Lamb Of God - VII: Sturm Und Drang

lambofgod viisturmunddrangDer 27. Juni 2012 sollte das komplette Leben von LAMB OF GOD auf den Kopf stellen. Bei der Ankunft auf dem Flughafen in Prag, um in Tschechien ein Festival zu spielen, wurde Sänger Randy Blythe verhaftet. Er soll bei einem zwei Jahre zurück liegenden Konzert den Fan Daniel Nosek von der Bühne gestoßen haben, der dabei so unglücklich auf den Hinterkopf fiel, dass er eine Woche später an seinen Verletzungen verstarb. Dabei bekleckerte sich die Justiz des Landes nicht gerade mit Ruhm, denn in der ganzen Zeit wurden diese Geschehnisse in keiner Form der Band kommuniziert, die alles wie der Blitz traf. Zudem wurde Blythe 38 Tage in Untersuchungshaft gelassen, und erst gegen eine Kaution von 400.000 US-Dollar frei gelassen. Die US-Metaller mussten viele Konzerte absagen, die Geld für den Prozess gebracht hätten, und standen vor dem Aus. Zum Glück erkannte das Gericht an, dass es sich hier um ein Unglück, welches Blythe zutiefst bedauert, gehandelt hat und sprach den Musiker von allen Vorwürfen frei. Wie geht man nach so einem Erlebnis zu Tagesordnung über, hat das alles Auswirkungen auf das neue Album "VII: Sturm Und Drang"?

Auch wenn das Thema in der DVD "As The Palaces Burn" abgehandelt wurde, so sind die Spuren immer noch in den Songs nachzuhören, welche der Sänger zum Teil während der Haft schrieb. Das literarische Motto der Aufklärungszeit spricht vor allem den Willen nach Freiheit an, und jener Wille dürfte Randy Blythes Denken in eben diesen Tagen diktiert haben. Laut dem Sänger geht es hier um Menschen in extremen Situationen, die völlig anders handeln als normal, und eingesperrt sein ist ein solcher Ausnahmezustand.

Innerhalb des Bandgefüges haben diese Ereignisse auch Energien freigesetzt, welche sich nun in den Songs entladen, die Dunkelheit und Ungewissheit dieser Zeit manifestiert sich in den Songs, allen voran "512", einer der vom Frontmann damals verfassten Stücke. So düster, und schwer gingen LAMB OF GOD selbst auf ihrem etwas experimentellen Vorgänger nicht zu Werke, anfangs bestehen die Lyrics nur aus gesprochenen Wortfetzen. Doch dann drückt sich diese unbändige Wut wieder durch, welche sich durch die gesamte Scheibe zieht.
Schon beim Opener "Still Echoes" rollen die Riffattacken nur so über die Köpfe des Hörers hinweg, Chris Adler ballert hinter seinem Kit wie ein Berserker, thrashige Läufe und die typischen Leads bringen die Nummer noch mehr nach vorne. Der Einfluss von IN FLAMES auf die moderne amerikanische Szene lässt sich auch auf "VII: Sturm Und Drang" nicht verleugnen, wie "Engage The Fear Machine" zeigt. Deren typische Strukturen duellieren sich in "Erase This" perfekt mit den groovenden Walzen, bevor dieser unglaublich wutschnaubende Refrain losbricht.

Die thrashigen Anleihen kommen hier noch deutlicher zum Vorschein, bei "Footprints" wechselt sich klassisches Riffing mit fordernden Attacken ab. Das hat einen klaren Bezug in die Gründungsphase der Neunziger Jahre und lässt sogar spätere METALLICA durchschimmern. Richtig überrascht in der Hinsicht "Overlord", welches sehr ruhig und atmosphärisch beginnt und stark an das Material von "Load" erinnert. Richtig drauf los thrashen LAMB OF GOD dann bei "Anthropoid", in welchem einem die Staccatos nur so um die Ohren fliegen. In der Mitte nehmen sie auch kurz das Tempo raus, umso der Brutalität anschließend noch mehr Wirkung zu verleihen. Noch mehr nutzt die Truppe die Dynamik beim vielschichtigen "Delusion Pandemic" und dem wuchtigen Rausschmeißer "Torches".

Die brachiale Wut wird durch den rohen und direkten Sound noch verstärkt, alles kommt derbe auf den Punkt. Dennoch gelingt es einen sehr dicken und voluminösen Klangteppich zu weben, so dass den Songs bei aller Härte nicht das Hitpotential abgeht. Bestes Beispiel hierfür ist das hektische "Embers", bei dem Chino Moreno von den DEFTONES mit einem Gastauftritt glänzt. Gerade hier bietet "VII: Sturm Und Drang" sehr viel gute und kompakte Refrains, die sich mit der Aggressivität gut vertragen. Es gelingt dem Fünfer das jüngste Schicksal in wirklich starke Kompositionen zu verwandeln, die sofort fesseln. Zwar gibt es mit dem Zweitjob von Chris Adler bei MEGADETH das nächste Problem, doch der Drummer betont, dass er seiner Stammband treu sein wird. Wenn ich mir die Qualität der jeweils letzten beiden Lonplayer anschaue, kann das nur eine weise Entscheidung sein. (Pfälzer)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 48:25 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 31.07.2015

 

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