rebelliousspirit obsessionUnter den hoffnungsvollsten Acts der Republik befindet sich auch ein Haufen Jünglinge, deren Eltern sich problemlos bei einem Konzert in den Achtzigern kennen gelernt haben dürften, als die Musik, welcher sich diese verschreiben haben Hochkonjunktur hatte. Unter vielen extremen Acts, Powermetal - und Retrobands sind REBELLIOUS SPIRIT eine Ausnahme. Mit ihrem Debüt "Gamble Shot" gaben sie ein erstes, nicht zu verachtendes Stelldichein, welches trotz der typischen Anfängerschwierigkeiten überall wohlwollend aufgenommen wurde. So gut, dass AXEL RUDI PELL die Vier einlud, ihn auf seiner letzten Tour zu begleiten. Dort konnten sie derart überzeugen, dass sie den Gitarrenvirtuosen auch auf dem zweiten Teil seiner "Into The Storm"-Rundreise eröffnen dürfen. Nur ein wenig mehr als ein Jahr später, pünktlich zur bevorstehenden weiteren Tournee, steht mit "Obsession" das zweite Album in den Läden.

Schon die ersten Töne des titelgebenden Openers lasen erkennen, dass sich die Jungs deutlich weiterentwickelt haben. Alleine in technischer Hinsicht ist vieles runder, harmonischer und auch mutiger. Die Jungs haben dazu gelernt, insofern war der Support für den Pellator sicher hilfreich. Da traut sich Drummer Silvio Bizer einfach ein paar mehr Breaks zu spielen, Jannick Fischer scheint stimmlich gereift und das Songwriting klingt schlüssiger als noch auf dem etwas holprigen Erstling. Überall wurde ein wenig zugelegt, ebenso bei der Produktion.

Powerchords beherschen zu Beginn die Szenerie, der Opener besitzt einen guten Drive und schließt musikalisch nahtlos an den Vorgänger an. Auch die gut arrangierten Gangshouts im Refrain kommen schön kraftvoll und auf den Punkt. Beim folgenden "Lost", der ersten Single stellt man dann einen leicht modernen Touch fest, der REBELLIOUS SPIRIT aber gut zu Gesicht steht. Überhaupt fällt "Obsession", wie man schon am Cover erahnen kann, ein bisschen düsterer aus, nicht mehr so naiv fröhlich wie "Gamble Shot". Einen ähnlichen Weg gingen auch SKID ROW bei ihren zwei ersten Scheiben, nicht umsonst lassen leicht angepunkte Stücke wie das ruppige "Silent Scream" deren Einfluss erahnen.

Doch nicht alle Neuerungen tun der Sache gut, beim Sound hat man sich ein Stück weit verzettelt. Vieles, was eigentlich gut gemeint war, entpuppt sich als Bumerang, denn man wollte zuviel. Einige Gesangsarrangements wie beim dezent atmosphärischen "Look What I´ve Become" oder die mehrstimmige Hymnik von "Forever And Ever" kommen richtig gut. Leider musste man aber alle Stücke mit "Uuh" - oder "Ohoh"-Chören zubauen, was die starken Ideen dann wiederum zu nichts Besonderem machen.
Vieles wirkt sehr glatt gebügelt, manchmal scheint ein Keyboardschleier unter dem gesamten Song zu liegen. Hier und da wäre mir es lieber gewesen, wenn man einen Song einfach in seiner Direktheit hätte stehen lassen. Das geht eindeutig auf Kosten der Dynamik, denn die Halbballade "Together" wäre auch gerne ein wenig gefühlvoller und reduzierter. Auch der Wiedererkennungswert sinkt eindeutig, weil die individuellen Merkmale weg geschliffen wurden. Wieder einmal ein klarer Fall davon, wie ein Produzent einer jungen Band schaden kann, wenn er sich zuviel einbringt und dadurch den Charakter verfälscht.

Das ist schade, denn die neue Scheibe ist eindeutig ein Schritt nach vorne und wäre mit einem differenzierten Klangbild sicher ein Highlight geworden. Mit der zweiten Ballade "In My Dreams" beweisen die Newcomer den hohen Reifegrad, welchen sie schon haben. Richtig stark kommt "Summer Moved On", das wie eine Mischung aus "Westerland" der ÄRZTE und POISONs "Talk Dirty To Me" klingt. Hier zeigen REBELLIOS SPIRIT ihre Kernkompetenzen und auch die Stadionchöre passen perfekt hinein. Gleiches gilt für den hymnischen Schlusspunkt in Form von "Breakout". Aufgrund der angesprochenen Problematik kann unterm Strich nur eine leichte Steigerung zum Debüt attestieren, mal sehen, was die Vier da live aus den Kompositionen raus kitzeln können. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 50:20 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 19.09.2014

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