mothersfinest goody2shoesIn den Siebzigern saßen sie zwischen allen Stühlen und konnten ihre funkigen Hardrock nirgends an den Mann bringen. Erst mit dem Überhit „Baby Love" wurden die US-Amerikaner über Nacht zur Sensation. In Deutschland verhalf ihnen ein Auftritt beim Rockpalast zum Durchbruch, hier wurde ihre große Stärke deutlich. Nach dem schnellen Aus in den Achtzigern war man ab 1989 wieder am Start. Drei Jahre später gelang mit „Black Radio Won´t Play This Record", einem Mittelfinger in Richtung Radiostationen, der letzte große Wurf. Danach waren MOTHER´S FINEST nur noch selten Gast im Studio, lediglich zwei Alben stehen seither zu Buche. Live kann sich die Formation, zu der vier Originalmitglieder gehören, immer noch behaupten. Hier leben sie vor allem von der Energie ihrer Frontröhre Joyce „Baby Jean" Kennedy. Nun will es die Truppe auch auf Platte nochmal wissen, etwas seltsam betitelt soll es „Goody 2 Shoes & The Filthy Beast" richten.

Hier bleibt man sich weiterhin treu und bietet genau die Melange, mit welcher man einst berühmt wurde. Als wäre das letzte Album keine zwölf Jahre her beginnt „Angels" mit funky Riffs, die mit Leadfills ein wenig Melodie verpasst bekommen. Die gute Joyce trifft zwar immer noch die hohen Töne, wirklich mitreisen vermag sie beim Opener allerdings nicht. Da hilft auch der Einsatz von Jerry „Wyzard" Seay wenig, der sonst einen grandiosen Rhythmus vorgibt. Viel besser macht es das folgende „Shut Up" auch nicht, von den Gitarren her kommt man sogar noch ein wenig zäher rüber.

Erst „She Ready" entfacht dann ansatzweise das Feuer, welches man von der Band gewohnt ist, der Refrain schiebt ordentlich nach vorne. Hier zünden endlich mal die Gesangsarrangements, so dass etwas beim Hörer hängen bleibt. Das Stück rockt schön lässig und wird von ein paar Keyboardlinien verziert. Diesen guten Eindruck macht „Cling To The Cross" direkt wieder zunichte, die erste von Glen „Doc" Murdock gesungene Nummer bietet seltsamen Schunkelsoul, in dem nur seine tiefe Stimme für Aufsehen sorgt.
Wenn MOTHER´S FINEST schon souliges anbieten, dann lieber in der Machart von „Another Day", dass trotz Gospelanklängen tierisch groovt. Oder in dem bluesigen „I Don´t Mind"", bei dem erneut Murdock den Gesang übernimmt und ein paar coole Orgeltöne zu gefallen wissen. Richtig schwer groovt auch „All Of My Life", in dem die Band sogar Reggae-Zitate verarbeitet. Und bei „My Badd" weiß Gitarrist Gary „Moses Mo" Moore sogar mit modernen Hardrockriffs zu überzeugen.

Doch leider haben sich noch weitere schwache Titel eingeschlichen, die Rapskills wollen nicht mit der ansonsten gelungenen Ballade „Tears Of Stone" harmonieren. Das wirkt wie ein halbgarer Versuch, auf dem aktuellen Markt ein Stück weit Fuß zu fassen. Noch mehr in Richtung zeitgemäße R´n´B-Sounds driftet „Take Control" ab, das mit Synthesizerrhythmen tanzbar daher kommt, aber von der ganzen Melodieführung völlig ziellos wirkt.
Insgesamt ist „Goody 2 Shoes & The Filthy Beast" etwas zahnlos ausgefallen im Vergleich zu den fulminanten Liveshows. Obwohl man auf Abwechslung bedacht ist, hätte die Formation mehr Mut beweisen müssen. Wo sind die energischen Soli oder die tollen Keyboardabfahrten, welche es in der Vergangenheit gab? Dazu lässt der Sound einiges an Druck vermissen, wodurch den Songs der Biss abgeht, den die Musiker schon noch rüberbringen können.
Am Ende entlarvt ein live aufgenommenes Medley aus überspielten Standards wie „Satisfaction" das über weite Strecken mediokre Songwriting. Zwar vermag auch dieses die Livequalitäten nicht in einem angemessenen Licht erscheinen zu lassen, was aber eher an der hier noch dünneren Produktion liegt. Die Fans dürfen sich zwar auf die Konzerte freuen, aber bei denen werden MOTHER´S FINEST wohl wieder ihre eigene Legende Feiern, das Material hier kommt da nicht ran. (Pfälzer)

Bewertung: 5,5 /10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:32 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 27.03.2015

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