder angesprochen wurde.

Zumindest prinzipiell ist das Vorhaben von EISREGEN, sich ausdrücklich mit dem Thema Krieg auseinanderzusetzen, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Auch hinsichtlich der auf den vergangenen Alben immer stetig schwindenden lyrischen Qualität der Songs, ist es absolut nicht unwahrscheinlich, dass „Marschmusik“ als weitere Enttäuschung von Seiten dieser einst so großartigen Band anfällt. Doch tatsächlich ist dieses Album insgesamt überraschend gut ausgefallen.
Bereits der Opener führt stimmungstechnisch mit militaristischem Getrommele in die martialische Thematik ein, die im Lied „Marschmusik“ langsam auf die gewohnten Bahnen von EISREGEN gelenkt wird. Dem folgt mit „Blutkreis“ eine surreal erhabene Orgie des sanguistischen Exzesses, womit auch ein rekapitulierender Bezug auf das Frühwerk genommen wird. Homogen verteilt über das ganze Album finden sich immer weitere, potenziell wirklich gute Songs wie „Leichensack“, „Mein Leben Auf Deiner Haut“ oder auch das überwiegend klar eingesungene „Was Von Dir Bleibt“. Das vorsichtige aber gekonnte Synthesizer- und das elaborierte Gitarrenspiel erzeugen auf „Marschmusik“ eine fast schon nostalgische Atmosphäre des melancholisch makabren Wahnwitzes, der diese Band in Kombination mit einem mitreißenden Groove zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Dabei wird vor Polkaexkursen ebenso wenig Halt gemacht (insbesondere auf „Panzerschokolade“) wie vor abgrundtief finsteren Hymnen ohne Lichtblick (insbesondere „Fleischbrand“), womit eine gute Abwechslung gewährleistet wird. Auch die unterschiedlichen rhythmischen Ausgestaltungen der Tracks sind dem sehr zuträglich, ebenso wie die gekonnte Kombination mehrerer melodischer Motive in die einzelnen Tracks. Dadurch wird durchweg der Eindruck erweckt, dass erfahrene Profis am Werk waren, was man bei EISREGEN leider auf den letzten Alben nicht wirklich heraushören konnte.

„Marschmusik“ ist seit „Blutbahnen“ (2007) das erste wirklich gute Album von EISREGEN, das aber auch nicht wirklich an die Größe des Frühwerks heranreicht. Dennoch dürften alle Fans der Band beherzt zugreifen, denn das gebotenen Material ist ohne Frage qualitativ hochwertig und repräsentativ für die genuine, eigene Note, die man so nur von EISREGEN kennt. Dafür gibt es auch eine saftige Empfehlung. (Jannick)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 53:09 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 14.08.2015

 

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