Ted Nugent - Shut Up & Jam!

tednugent shutupandjamAufgrund seiner patriotischen Einstellung ist der Motor City Madman ein sehr umstrittener Zeitgenosse. Dabei geht heutzutage ein wenig unter, welch geniale Alben der Mann mit "Tooth, Fand And Claw", "Free-For-All" oder "Weekend Warrior" in den Siebzigern veröffentlicht hat. Die Karriere von TED NUGENT begann aber schon Ende der Sechziger bei den AMBOY DUKES und dem Hit "Journey To The Center Of The Mind". Nachdem er die Truppe immer mehr in Richtung seines Blueshardrocks trimmte, veröffentlichte der passionierte Großwildjäger ab 1974 unter eigenem Namen. In den Achtzigern wandte sich Nugent kommerzielleren Songs zu, was viele seiner Anhänger nicht gut hießen. Ihm war es egal, so dass er 1990 mit Tommy Shaw und Jack Blades die noch poppigeren DAMN YANKEES aus der Taufe hob, welche mit "High Enough" einen Megahit hatten. Seit deren Auseinanderbrechen erscheinen nur noch alle Jubeljahre neue Alben, "Love Grenade" liegt auch schon sieben Jahre zurück und "Shut Up & Jam!" war auch schon früher geplant.

Umso überraschender liegt es seit ein paar Tagen beim Händler, das Release ging inmitten des Trubels um seine einzige Europashow seit längerem etwas unter. Der vor ein paar Jahren zurück gekehrte zweite Sänger und Gitarrist Derek St. Holmes feiert hier nun auch auf Plate sein Comeback. Und dass die beiden alten Haudegen, die den Sound der Seventies prägten, hier wieder vereint sind, hört man der Scheibe direkt an. Der schnelle, rock´n´rollige Titelsong macht direkt deutlich wohin die Reise geht, zurück ins aufregendste Jahrzehnt der Musikgeschichte, mitten ins Herz von Detroit.
Rau, ruppig, ohne große Schnörkel brettern die beiden mit ihren Äxten los, genauso will man den guten alten TED NUGENT hören. Klang „Call Of The Wild" 1995 streckenweise etwas unentschlossen, so ging der Schuss mit „Craveman" gehörig nach hinten los. Mit dieser modernen, an den, zu der Zeit grassierenden, New Metal anbiedernden Mucke konnte 2002 niemand etwas anfangen. Und die letzte Scheibe klang wie am Ende der Hair Metalwelle übrig geblieben, mit guten Songs, aber etwas zu viel des reinen Hardrock.

Beim folgenden „Fear Itself" lässt der Meister seine Gitarre wie in seinen wilden Zeiten kreischen. Das schön treibende Stück wird von vielen Leadfills flankiert und gegen Ende soliert er so richtig drauf los. Vor allem beim instrumentalen „Throttledown" präsentiert er seinen archetypischen Klang, den man lange vermisst hat. Den hat der Mann auch bei der hymnischen Up-Tempo-Nummer „I Still Believe" am Start, die als ultimativer Nachfolger von „Turn It Up durchgehen könnte. Etwas lässiger lässt es Nugent auf „Everything Matters" angehen, welches sehr ursprünglich und reduziert rüber kommt. In die gleiche Richtung tendiert auch „Trample The Dead, Hurdle The Weak", wobei das Album zuerst unter diesem Titel hätte erscheinen sollen.

Interessant ist auch „Never Stop Believing", welches in zwei Versionen auf „Shut Up & Jam! zu finden ist. Zuerst als melancholischer, dezent poppiger Rocksong, der an „Fred Bear" erinnert, dem einzigen neueren Lied, das es ins Liveprogramm geschafft hat. Und am Ende bringen es sein Vierer noch einmal als langsamen, dennoch nicht soften Blues. Überraschenderweise singt er hier vom Traum des Martin Luther King, zumindest den Vorwurf des Rassismus kann man nicht gelten lassen. Schon beim Gig in Schweden machte er mit eher weltoffenen Ansagen aufmerksam. Doch beim groovigen „I Love My Bbq" lässt er auch wieder den alten Tunichtgut raushängen und treibt damit vor allem Vegetarier zur Weisglut.

Bei all den coolen Riffs und Soli, den starken Hooks darf man Lieder auch nicht verhehlen, dass TED NUGENT seinen Albumtitel etwas zu wörtlich nimmt. Die Songs besitzen teilweise zu viel Jam-Charakter und wirken manchmal unfertig, wie etwa „She´s Gone", bei dem SAMMY HAGAR ein paar Beiträge beisteuert. Beim starken „Do-Rags And A 45", das locker auf seinen Glanztaten Platz gefunden hätte, beweist er, dass es auch geht, einen Track mal durchgehend durchzukomponieren.
Die Produktion lässt ebenfalls ein paar Wünsche offen, die Drums von „Wild" Mick Brown könnten präsenter sein. Auch hier fehlt wieder die klare Linie, denn bei „Screaming Eagles" etwa sind sie mächtig im Vordergrund, wenn sie sich mit den Leads von „The Nuge" duellieren. Das ist insofern schade, weil „Shut Up&Jam" über weite Strecken viel Spaß macht, und die Tite auf der Bühne funktionieren könnten. Unterm Strich ist es vor allem wegen der klassischen Stilistik seine beste Scheibe im letzten Vierteljahrhundert, wenn nicht sogar seit „Intensities in Ten Cities". (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 47:20 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 04.07.2014

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