WHITESNAKE LIVE84Was drei Jahre doch alles ausmachen. Nach einem Tippfehler ging ich hier von einer Livescheibe von 1981 aus. WHITESNAKEs „Trouble" hat mich neben den Werken der Kollegen DEEP PURPLE und Co. angemessen geprägt, die sich ja eine Weile die mitwirkenden Musiker hin und her schubsten. Auch der Nachfolger „Love Hunter" war nicht von schlechten Eltern, obwohl der im Zuge der Konkurrenz bei mir etwas unterging. Coverdales nahezu historischen Moves und Gesten, dem weiblichen Publikum ganz unmissverständlich seine Intention zu demonstrieren, bleiben unvergessen, mir und wohl dem Rest der männlichen Zuhörer fällt da eher seine Ausnahmestimme ein. Ab den Achtzigern ging es im Zuge des Hair Metals und Poserrocks meines Erachtens aber ziemlich bergab mit der Combo, und so war die Enttäuschung, gegen meinen Glauben einen Livemitschnitt aus dieser Ära vor mir zu haben, doch angemessen. Dann lassen wir uns mal überraschen, was die Hardrockhelden der Achtziger live zu bieten hatten.

Zu dieser Zeit war es noch nicht gang und gäbe, völlig unauthentische Livemitschnitte zu machen, da klang es eben mal nach live und nicht wie zig mal mit Overdubs beschönigt. Aber das Publikum kann einen schon an der Echtheit zweifeln lassen. Ja, die Band hatte eine unheimlich große und fanatische Anhängerschaft, aber bei „Back To The Bone" kommt man sich ja vor wie bei einem Konzert der BEATLES 20 Jahre zuvor. Ein so lautstarkes frenetisches Auditorium hätte ich niemals erwartet, und die kreischenden Ladies scheinen auch nicht nur in der ersten Reihe gestanden zu haben. Zugegeben, wenn David Coverdale seine vielfältige und sehr ausdrucksstarke Stimme auspackt, wird einem schon warm ums Herz, aber dieses Boyband-Erlebnis hätte ich mir dann doch nicht erträumt. Ob Balladen wie „Love Ain't No Stranger" oder Rocker wie „Ready An' Willing" - das Publikum bärt pausenlos, was nur noch bei besonders einfühlsamen Gesangspart exzessiver wird. Hier scheinen einige Heiratswillige im Publikum zu sein, die meinen, ihren Traummann auf der Bühne zu sehen – oder auch mehrere. Dave versprüht natürlich schon seinen dezenten Charme, wenn er bei der Ansage von „Slide It In" in vornehmen britischem Ton bemerkt „that has nothing to do with bananas girls..." - eben ein wahrer Gentleman.

Dabei sind seine Bandkollegen, die sich damals schon um die Wette die toupierte Welle hochsprühten, musikalisch wirklich eindrucksvoll. Wenn auch das Keyboardspiel von Richard Bailey eher weichspült und an die Genialität eines Jon Lord nicht tippen kann – der aber übrigens im Zugabeteil der CD noch ein Medley spielt, bevor er sich wieder DEEP PURPLE zuwendete – so kann das grandiose Gitarrenspiel von John Sykes und das wuchtige Drumming von Cozy Powell zu den wummernden Bässen von Neil Murray schon ein feines Hardrockbrett abliefern.

Dennoch wäre eine frühere oder auch spätere Songauswahl eher nach meinem Geschmack ausgefallen, denn mit dem Album „1987" konnte man sich wieder fangen und war mehr auf eigenständige Musik aus als auf Girlmagnetenmucke. Aber nach 30 Jahren ihrer Welttournee fällt nun mal die Wahl auf diese Ära. Ich wäre nur mal gespannt, ob die Live DVD dazu eben diese magischen Momente eingefangen hat.
Diese Band weiß auch heute (wieder) zu gefallen und wird wohl auch 2015 noch von sich sehen und hören lassen, wenn auch etwas betagter und weniger anzüglich. Aber die Geheimformel für eine so lange Bandhistorie ist nun mal eine Handvoll gute Musiker, und die machte WHITESNAKE schon immer aus. (Jochen)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 74:47 min
Label: New Froniers Music
Veröffentlichungstermin: 07.11.2014

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