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barrenearth onlonelytowersBARREN EARTH gehören zu den Bands, die bisher völlig unerklärlicherweise an mir vorbeigegangen sind. Wie ich das geschafft habe, ist mir heute zwar auch ein Rätsel, aber nun gut, Dinge passieren. Und um ehrlich zu sein, kenne ich die Band jetzt auch nur, weil Jón Aldará, seines Zeichens Sänger der färöischen Doomer HAMFERÐ, jetzt bei den Finnen singt (und nein, das wird keine negativen Auswirkungen auf seine Hauptband haben). Da ich von seinen gesanglichen Fähigkeiten ohnehin überzeugt bin, bleibt jetzt nur noch herauszufinden, was die Finnen denn so dazu beisteuern.

Und dabei kann mich „On Lonely Towers“ schon beim Intro „From The Depth Of Spring“ überzeugen. Ruhig und stimmungsvoll leiten Klavier, Akustikgitarre und Streicher die Scheibe ein und machen sofort Lust auf mehr. Und das gibt es. „Howl“ beginnt unvermittelt und gefällt von Anfang an. Sowohl beim allerersten Hören als auch vom ersten Ton an. Zunächst ist es etwas ungewohnt, Jón englisch singen zu hören, aber das legt sich schnell. Auffällig ist auch, daß er beim Cleangesang etwas anders singt als bei HAMFERÐ – was aber nur beweist, was für ein guter Sänger er ist.

„Howl“ ist ein genialer Song mit Ohrwurmrefrain, vielen proggigen Parts, rockt aber auch ordentlich und driftet gerne mal Richtung Death, insbesondere wenn Jón growlt. Meiner Meinung nach ist dies der beste Song der Scheibe, was aber nicht heißt, dass der Rest wesentlich schlechter wäre. Im Gegenteil. „On Lonely Towers“ kommt ohne Füller aus, jeder Song ist ein Highlight für sich. Besonders gilt das auch für „A Shapeless Derelict“, bei dem Jóns Gesang wohl am ehesten an HAMFERÐ erinnert, während man ansonsten eher ein wenig nach CANDLEMASS klingt. „A Shapeless Derelict“ ist ein düsterer, schleppender, manchmal auch etwas sperriger Song, der es aber in sich hat. Auf jeden Fall auch ein Anspieltip.

„Set Alight“ ist dagegen fast schon schnell und verspielt, ja, die Gitarren, die sich jedoch dezent im Hintergrund halten, erinnern stellenweise an CHILDREN OF BODOM. Ruhige und heftige Parts wechseln sich ab und erhalten so die Spannung, die mit Spoken Word-Parts weiter erhöht wird. Auch der Titelsong „On Lonely Towers“ wird trotz seiner Länge von fast 12 Minuten nie langweilig. Er beginnt sehr ruhig, fast schon sphärisch, um dann aber doch noch sehr intensiv zu werden. Zwischendurch findet sich auch noch die Zeit für das ein oder andere Gitarrensolo oder bluesige Zwischenparts bevor das Stück im Chaos aufgeht.

Dieses Chaos löst sich dann in „Chaos The Songs Within“ auf, das trotz (oder gerade wegen) starken Hangs zum Death sofort ins Ohr geht, auch wenn das Stück auch wieder recht proggig ist. Jón beindruckt hier ein weiteres Mal mit seiner Stimme, doch am Ende verwirrt der Song dann doch. Bei einem solchen Outro erwartet man eigentlich, dass die Scheibe zu Ende ist. Doch weit gefehlt, mit „The Vault“ gibt es noch einen Nachschlag. Akustisch eingeleitet wird es ein schöner, ruhiger, aber dennoch intensiver Song, der etwas Richtung HAMFERÐ geht, jedoch längst nicht so düster wie das Material der Färinger ist. Hier darf auch mal eine Hammondorgel reinschnuppern, bevor der Song und damit auch das Album dann doch relativ plötzlich endet.

Und irgendwie hat man damit das Gefühl, daß die Songs vertauscht wurden. Aber nun gut, jeder wie er mag. „On Lonely Towers“ ist jedenfalls ein Album, das auf ganzer Linie überzeugen kann. Im Nachgang habe ich mir mal einige Songs der letzten Alben der Band angehört und ich muß sagen: Mit Jón gefallen sie mir eindeutig besser. Seine Stimme gibt der Musik, was ihr bisher gefehlt hat. Aber auch kompositorisch hat die Band einen Schritt nach vorne gemacht. Für mich bisher eines der besten Alben des Jahres 2015. (Anne)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 57:36 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 30.03.2015

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