Various Artists - The Hiraeth Compilation Vol. I

variousartists hiraeth„Hiraeth“ kommt aus dem Walisischen und ist eines jener hübschen Wörter, für die es keine Übersetzung gibt. Deshalb liefern SIMEON SOUL CHARGER auf der Rückseite der Compilation auch gleich die Erklärung mit: „Hiraeth“ bedeutet „Heimweh nach einem Zuhause, zu dem man nicht zurückkehren kann oder das es nie gab, Nostalgie, Verlangen nach und Trauer um die verlorenen Orte der eigenen Vergangenheit“. Und wenn man die Geschichte der vier Amerikaner kennt, dann kann man auch sofort nachvollziehen, warum jemand einem Sampler einen solchen Namen gibt.

Denn die Band, die mittlerweile seit 4 Jahren in Bayern lebt, hat ihre Zelte in Akron, Ohio abgebrochen, um ihre Karriere in Europa voranzutreiben. Zurück blieben natürlich Familie und Freunde. Gleichzeitig haben sie hier neue Freunde gefunden, darunter selbstverständlich viele Bands, mit denen sie im Laufe der letzten vier Jahre aufgetreten sind. Und von diesen vielen Bands versammeln sich 16 aus 9 verschiedenen Ländern auf diesem Album. Also quasi ein ganzes Album voller Freunde.

Den Auftakt machen TANK 86 aus den Niederlanden mit „Gilgamesh“, die ziemlich hart rocken, dabei aber eine zarte Spur der 70er und auch der 90er durch ihre Musik ziehen. Es folgen THE HOWLING MUFFS aus Österreich, die – irgendwie passend zum Namen – einen etwas muffigen, gedämpften Sound haben. Mit einem schönen klaren Sound wäre „Acid Priest“ sicher nochmal eine ganze Spur cooler.

Das sind MOTHERBRAIN aus Berlin schon jetzt. „High Drive“ beginnt etwas sperrig, entwickelt sich aber ganz schnell zum Ohrwurm, geht sofort ins Ohr und macht Lust auf mehr. Anschließend präsentieren die SUPER HARD BOYS aus Köln „Stungun“, im Original von den EARTHLINGS. Und ich muß sagen: es rockt mehr. Und auch die leichte NIRVANA-Note gefällt mir. Überhaupt gefällt mir dieser Song hier besser als mir die Band bisher live zugesagt hat. Vielleicht sollte ich mir doch mal ein Album der Deutschen zulegen?

DULL KNIFE aus England schlagen mit „Bound & Tied“ sehr ruhige Töne an und sind noch dazu sehr ruhig abgemischt, so daß sie doch etwas aus dem Rahmen fallen. Hier muß man mal an den Lautstärkeregler, damit man auch was vom Song mitbekommt. Insgesamt aber ein schöner Song, der unüberhörbar den Spirit der 70er atmet.

Und dann wird es richtig schön rockig und vor allem amerikanisch: THE TENANTS, wie SIMEON SOUL CHARGER aus Akron stammend, repräsentieren einen Teil der amerikanischen Freunde und mit „I’m A Vegetarian“ gibt es einen Song zu hören, zu dem Aaron Brooks, seines Zeichens Sänger, Gitarrist, Keyboarder und noch viel mehr von SIMEON SOUL CHARGER, das Video drehte.

SUN DOG aus München könnten auch einen etwas besseren Sound haben, andererseits paßt es aber zum ruhig vor sich hin rockenden „Wounded Animal“. AUDIO LOVE NATION aus Ungarn präsentieren mit „Vertigo“ eine frische Mischung aus 70er und 90ern, die mit vielen Ohohos und Yeahs zum Mitsingen anregt. Mir persönlich gibt es in dem Song aber einfach zu viele Wiederholungen. Trotzdem ein nettes Teil.

