Before The Dawn - The Ghost

Before The Dawn - The Ghost 2003 und 2004 ließen BEFORE THE DAWN mit ihren beiden Erstlingswerken aufhorchen. Bis zum jetzt vorliegenden dritten Album "The Ghost" hat es nun etwas länger gedauert – nicht verwunderlich, wenn man die diversen Line-Up-Wechsel bedenkt, die schließlich dazu geführt haben, dass Sänger/Gitarrist Tuomas aus BEFORE THE DAWN nun ein Solo-Projekt gemacht hat. Gespannt darf man sein, ob das dritte Scheibchen unter diesen Vorzeichen mit den Vorgängern mithalten kann und weiterhin die "Trademarks" in Form düsterer und ausgefeilter Melodien mit schweren Metaleinflüssen aufweist. Zu Beginn lässt es Tuomas denn auch direkt ordentlich krachen – das Intro zu "Disappear" mäht einiges nieder, was sich nicht schnell genug in Deckung gebracht hat – und wenn der Gute dann auch noch mit mächtigen Growls textlich einsetzt, freut sich das geneigte Death Metal-Ohr. Viel von Gothic oder ähnlichem ist hier zunächst nicht auszumachen – allenfalls geben die zwischenzeitlichen Backing Chöre einen kleinen Eindruck davon.
Die Gitarrenarbeit ist makellos und in den Soli klar und filigran – da stört es nicht, dass die Drums irgendwie einen Hauch nach Drumcomputer wirken, da sie einfach zu maschinell punktgenau kommen. In gleicher düsterer Manier geht es mit "Repentance" weiter, was eigentlich noch eingängiger durch die Anlage dröhnt, erst "Fade Away" arbeitet deutlich mit Keyboards und ändert an der Grundstimmung ein wenig – nichts ändert sich jedoch an den Growls und den knackigen Riffs. Ohne Kompromisse knüppelt sich Tuomas alias BEFORE THE DAWN durch "Scar" und das leicht chorlastige "Angels Tombstone", um fast nahtlos in "Black Dawn" überzugehen – "Black Dawn" überrascht dann aber doch durch seine etwas sperrige Struktur und mit dem ein oder anderen unerwarteten Break aufhorchen lässt.
Songwriterisch erlebt "The Ghost" mit "Enemy" seinen Höhepunkt – hier lässt Tuomas das gesamte Spektrum auf die Hörerschaft los – einschließlich gemächlichem Intro, das langsam an Fahrt gewinnt, bis es zu den gewohnten Brachial-Riffs angeschwollen ist – zwischenzeitlich durchsetzt von seichten Einschnitten, die der Eingängkeit aber keinen Schaden antun. Nachdem "Enemy" ebenso leicht ausgeklungen ist, wie es begonnen hat, darf "Stormbringer" wieder losdreschen, dass das geneigten Metallerherz vor Freude hüpfen wird – man darf sogar die ein oder andere Anleihe an BLIND GUARDIAN ausmachen. Auch "Ghost Town" steht eindeutig auf der Gewinnerseite – ein weiteres Mal mäht Tuomas hier kraftvoll mit Hammer-Riffs einiges nieder, einzig "...Nowhere" als letzter der zehn Tracks gibt sich von der Grundstimmung gemäßigter und es scheint fast, als hätte BEFORE THE DAWN hier ein wenig die Kraft verlassen.

Nachdem das zweite Album "4:17 am" bis auf wenige Momente nicht so recht zu überzeugen wusste, ist "The Ghost" (zugegebenermaßen überraschend) ein sehr erfreuliches Werk, gehen BEFORE THE DAWN hier doch überwiegend rau und urwüchsig zu Werke, wie es sich für "Dark" oder "Death"-Metal gehört – und das Ganze ist hinreichend zeitgemäß angerichtet und verliert sich nicht in übermäßigen Spielereien und Ähnlichem. Ist das Coverartwork zwar (wieder) extrem minimalistisch, kann die Musik überzeugen – einzig und allein die Frage nach der kurzen Spielzeit bleibt wieder im Raume.


Anspieltipps: "Disappear", "Enemy", "Ghost Town"

Note: 8,0 / 10

Veröffentlichungstermin: 26.05.2006

Spielzeit: 40:48 min
Titel: 10
Label: Locomotive Music

(Naglagor)
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