King King - Reaching For The Light

kingking reachingforthelightIch muss zugeben, dass „Reaching For The Light" für mich persönlich ein etwas schwieriges Album ist. Das hängt nicht damit zusammen, dass ich mit der Musik nicht klar kommen würde oder dass die Platte schlecht wäre, sondern damit, dass sich mir bei den ersten Kontakten mit der Band nicht erschließen wollte, warum KING KING (hätte einmal KING nicht gereicht?), überall so abgefeiert werden, obwohl man bis dato erst zwei Alben draußen hatte und auch eher in kleineren Clubs unterwegs ist als ausverkaufte Hallen zu bespielen. Sind KING KING also so etwas wie ein Insidertipp?

Man gewann zwei Mal in den Kategorien „Beste Band" und „Bestes Album" bei den britischen Blues Awards und wenn man sich so manches Zitat über die Band anschaut, muss man das Gefühl bekommen, dass es aktuell keine besseren Blues Musiker gibt als Alan Nimmo (Gesang/Gitarre), Bob Fridzema (Orgel, Keybboard), Lindsay Coulson (Bass) und Wayne Proctor (Schlagzeug), in einem Jahrzehnt, in dem JOE BONAMASSA gezeigt hat, wie man tradtitionellen Blues mit zeitgemäßem Blues-Rock perfektioniert, sind das teilweise arg hochgegriffene Aussagen, man lese nur einmal die Liner Notes von Henry Yates im Inlay.

Nun denn, eigentlich möchte ich diesen Vierer von der großen britischen Insel weder direkt noch indirekt schlecht machen, denn nach mehrwöchiger Zufuhr von „Reaching For The Light" kann ich inzwischen auch nicht anders, als den Hut vor dieser Band und diesem Album zu ziehen, bei dem nicht alles bis ins kleinste Detail, aber immerhin fast alles passt!

Verglichen mit anderen Bands haben KING KING meiner Meinung nach drei Vorteile. Die Band verbindet wirklich sehr gekonnt den typischen Bluesgroove mit treibendem, energischen Rock, das Ganze klingt dadurch zeitgemäß und sollte damit beide Lager ansprechen dürfen. Zudem hat die Band mit Alan Nimmo einen sehr starken Sänger und Frontmann, im wahrsten Sinne des Wortes ein Schwergewicht, der über eine warme und kräftige Stimme verfügt, die gut zur Musik passt, die sehr songdienlich ausfällt. Das ist sozusagen Pluspunkt Nummer drei und vermutlich der wichtigste von allen, das Songwriting ist absolut rund und lässt kaum Wünsche offen, auf „Reaching For The Light" findet man alles, was das Herz erwährmt, von gefühlvollen Balladen wie „Lay With Me" und „Take A Look", Songs die ordentlich rocken und nicht nur dezent an Y & T erinnern, namentlich sind das „Hurricane" und „Rush Hour", sowie Nummern, die mit den besten Sachen von BONAMASSA und Co mithalten können; für „You Stopped The Rain" und „Stranger To Love" gibt es nur das Wörtchen „grandios".

Die Band versteht es wirklich richtig gut, sich auf das Wesentliche zu fokussieren, so finden sich auf „Reaching For The Light" lediglich 9 Songs mit einer Spielzeit von 43 Minuten, für eine Blues Platte ist das relativ wenig, dafür langweilt das dritte Studioalbum zu keiner Sekunde, wobei mir das funkige „Crazy" nicht ganz so gut gefällt wie der Rest, auch das Paul Carrack Cover von „Just A Little Lie" erreicht hinter den Eigenkompositionen der Band die Ziellinie, was eher für als gegen KING KING spricht. Anfängliche Zweifel hin oder her: Da beißt die Maus keinen Faden ab, „Reaching For The Light" wird höchstwahrscheinlich das beste Blues Album des Jahres 2015 sein. (Maik)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 43:47 min
Label: Manhatonrecords/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 08.05.2015

Kategorie: CD-Reviews