RADIO HAZE aus Abendsberg sind im Vergleich zu den anderen Bands auffällig leise. Lustigerweise wird im Text dann auch gefragt: „Am I Loud Enough?“ Nein, seid ihr leider nicht. An sich ist „Communication“ aber beileibe kein schlechter Song. Dafür sind CUPRUM aus Prag eine positive Überraschung. Auch wenn ihre doch sehr progressive Musik nicht so leicht zugänglich ist. Und die tschechischen Texte machen es nun auch nicht einfacher. Dafür gibt es aber eine Hammondorgel und sogar eine Querflöte, was den Vergleich mit JETHRO TULL natürlich nahelegt. Und damit werden CUPRUM auf jeden Fall zum Anspieltip.

WAXY MONX, ebenfalls aus Ohio, sind zu Beginn sehr jazzig, werden dann jedoch eingängiger. In den Strophen fällt es mir trotzdem schwer, einen Zugang zu finden, der melodische Refrain von „Vision“ ist dafür umso schöner ausgefallen. Dafür sind die Amerikaner aber auch die einzige Band mit weiblichem Gesang. HOKUM aus München bilden dazu einen krassen Gegensatz. „Impetus“ ist das wohl härteste Stück auf dieser Scheibe. Das ist kein Rock mehr, das ist Metal mit angenehmen Growls. Und obwohl ich es erfrischend finde, auch mal etwas härtere Sounds zu hören, so ist mir dieser Song auf Dauer dann doch zu langweilig.

STREET CORNER TALKING aus der Schweiz sind ebenfalls eine positive Überraschung. „The Last Night“ ist ein schöner, locker rockender Song, der gut ins Ohr geht und zum Mitwippen anregt. Einziges Manko: Dieser Song ist zu kurz. Von STREET CORNER TALKING werde ich mir wohl in nächster Zeit ebenfalls was zulegen müssen. Auch ASBESTOS LETTUCE stammen wie SIMEON SOUL CHARGER aus Akron und präsentieren mit „Little Angel Killer“ einen Sound, der sich gar nicht so sehr von dem meiner Lieblingsamerikaner unterscheidet. Bis auf den Gesangsstil, der dann doch deutlicher an Bands der 60er erinnert, was mir zwar grundsätzlich sehr gefällt, manchmal finde ich es aber doch etwas zu viel des Guten wenn der Gesang zu sehr Richtung Schreien abdriftet.

Sehr ruhig wird es dann wieder mit TOADSTOOLs „Reefer Madness“, das zu Beginn mit seinen vielen Wiederholungen etwas eintönig wirkt, sich dann aber zu einem tollen, leicht rockenden Song auf hohem Niveau entwickelt, der noch dazu einen ordentlichen Sound hat. Auch diese Band aus Passau sollte man sich für die Zukunft merken. Den Abschluss machen dann THE JONES BONES aus Italien mit „Handsome“, die erfreulicherweise nicht typisch italienisch klingen. Besonders innovativ ist der Song nicht, macht aber jede Menge Spaß.

Insgesamt finde ich alleine die Idee zu dieser Scheibe wirklich gut. Noch besser ist es, dass man dadurch jede Menge Bands kennenlernt, von denen man bisher noch nie etwas gehört hat (zumindest von den allermeisten). Und es ist sehr schön zu sehen, wie viele wirklich talentierte Bands es doch noch gibt. Einzig einen Kritikpunkt habe ich an der Scheibe: Der Sound. Der weicht teilweise doch stark voneinander ab. Was logisch ist, da es sich hier größtenteils nicht um hochproduzierte Bands handelt, sondern die Sachen zum Teil im heimischen Wohnzimmer eingespielt wurden. Aber zumindest an der Lautstärke hätte man vielleicht doch noch etwas regeln müssen – zwei Songs fallen doch arg nach unten, so daß man, wenn man die CD am Stück hört, dann doch von Hand nachregeln muss. Aber alles in allem bekommt man hier wirklich was geboten fürs Geld. Wobei die Scheibe ja noch nicht mal was kostet, sondern es gibt sie als Dreingabe bei den ersten 500 Bestellungen im SIMEON SOUL CHARGER-Shop oder auf den nächsten Konzerten. Also: Kaufen, Leute! (Anne)


Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 16
Spielzeit: 69:11 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 13.06.2015

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