Neverdream - The Circle

Neverdream-The Circle"The Circle" heißt das neue Album der italienischen Progressive Metal Band NEVERDREAM und entpuppt sich als höchst komplexer Konzeptbrocken, auf dem eine Wahnsinnskomposition die nächste jagt. Fabrizio Dottori (sax & programming), Giuseppe Marinelli (guitars), Giorgio Massimi (vocals), Andrea Terzulli (bass), Gabriele Palmieri (drums) und Mauro Neri (keyboards) haben sich alle nur erdenkliche Mühe gegeben, um das neue Album zu einem künstlerischen Gesamtwerk zu machen, das im Genre seinesgleichen sucht.

Das wird schon deutlich, wenn man die dazugehörende Kurzgeschichte aus der Feder von Maria Teresa Valle betrachtet, die auf über 100 Seiten die Geschichte einer Familie erzählt, die durch religiösen Fanatismus ins Unglück stürzt. Die Musik spiegelt diese Geschichte eindrucksvoll wieder. Das Album kann man zwar auch hören, ohne die Story zu kennen, aber um wirklich voll zu erfassen, was die Italiener hier erschaffen haben, sollte man sie gelesen haben - zumal es sich hier nicht um irgendwelche wirren Ergüsse handelt, sondern tatsächlich um eine originelle und interessante Geschichte.

Was NEVERDREAM auf "The Circle" präsentiert, ist Progressive Metal auf absolutem Höchstniveau. Nach dem kurzen Intro startet das Album mit "Requiem" gleich in die Vollen, das aggressiv beginnt und sich dann mit getragenen Gesangslinien fortsetzt, die immer wieder von irren Breaks und schrägen Saxophon-Einsätzen unterbrochen werden. Etwas vergleichbares habe ich bislang im Genre nie gehört. "A Life Beyond" präsentiert sich als kurzes Zwischenstück, das eigentlich nur aus elektronischen, sphärischen Klängen besteht, die von ruhigem und klarem Gesang begleitet werden.

Das anschließende "Godless" beginnt mit einem stark an DREAM THEATER erinnernden Keyboard-Part, schlägt dann aber wieder mit elektronischem Einsatz gepaart mit genialen Gitarren in eine völlig andere Kerbe und erinnert letztlich eher schon ein wenig an ANATHEMA, klingt dabei vollkommen eigenständig und kommt ebenfalls wieder in den unerwarteten Momenten mit völlig überraschenden, jazzigen Saxophon-Einlagen daher. "Vesta" entpuppt sich als sehr kurzes, ruhiges Stück mit eingängigem Akustik-Kleid und tollem Gesang, bevor die Italiener mit "Hell's Flower" einen zehnminütigen Brocken hinterherschicken, der insgesamt zwar eher langsam ist, aber ein unfassbares kompositorisches und musikalisches Können demonstriert.

Die folgende Ballade "Mary Jane" lebt von großartigen Saxophon-Einsätzen und von einer großartigen gesanglichen Leistung. Todtraurig und wunderschön! "The Face Of Fear" überzeugt mit zahlreichen Wechseln zwischen eher ruhig und stampfendem Midtempo, getragen von einem hypnotischen Keyboard-Gerüst und geprägt von wilden Gitarren-Einsätzen. Mit "Hypnosis" erwartet den Hörer ein furioses Instrumental, das das ganze Können der Band demonstriert. Jazz und Metal liefern sich hier eine Schlacht und heben das Album endgültig auf eine völlig eigene Stufe.

"Di Lei La Morte" beginnt mit düsteren Keyboards, die an den einen oder anderen Horror-Soundtrack erinnern und ist außerdem das einzige Stück auf dem Album, das in der Muttersprache der Band gesungen wird - auf eindrucksvolle Weise verneigt man sich hier vor der großen italienischen Oper, denn an diese fühlt man sich hier unweigerlich erinnert. "The Actor Of Blood" wechselt zwischen ruhigen, hoffnungsvollen Passagen und wilden Wutattacken. Mit "Killer Machine" findet das Album schließlich seinen siebzehnminütigen furiosen Abschluss, der einfach kaum einen Wunsch offen lässt und alles zu einem runden Ende bringt.

Nach mehreren Durchgängen von "The Circle" ist mir eines klar: NEVERDREAM aus Italien gehören zur absoluten Weltspitze des Progressive Metal. Was hier handwerklich und kompositorisch geboten wird, muss sich vor keiner anderen Band verstecken. Das hier ist ganz große Kunst! Soundtechnisch lässt die Platte ebenfalls keine Wünsche offen. Wer NEVERDREAM noch nicht kennt, sollte spätestens jetzt etwas dagegen unternehmen. Diese Band gehört in die Sammlung jedes Progressive Metal-Hörers und ist für mich ganz klar schon jetzt eines der absoluten Highlights 2014, obwohl wir erst April haben. (Dennis)

Bewertung: 9,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: CD1: 57:08 min. / CD2: 30:55 min.
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungsdatum: 14.02.2014

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