Demon Incarnate - Reincarnation

Demon Incarnate160pxEs ist eigentlich unfassbar, welche musikalischen Talente das kleine Saarland so zu bieten hat. Gerade im Metal-Bereich tut sich die letzten Jahre einiges. So entdeckte ich DEMON INCARNATE auf der Record-Release-Party als Vorband von RAGE OF SAMEDI. Die Band war kein unbeschriebenes Blatt, sondern hatte zuvor drei Alben mit einem Sänger veröffentlicht. Jedoch hatte ich davon nichts mitbekommen.
An besagtem Abend war ich überrascht eine Sängerin zu sehen und verfolgte den Auftritt gebannt und mit Fotoapparat im Anschlag. Vermutlich um eine Art Distanz zu schaffen. Dennoch zog mich die Performance in den Bann, denn die Band umgab eine Aura, wie ich sie zuvor noch nicht erlebt hatte. Ganz besonders fiel mir Schlagzeuger Tobias ins Auge, denn dieser bearbeitete die Felle mit einer Hingabe, die ihn in anderen Sphären zu schweben scheinen ließ. Den Gesang empfand ich da noch wenig prickelnd, da Lisa recht unsicher ins Mikrofon hauchte.
Ein paar Wochen später stupste mich ein Kumpel wieder auf die Truppe, welche mittlerweile mit "Bird Of Prey" ein vielversprechendes Lied zum Anfüttern auf Youtube veröffentlicht hatte.

Glücklicherweise erhielt ich die CD ein paar Tage später und fackelte nicht lange, mir diese einzuverleiben. DEMON INCARNATE gibt es erst seit 2010 und trotzdem kann die Gruppe um Gitarrist Jan schon eine beachtliche Anzahl von Veröffentlichungen aufweisen. Die Aktuelle stellt auch eine gewaltige Veränderung im Bandgefüge dar, denn nun gibt es anstatt einem Sänger eine Sängerin! In den allermeisten Fällen klingt dann eine Band naturgemäß sehr anders. Nachdem ich mir den Backkatalog im Schnellverfahren angehört hatte, konnte ich mir anschließend ganz entspannt das neue Album zu Gemüte führen.
"Grinder", so der erste Titel, reißt einen von der ersten Sekunde an mit. Hier pocht staubtrocken eine riesige Bassdrum und trifft auf eine mächtige Soundwand, über der Sängerin Lisa thront. Auch die nächsten Titel lassen mich mit offenem Mund vor den Lautsprechern kauern, treiben mich aber oft genug auf, um mich im Kreis um meine eigene Achse drehend, im Sound zu verlieren. Das hätte ich nicht erwartet. Die Musik des deutsch-amerikanisch-französischen Quartetts aus Saarlouis nimmt mich gefangen und spuckt mich am Ende lässig wieder vor den Lautsprechern auf den Boden.

Die mächtige, drückende Produktion des Studio Greywolf ist jederzeit gut durchhörbar. Lediglich einige Beckenschläge gehen durch die Wucht des Basses von Phil und der Riffs von Jan etwas unter, sodass der Hochtonbereich etwas matt wirkt, was aber die Wucht der Aufnahme zu verstärken scheint. Zwischen den organischen und von Blues beeinflussten Melodien mit hohem Wiedererkennungswert, herrscht Sängerin Lisa mit ihrer alles überragenden Stimme. Die Aufnahme wirkt fast so, als würde sie auf der Spitze einer Pyramide singen und mit beiden Beinen auf dem musikalischen Grundgerüst aus Gitarre, Bass und Schlagzeug ruhen. Ihr tolles Vibrato, das dunkle Timbre, und ihr großes Stimmvolumen machen dieses Album zu etwas herausragendem. Selbst die alten Songs, welche neu eingespielt wurden, profitieren stark von Lisas Stimme. Die alten Versionen wirken so fast wie unbeholfene Coversongs.
Für denjenigen, welcher sich für die Neueinspielungen interessiert, führe ich diese noch einzeln auf: "Embers Glow" von Lunar Sun, "Black Horizon" von Demon Incarnate sowie "Grinder" und "Lifeless Eyes" von Solarized.

Das ganze Album hat etwas Erhabenes und es wirkt wie das Schlüpfen eines wunderschönen Schmetterlings aus dem Kokon einer ehemals hässlichen Raupe. Es erscheint mir fast gespenstisch, wie die neu aufgenommenen Lieder mit der Stimme von Sängerin Lisa aufblühen. Musikalisch mit der kombinierten Macht des Sounds von CATHEDRAL und den Riffs Marke BLACK SABBATH und anderer klassischer Doom-Bands, haben DEMON INCARNATE ein sehr heißes Eisen im Feuer. Ich wurde auch nach dem zehnten Hördurchlauf der Musik nicht überdrüssig. An der ein oder anderen Stelle kommt der Wunsch nach noch mehr hemmungsloser Spielfreude und neueren Riffs auf, denn manchmal hat man den Eindruck, das hätte man in der Art schon eventuell bei PARADISE LOST oder CEMETARY gehört. Das trübt den Hörspaß jedoch nicht im Geringsten.
Ich bin auf die folgenden Livekonzerte sehr gespannt und kann es kaum erwarten, wie die Band sich weiterentwickelt. Für mich steht jedenfalls jetzt schon fest: die Band hat sich mit diesem Album selbst ein Denkmal gesetzt und muss sich in Zukunft daran messen lassen. (Andreas)

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 34:06 min
Label: Voodoo Chamber Records
Veröffentlichungstermin: 21.11.2014

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