metsatoll karjajuhtSo langsam sind die Esten in der Metalszene angekommen. Mittlerweile spielen sie schon eine gute Position bei den Paganfesttouren und sind in Europa für viele Festivals gebucht. Dabei war der Weg für die Exoten nicht immer einfach, und sie haben es sich auch nicht immer leicht gemacht. Dafür sind METSATÖLL ihren Weg gegangen wie beispielsweise mit dem „Curse Upon Iron"-Projekt. Das hohe Arbeitspensum hat aber auch seine Schattenseiten, denn das letzte Album „Ulg" schwächelte ein wenig. Nun haben sie sich für den achten Longplayer „Karjajuht" zweieinhalb Jahre Zeit gelassen, ob sich das ausgezahlt hat?

Zu Beginn wirkt alles sattsam bekannt, die Geige leitet in „Külmking" hinein, der trockene Bass ist nach wie vor sehr präsent, dann zieht das Tempo an. Und plötzlich erscheint die Musik der Vier in einem anderen Licht, denn derart nach vorne waren sie bislang nicht orientiert. Hart, druckvoll und deutlich gitarrenlastiger als in der Vergangenheit schießt der Opener um die Ecke.
Dieser Eindruck wird auch direkt von „Lööme Mesti" nicht nur bestätigt, sondern untermauert. Genauso wie auch „Öö" und „Mullast" hat die Nummer eine klare Thrashschlagseite und die Axt ist für ihre Verhältnisse sehr tief gestimmt. Man muss aber konstatieren, dass dies den Songs, vor allem in Sachen Zugänglichkeit durchaus gut tut. Schon auf „Ulg" hatten METSATÖLL diese Richtung angedeutet, nun sind sie noch weiter gegangen.

Dabei ist es der Truppe gelungen, ihre Trademarks beizubehalten und ihre eigene Identität zu wahren. So ist das ganze, dem Metal fremde Instrumentarium weiter in allen Songs vorhanden. Sei es die Kannel, eine alte estnische Sackpfeife, Flöten wie etwa im schwerfälligen, vom Wechselgesang lebenden „Terasest Taotud Tee", oder die eingangs erwähnte Geige. Mehr noch, die meisten Soli spielt Lauri mit ebendiesen ein, während die Gitarrenarbeit auf den Rhythmus beschränkt bleibt.
Vom der Rhythmik und auch der Melodieführung haben die Metaleinflüsse hier allerdings ganz klar die Oberhand. Unterm Strich wirken die beiden Gegenpole hier am ausgewogensten in den Gesamtkontext eingearbeitet. Ähnlich griffiger und packender wie der Sound sind auch die Chöre gestaltet, die Wikingerfraktion kommt bei „Lööme Mesti" oder „"Mullast" voll auf ihre Kosten. Völlig abgefahren ist das schnelle „Must Hunt", eine Art Polka-Punk, das FINNTROLL zu Ehren reichen würde.

Nicht nur das Festhalten an der Heimatsprache bringt den Esten aber immer noch genügend Alleinstellungsmerkmale. Auch wenn die Ethno-Einsprengsel schon auf dem Vorgänger zurück gefahren wurden, so findet man gegen Ende beim melodischen Titelsong und dem ruhigen „Talisman" immer noch einige vor. Ein Wiedersehen mit den Tribal-artigen Drums gibt es im stampfenden „Metslase Veri". Die metallischen Anteile bringen weitere Abwechslung, „See On See Maa" atmet doomige Schwere und „Surmamüür" kommt angeschwärzt daher.

Mit „Ulg" traten METSATÖLL ein wenig auf der Stelle, es fehlte der Mut, sich entscheidend weiter zu entwickeln. Daher war es richtig, sich ein wenig mehr Zeit zu lassen und die Entscheidungen gründlich zu überdenken. So macht man Zugeständnisse an die europäische Szene, ohne dass die Kauzigkeit verloren geht. „Karjajuht" könnte den Esten zu einem größeren Sprung auf der Karriereleiter verhelfen. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 44:43 min
Label: Spinefarm Records
Veröffentlichungstermin: 14.03.2014

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