House Of Lords - Indestructible

houseoflords indestructibleSo langsam tendiert der Name James Christian zur Omnipräsenz bei mir. Nachdem er vor gut einem Jahr mit „Precious Metal" ein neues Album von HOUSE OF LORDS veröffentlichte, sah ich ihn wenige Wochen später auf der dazugehörigen Tour. Nur ein paar weitere Wochen später sah ich den Mann auf dem Sweden Rock als Bassist und Backgroundsänger bei seiner Lebensgefährtin ROBIN BECK. Sah es jetzt so aus, als würde ich mal eine Zeitlang nichts Neues aus seinem Lager hören, kündigte sich schon ein neues Werk seiner Stammformation an. Mit „Indestructible" geht deren Geschichte weiter, das Output unter der Ägide von Christian ist nun schon um einiges größer als der aus der Zeit, in der Gregg Giuffria den Ton angab. Mit der neuen konnte die Truppe immerhin sechs Scheiben in den letzten zehn Jahren auf den Markt bringen, doch läuft sie nicht Gefahr, die Dinge nicht richtig reifen zu lassen.

Viel verändert hat sich also nicht, auch das Line-Up ist gleich geblieben, mit der Konstanz ist der Kopf frei und man kann so natürlich auch die kreativen Energien besser frei setzen. Der zuletzt eingeschlagene Weg wurde weiter geführt, die dezent modernen Anleihen scheinen immer mehr durch. Manches erinnert an MAXX EXPLOSION, die Zweitband der Instrumentalfraktion, bei der Bassist Chris Mc Carville singt. Das ist natürlich ein Zeichen einer verstärkten Gruppendynamik, so dass das die Verantwortung für das Songwriting nicht mehr alleine bei dem Frontmann liegt.

Schon der Opener weist leicht modernen Riffstrukturen auf, rockt aber schön nach vorne. Auch die Keyboards tragen einen zeitgemäßen Anstrich und klingen streckenweise orientalisch angehaucht, so ähnlich kann man diese auch auf den letzten GOTTHARD-Scheiben vernehmen. In die selbe Richtung wie „Go To Hell" tendiert auch „Die To Tell", wenngleich hier die Synthesizer flächiger daher kommen.
Die Metalkante beim Titelsong macht klar, dass sich die drei Instrumentalisten aus der Weichspülerecke verabschieden wollen. Mit den fiebrigen Leadfills und einer außergewöhnlichen Rhythmik könnte das Stück auch entfernt von ARMORED SAINT stammen. Einen ordentlichen Druck auf das Gaspedal gibt es auch beim programmatisch treibenden „100 Mph" und dem DoubleBass-geschwängerten Schlusspunkt „Stand And Deliver".

Ruhige Momente gibt es für den Anhängerstamm auch genügend, wenn auch „Pillar Of Salt" nicht das klassische Achtzigerfutter bietet. Ob man bei einem eindeutigen Ausflug in das Balladenfach der Neunziger noch von modern sprechen kann, lasse ich mal dahin gestellt, im Verhältnis zu Longplayern wie „Come To My Kingdom" schon. So etwas in der Art haben AEROSMITH damals reihenweise abgeliefert, die Bostoner könnten auch beim Refrain von „Another Dawn" Pate gestanden haben.
Hier gibt es als Gegenpol in der Strophe allerdings die auf „Indestructible" selten vorhandenen Fanfaren. Vollständig auf íhre Kosten kommen die Fans der frühen Alben dann beim an BON JOVI angelehnten „Call My Bluff" mit seinen tollen Harmonien, sowohl im Instrumental – als auch im Gesangsbereich. Und die raumgreifende Pianoballade „We Will Always Be One" ist sowieso bestes Radiofutter.

HOUSE OF LORDS haben nach wie vor starke Songs am Start, aber von der Ausrichtung klingt das ein wenig unentschlossen. Zum Glück hält die gute Produktion das alles gut zusammen, sie gibt den Melodien Raum, lässt aber den Druck nicht vermissen. Mit ihrer Mischung aus härterer Attitüde, verbunden mit tollen Soli von Gitarrist Jimi Bell und einem feinen Melodiegespür machen sie viel richtig. Dennoch braucht „Indestructible" etwas, bis es wirklich zündet. der Spagat gelingt hier jedoch besser wie beim letzten Output „Precious Metal". Wer bislang mit der Band etwas anfangen konnte, kann hier sicher nichts falsch machen, zumal die modernen Ausflüge weit weniger in Gewicht fallen als auf „The Power & The Myth". (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 50:07 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 05.06.2015

Kategorie: CD-Reviews