Therapiezentrum - Herz.Rhythmus.Störung

therapiezentrum herzrhythmusstörungnb-nackenschoner„Namen sind wie Schall und Rauch" sagt ein Sprichwort, und trotzdem sollte man nicht unterschätzen, dass die Wahl des Bandnamens einen gewissen Einfluss auf den Erfolg einer Band haben wird, man nehme nur einmal METALLICA, MOTÖRHEAD und MEGADETH; klingt alles irgendwie cool und man weiß direkt was man kriegt. Wir haben es nun hier mit der Band THERAPIEZENTRUM aus Niedersachsen zu tun, klingt etwas seltsam, nicht ganz so cool und erfolgsversprechend, (wer will sich schon outen und sagen „bin Fan von Therapiezentrum"), macht aber wenigstens neugierig, was sich dahinter verbirgt.

Die vierköpfige Band aus Osnabrück scheint sich wenigstens etwas dabei gedacht zu haben und so etwas wie einen Masterplan zu verfolgen, sein Debütalbum nannte man „Bei Risiken und Nebenwirkungen" (2010), das aktuelle Zweitwerk trägt den Titel „Herz.Rhythmus.Störung", die Ideen dürften diesbezüglich auch zukünftig nicht ausgehen. Bleiben wir im hier und jetzt, dann sind THERAPIEZENTRUM eigentlich eine ziemlich brauchbare Kapelle, die man mit Fug und Recht zu den Nachwuchshoffnungen im deutschsprachigen Rock/Pop zählen kann. Die Band aus Osnabrück hinterlässt auf ihrem zweiten Album zwar noch keinen perfekten Eindruck, das was sie macht, macht sie aber mit der nötigen Zielstrebigkeit und Professionalität.

Als weiteren Produzenten zogen THERAPIEZENTRUM mit Fabio Trentini (DONOTS, GUANO APES und viele weitere mehr) für ihr zweites Album einen erfahrenen Kopf hinzu, der mit Sicherheit dazu beigetragen hat, dass die elf Songs von „Herz.Rhythmus.Störung" genügend Drive haben, um nicht als 0815 Pop abgestempelt zu werden.

Das Songwriting ist sowieso die Stärke dieser jungen Band, denn gerade in diesem Bereich ist es außerordentlich wichtig, beim Hörer direkt von 0 auf 100 durchzustarten, denn „schönhören" geht nicht, entweder die Sache zündet direkt oder gar nicht. Bei „Herz.Rhythmus.Störung" ist glücklicherweise der erste Fall eingetreten, da wusste ich bereits nach ein paar Minuten, „da geht was"!

Dabei ist es auffällig, dass THERAPIEZENTRUM fast komplett auf Balladen verzichten, „Was ist es wert?" geht vielleicht als Halbballade durch, das restliche Material rockt hingegen ganz ordentlich, Nummern wie „Tanz im Teufelskreis", „Tanzen" und „Vollrausch", die sich vorrangig damit beschäftigen, wie lebenswichtig Musik ist, würden anders auch nicht ihre volle Wirkung entfalten können. Was die Songtexte angeht, hat die Band sicherlich auch noch Potential sich zu verbessern, man umgeht aber die größten Klippen und Peinlichkeiten, „Herz.Rhythmus.Störung" hat in der Realität relativ wenig mit „Songs über Liebe, Scheitern und Wiederaufstehen" zu tun; mit diesen Worten wird das Album eigentlich angekündigt.

Vergleiche zu anderen Bands zu ziehen ist dabei gar nicht so einfach, mit „Allein" hat man eine dieser typischen, leicht melancholischen SILBERMOND Songs nachgestellt, „Ein Jahr geht zu Ende" hat wegen den Spielereien mit Electrosounds eine gewisse Nähe zu JENNIFER ROSTOCK. Der Rest liegt irgendwo dazwischen, was ich so interpretieren möchte, dass die Band aus Osnabrück ihren eigenen Weg geht.

Man geht nicht ganz so kommerziell zu Werke wie das andere deutschsprachige Bands tun, klar das Quartett legt großen Wert auf kompakte Songs und eingängige Melodien, man klingt aber zumindest momentan noch etwas jugendlich ungeschliffen, umgekehrt wird man hiermit relativ wenig polarisieren. Erwähnen muss ich natürlich noch, dass THERAPIEZENTRUM eine Sängerin haben (Gianna Niemeyer), das konnte man sich bereits denken, die beim Refrain von „Wir sagen kein Wort" an ihre stimmlichen Grenzen kommt, ansonsten aber wie die gesamte Band einen ordentlich Job macht.

Als Bonustrack befindet sich zusätzlich zu den elf regulären Stücken noch ein Radio Edit des Openers „Kein Versprechen", der sogar einige Sekunden länger ist als das Original; normalerweise ist das genau umgekehrt. Wie dargelegt, macht diese Osnabrücker Band ihre Sache auf ihrem zweiten Album wirklich gut, als Anhänger deutschsprachiger Pop Musik werde ich THERAPIEZENTRUM fortan im Auge behalten. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 40:59 min
Label: Timezone Records
Veröffentlichungstermin: 04.04.2014

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