Unhold - Towering

unhold toweringKeine Wurzeln schlagen! So lautet das Credo der Schweizer Band UNHOLD, die nach sieben Jahren kreativer Pause ihr bereits viertes Album „Towering" auf den Markt werfen. Bisher habe ich noch so gut wie nichts von dieser vor 15 Jahren gegründeten Kapelle gehört, bis unser Chefredakteur mir die Scheibe empfohlen hat. Anfangs war ich etwas skeptisch, ob das mit uns beiden klappt, aber nach mehreren Durchläufen wird diese mineralische Ansammlung zu einer echten Perle geformt. Auch wenn die erste Annäherung etwas befremdlich war, so braucht das Album seine Zeit, um sich zu entfalten, denn hier sind sehr viele Facetten unter einen großen Hut gebracht, so dass es auch schwer fällt, einen Song von „Towering" repräsentativ für das ganze Album zu nennen.

Melancholie und Wut werden gepaart mit Atmosphäre und Schönheit. Die Verwendung eines Synthies bei dieser Art der Musik ist mir grundsätzlich etwas suspekt, aber UNHOLD weiß ihn sehr geschickt und bisweilen dezent einzusetzen, auch mal für Piano-Parts oder Orgelsounds, die mir persönlich allerdings weniger zusagen und ein wenig deplatziert wirken. Neuzugang Miriam von CRIPPLED BLACK PHOENIX weiß aber nicht nur ihr Instrument in dieser Band zu bedienen, sondern hat auch noch eine sehr ausdrucksstarke und verführerische Stimme, die ebenso angemessen zum Einsatz kommt.
Auch wenn die Hoffnung und Ästhetik deutlich stärker im Vordergrund steht, so gibt es auch wieder die traurigen und verzweifelten Parts, die in Wut und Agonie münden. Hier haben sich fünf Musiker richtig Gedanken gemacht, ein komplexes emotionales Werk zu erschaffen, das man nicht nach einmal Durchhören komplett erfassen kann. Die beiden Gitarristen übernehmen den Hauptgesang, dabei ist Thomas für den wütenden aggressiveren und Philipp für den melodischen Part zuständig, und zu keinem Zeitpunkt klingt es aufgesetzt oder unpassend. Es klingt auch weder nach Konzeptalbum noch nach zusammengewürfelten erzwungenen Zusammenschlüssen.

„Towering" lebt von der Dynamik, vom Wechselspiel der Gefühle und vom instrumentalen Abwechslungsreichtum. Ein kleines „Meisterstück" ist ihnen meiner Meinung nach da mit „Dawn" gelungen; dieser Song kann alles und vereint gekonnt die Bandbreite dieser Formation.
Wer die Melancholie von A PALE HORSE NAMED DEATH mag, die Härte von AMENRA und eine Dynamik à la NEUROSIS zu schätzen weiß, der sollte hier hellhörig werden.

UNHOLD ist eine Band, die zwar noch nicht den internationalen Durchbruch erreicht hat, aber die man durchaus demnächst als Toursupport einer namhaften Band erleben dürfte. Fans von ISIS oder CULT OF LUNA sollten dieser Band eine echte Chance geben, auch wenn noch etwas Luft nach oben ist und UNHOLD noch lange nicht am Ende ihres kreativen Pensums stehen. Towering will be accomplished. (Jochen)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 60:10 min
Label: Czar Of Crickets
Veröffentlichungstermin: 16.02.2015

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