Ten - Albion

ten albionNachdem sich die Melodicrocker im letzten Jahrzehnt eher rar gemacht haben, sind sie derzeit wieder sehr produktiv. Nur eineinhalb Jahre nach "Stormwarning" hauten Gary Hughes und seine Mitstreiter "Heresy And Creed" heraus, dem nun zwei Jahre später "Albion" folgt. Das ist insofern beachtlich, da auch das Line-Up in der Ziet nicht immer stabil war, heuer treten sie sogar mit drei Gitarristen an. Änderungen gab es auch im geschäftlichen Umfeld, denn TEN haben sich von ihrem Label Frontiers getrennt. Etwas überraschend kam das schon, denn ihr Livealbum "Never Say Goodbye" war das erste Album der italienischen Firma, denen die Briten mit "Babylon" auch die ersten Chartnotierungen bescherten. Was kann man von dem neuen Werk nun erwarten, frischen Wind oder Abnutzungserscheinungen?

Sonderlich frisch kommt einem der Opener "Alone In The Dark Tonight" nicht entgegen. Zwar treibt das Intro, bei dem auch die Leadgitarren jubilieren, doch die vom Piano dominierte Strophe nimmt sofort Tempo raus und auch der aufbrausende Chor ist nichts Besonderes. Ganz eindeutig TEN, aber so etwas in der Art hat man von TEN schon oft genug vernommen. Erst bei "Battlefield" machen sich die drei Äxte auch im Klang bemerkbar, auch wenn die Keyboards ein ähnlich gewichtiges Wort mitreden. Über die schweren Staccatos legen die drei Sechssaiter ein paar Fills, welche mit den schweren Synthies eine tolle Atmosphäre erzeugen.

"Albion" fällt nicht so griffig aus wie "Stormwarning", kann aber auf die härtere Gangart von "Heresy And Creed" auch keinen drauf setzen. "It´s Alive" rockt zwar durchweg nach vorne und kann mit einem tollen Solo überzeugen, aber der Befreiungsschlag bleibt aus. Das liegt noch nicht einmal an den dezenten modernen Anleihen, welche Darrell Treece-Birch liefert, und die auch bei "It Ends This Way" zum Vorschein kommen. Hier handelt es sich lediglich um Legierungen, spätestens der Refrain bietet das gewohnte Futter. Der Tastenmann sorgt zwar für eine gute Untermalung, hat aber keine so tollen Ideen wie noch mit ein paar Soloausflügen bei Vorgänger.

Überhaupt müsste man Gary Hughes einmal zu ein wenig mehr Mut raten, denn ab und an lässt er diesen hervor blitzen. Wenn er etwa im Titelsong ein bisschen Richtung Folk schielt und die Drums einen passenden Rhythmus spielen. Der beschwingte Refrain würde auch RHAPSODY gut zu Gesicht stehen. Leider wird ein noch konsequenter Versuch sich an die italienische Connection anzulehnen nicht belohnt. Die Pianoballade "Gioco D´Amore" gerät doch äußerst dröge und kann da anvisierte Pathos nicht erzeugen, so dass die italienischen Lyrics eher als störend empfunden werden.

Es ist irgendwo kein Wunder, dass TEN nicht mehr bei Frontiers sind, denn sie haben schon bessere Zeiten gesehen. Als um die Jahrtausendwende traditionelle Hard´n´Heavy-Klänge zurück kehrten war die Truppe eine der großen Hoffnungen, doch nach dem stärksten Werk "Far Beyond The World" ging es bergab, die zwei Alben in den zehn Jahren danach waren auch recht durchschnittlich. Nun rennt man dem alten Status hinterher und mit dem Album auch der alten Form.
Das liegt auch daran, dass die Produktion von Dennis Ward nicht mehr so knallt wie noch bei "Stormwarning". Dies war ja schon immer ein Problem der Briten, welches mit der Verpflichtung des Karlsruhers behoben schien. Doch auch diese Zusammenarbeit scheint sich totzulaufen, er kann keine Impulse mehr geben, seine bekannte voluminöse Soundkarte kann er hier nicht ausspielen. Dazu wirken die Arrangements zu behäbig, man erinnert sich mit Wehmut an "Endless Symphony".

Dabei kann "Albion" genau dann gefallen, wenn Max Yates die Songs mit seinen Breaks nach vorne bringt. Das gelingt in "Smuggler´s Tale", welches sphärisch beginnt, am besten. Doch auch im Rausschmeißer "Wild Horses" können TEN damit punkten. Ebenfalls mit ruhigem Beginn explodiert der Refrain dann ohne lange Aufbauphase mit klugem Stockeinsatz. Der hätte auch "Sometimes Love Takes The Long Way Home" gut gestanden, dessen Beginn sehr an "Looking For Love" von WHITESNAKE erinnert. Doch dann wird das schleppende Tempo über das gesamte Stück beibehalten, während man sich weiter bei Balladen der weißen Schlange Ende der Achtziger bedient.

So bleibt ein zwiespältiges Album, das zwar Fans nicht enttäuschen dürfte, aber kaum mit den vergangenen Großtaten mithalten kann. Die Single "Die For Me" hätte mit den dezenten bluesigen Anleihen auf ihrem Meisterwerk stehen können, doch darauf sind alle Kompositionen von höherer Klasse. Auch hier wird ein guter Ansatz nicht mit letzter Konsequenz durchgezogen, alles wirkt irgendwie zu verhalten. Man weiß nicht, ob man auf Nummer sicher gehen oder einmal etwas wagen soll. Schade, dabei sah es vor drei Jahren noch so gut aus, vielleicht kommt jetzt endlich mal wieder eine Tour als Wiedergutmachung. (Pfälzer)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 56:30 min
Label: Rocktopia Records
Veröffentlichungstermin: 14.11.2014

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