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GARY BARDEN - Agony And Xtasy Es ist schon faszinierend, was Gary Barden in seiner Biographie alles auflisten kann – angefangen als Sänger auf den legendären ersten beiden Alben der MICHAEL SCHENKER GROUP, zwischenzeitlich bei PRAYING MANTIS aktiv und in jüngerer Vergangenheit mit SILVER wieder im Rennen. Einige kleine Gastspiele mit COMPANY OF SNAKES oder STATETROOPER runden das Gesamtbild ab. Erst 2004 veröffentlichte Barden sein erstes – und hochgelobtes - Soloalbum – und nun beehrt uns der Mann mit der einzigartigen Stimme erneut mit einem Werk unter eigener Flagge – wobei "The Agony And Xtasy" vom Titel her aufhorchen und (Wunschdenken?) einen ordentlichen Rocker erwarten lässt. Mit dem Opener „Hot Daze“ erfüllen Barden & Co. auch diese Erwartungen – könnte die Nummer auch ohne Weiteres von einem MSG- oder WHITESNAKE-Album stammen – die Nummer zehrt zum Einen vom fetten Drive als auch von den eingängigen und glasklaren Gitarrensoli – die im weiteren Verlauf des Albums immer mal wieder deutlich blueslastig ausfallen.
"Can't Stop Dreaming" rockt in gleicher Manier anständig weiter – abgesehen von der neuzeitlichen Produktion fühlt man sich umgehend in die Achtziger zurückversetzt. Noch bluesiger wird's mit dem kleinen Juwel "Stop" – abgesehen vom ungewohnten Intro-Schrei fräst sich die Nummer mit ihrer straighten Ausrichtung unauslöschlich ins Ohr.
Gitarrengott Michael Schenker persönlich lässt es sich nicht nehmen, bei "Let Me Down" höchstselbst die Leads einzuspielen, was dem Track noch mehr den Anstrich eines reinrassigen MSG-Machwerks verleiht.
Mit dem extrem ruhigen "Wounded" kann Gary das Niveau danach nicht ganz halten, verliert er doch gerade zu Beginn zu viel Schwung und kann auch hinten raus nicht mehr alles wett machen, auch wenn uns hier wieder ein Gitarrensolo erwartet, das seinesgleichen sucht.
Einen großen Schritt in Richtung WHITESNAKE und Anleihen bei Micky Moody's Blues-Guitar macht "No More Reasons" – allein dieser Titel rechtfertigt bereits das Album!

Da verschmerzt man es durchaus, dass "In & Out Of Love" wieder recht seicht und unspektakulär ausfällt – wenngleich man es Barden zu Gute halten muss, dass er auch bei den gemäßigten Passagen nicht vollständig ins Schmalzfach verfällt. Mit "Arise" legt man denn auch wieder einen Zahn zu, bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten, was Abwechslungs- & Einfallsreichtum angeht – da kann "Change Of Wind" schon deutlich mehr Atmosphäre verbreiten.
Ein ganz besonderes Schmankerl hat man sich mit "Need Of Some Love" bis zum Ende aufgehoben – die über sechs Minuten lange schwere Ballade ist ein Meisterwerk erster Güte – Barden gewinnt logischerweise keine Härterekorde, verbreitet aber mit seiner für solche Tracks perfekten Stimme Gänsehaut en masse – das ein weiteres Mal glasklare, filigrane Gitarrenspiel vom schwedischen Saitenhexer Tommy Denander (RADIOACTIVE) tut sein übriges – überragend!

Hut Ab! Gary Barden liefert mit „The Agony And Xtasy“ Hochwertiges ab – nachdem SILVER zugegebenermaßen zuletzt doch eher durchwachsenes Material an den Tag brachten, darf man dieses Abum des Altmeisters gar zum kleinen Gipfel seines Schaffens krönen. Im Vergleich zu Glenn Hughes und anderen alten Recken verzichtet Barden auf Allüren und besinnt sich aufs Wesentliche – das, was er am besten kann: eingängige Melodic-Rock-Songs vom Feinsten! Bitte mehr davon!

Note: 8,0 / 10

Anspieltipps: "Hot Daze", "No More Reasons", "Need Of Some Love"

Veröffentlichungstermin: 14.04.2006

Spielzeit: 43:51 min
Titel: 10
Label: Escapi Music

(Naglagor)
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