Adramelch - Opus

adramelch opusEine echte Kultband sind zweifelsohne die Italiener ADRAMELCH, die mit ihrem vierten Opus ihren Abgesang abliefern. Danach ist Schicht im Schacht! Aus, vorbei.
Das ist schade, denn ich hatte immer eine Schwäche für die Mailänder Ausnahmetruppe.

Mit ihrem 1988 erschienen Debütalbum „Irae Melanox" erschufen sie eines der kultigsten Alben der Metalwelt. Diese Tatsache war leider kein Garant für eine schillernde Karriere, denn kurz danach löste man sich auf. Es dauerte bis 2005, bis die Norditaliener mit „Broken History" aus der Versenkung auftauchten. Auch damit wurde man nicht zum Megaseller und erst 2012 unterzeichnete man bei Pure Prog Records (einem Ableger von Pure Steel). Die Frucht dieser Zusammenkunft nannte sich „Lights From Oblivion" und darauf zeigten sich die Herren weitaus weniger metallastig, sondern agierten eher im Progrockbereich. Eben in dieser Richtung wird auch auf „Opus" musiziert. Kaum noch harte Akkorde, dafür träumerische Melodieführungen und ausgefeilte, außergewöhnlich stimmige Vokalarrangements. Und eine fast schon doomige Stimmung teilweise.

Besonders „Long Live The Son" hat es mir angetan. Eine dramatische, melancholische Melodie begleitet das Stück. Vittorio Ballerio wächst teilweise über sich hinaus und beweist, was für ein begnadeter Sänger er doch (mittlerweile) ist. Beim Debüt und „Broken History" klang er doch stellenweise etwas dünn. Er ist gesanglich sehr gereift und das ist auch Gianlucas Gitarrenarbeit. Sein Stil ist wirklich sehr atmosphärisch und bietet Gänsehautmomente en Masse. Keine Lichtgeschwindigkeitsgriffbrettwichserei ala MALMSTEEN & Co. Natürlich ist das eher Prog denn Metal, tief in den Siebzigern verwurzelt. Aber sehr eigenständig, keine Band klingt wie ADRAMELCH. Das Songwriting geht nie den Schema F-Weg, immer wieder überraschen geschickte Wendungen oder ungewöhnliche Gesangspassagen. Das ist fortschrittlich im eigenen Sinne. Wobei die Musik irgendwie auch „altmodisch" ist. Das meine ich aber durchaus positiv. Gleiches gilt für jeden der 12 Stücke auf „Opus". Bei einem Wunderstück wie „Only By Pain" könnte man ausrasten, soo viele wohlige Schauer werden einem über den Rücken gejagt. Ebenfalls spitze das getragene, traurige „Fate", eine einzigartige Melodie und ganz großes Kino! Auch „As The Shadows Fall" hat einfach phänomenale Momente. Zum Heulen schön. Da „Ostinato" und „A Nerverending Rise" leicht abfallen, gibt es doch nicht die Höchstnote, aber das ist Jammern auf höchstem Niveau.

ADRAMELCH hinterlassen uns ein mehr als würdiges Abschlusswerk, das wieder nur bei wenigen Freunden der Stromgitarrenmusik Anklang finden wird. Diese auserkorenen Musikgourmets werden es allerdings abgöttisch lieben ach was sage ich, anbeten! ADRAMELCH, Mille Grazie für euer Vermächtnis! (Ralf)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 66:43 min
Label: Pure Prog Records
Veröffentlichungstermin: 22.05.2015

Kategorie: CD-Reviews