DeWolff - Grand Southern Electric

dewolffgrandsouthernelectricMan könnte die Niederländer fast schon ein wenig als Vorreiter der Retrowelle bezeichnen, schließlich haben sie bereits vier Studioscheiben und ein Livealbum auf der Habenseite. Die selbstbetitelte Debüt-EP erschein 2008, als die Bewegung noch in den Startlöchern hing. Bislang habe ich mich nicht eingehend mit dem Werk von DEWOLFF auseinander gesetzt, auch wenn ich die Geschicke der Band beobachtet habe. Vor allem der kleine Hit "Don´t Go Up To The Sky" konnte meine Aufmerksamkeit erregen. Nun steht mit "Grand Southern Electric" ein neues Werk in den Regalen, können sie damit den Vorsprung gegenüber der Konkurrenz ausnutzen?

Direkt zu Beginn grüßt uns die gute alte Schweineorgel, wie man sie schon von früheren Titeln des Trios her kennt. Wo andere Retroacts eher nach den Riffmonstern der Siebziger schielen, liegen die Einflüsse von DEWOLFF eher in den späten Sechzigern. Und in der Dekade war die Orgel bei vielen Bands das bestimmende Instrument, und auch hier übernehmen die Tasten die Führungsrolle. Die beiden eröffnenden Stücke, das psychedelische "Stand Tall" und das rockigere "Evil Mothergrabber" erinnern vielfach an die Frühphase von DEEP PURPLE. Überhaupt klingt einiges, wie auch das schwerfällige "Working Like A Dog" nach dem fehlenden Bindeglied zwischen deren dritten Album und "In Rock".

Von der Vielseitigkeit jener selbstbetitelten Scheibe dieser Rocklegende haben sich die jungen Herren scheinbar auch inspirieren lassen. Denn im Anschluss geht man bei dem entspannten "Ride With You" akustisch zu Werke und baut mit wenig Mitteln interessante Spannungsbogen auf. Der Refrain hingegen hat einen leichten Schlag zur Flower Power-Ära, was ja aber gut in die Zeit passt, in der sich die Niederländer heimisch fühlen.
Ein wenig rätseln darf der Hörer auch, was es mit dem Albumtitel auf sich hat. Wollen uns DEWOLFF hier erklären, dass sie auch Southern Rockzutaten vermischen? Bei "Wealthy Friend" bekommt man zumindest einmal die Bestätigung, dass dem rein musikalisch so ist, denn vor allem das Solo atmet den Geist von "Freebird". Das sehr soulige Outro lässt dann zwar weniger an LYNYRD SKYNYRD denken, man könnte es sich dennoch von ihnen vorstellen. Noch tiefer in die Südstaatensümpfe stapft der Longplayer mit dem Swamp-Rhythmus von "Satilla No. 3".

In diese Riege könnte man noch "Ripple Faced Thing" einordnen, eine Bluesnummer, bei der Robin Piso zeigt, dass er neben den wabernden Orgelklängen auch das Honky-Tonkpiano beherrscht. Generell ist der Blues so ein Thema bei den Niederländern, der schwermütige, melancholische bringt die emotionale Variante davon, auch gewürzt mit dezentem Souleinschlag. Keine Ahnung, ob die alte Musik des schwarzen Mannes das ist, wohin die Drei gehen wollen.
Ungewöhnlich wäre es auf alle Fälle, denn aufgrund ihres Alters gilt es sogar zu bezweifeln, dass sie die Musik von ihren Eltern mitbekommen haben. "Dance Of The Buffalo" aber scheint genau das zu belegen, und in "(Ain´t Nothing Worth) A Little Bit Of Loving" kommt gar der Jazzhintergrund deutlich zu Tragen, bevor die Nummer im zweiten Teil in Richtung SANTANA abdriftet.

Das zeigt, dass die Jungs ihr Handwerk verstehen und auch nicht gewillt sind, als bloße Kopie der klassischen Rockformationen durchzugehen. Dadurch, dass sie ihre vielfältigen Einflüsse gut unter einen Hut bringen, haben sie sich eine eigene Identität erarbeitet, was vielen ihrer Genrekollegen noch nicht gelungen ist. Dennoch fehlt mir hier ein wenig der Drive von oben erwähntem älteren Lied, vor allem Drummer Pablo van de Poel agiert nicht mehr so direkt und zwingend.
Natürlich steht es ihm gut zu Gesicht, dass auch er seine eigenen Wege geht und sehr variabel spielt. Er versucht sich an vielen interessanten Motiven und Rhythmusstrukturen, bringt die angesprochene jazzige Note herein. Das bringt DEWOLFF näher an die Vorbilder, weil die Herangehensweise an die Musik die selbe ist, und nicht bloß deren Ideen als Inspiration herhalten.
Doch zur ganz großen Songwritinggrandezza reicht es auf "Grand Southern Electric" noch nicht, die blinde Abgeklärtheit fehlt, da hätte man ruhig noch ein bisschen mehr auf das raue Ungestüm setzen sollen. Die Grooves sind oft zu trocken, zwar ungewöhnlich und originell, doch kaum songdienlich. Das passt höchstens zum Albumtitel, denn auch in südlicheren Gefilden ist es meist trockener als in ihrer Heimat. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 45:29 min
Label: Goset Music/REMusic Records
Veröffentlichungstermin: 02.05.2014

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