Wohl kaum eine Band dürfte im deutschsprachigen Metal einen vergleichbaren Werdegang hinter sich gebracht haben wie EISREGEN. Zunächst sorgten sie mit abgrundtief morbiden Texten und hochgradig eigenständiger Musik für einen gewaltigen Ruck durch die heimische Szene. Doch leider ist diese Blütezeit schon seit einigen Jahren vorbei, was zur Folge hat, dass sich keine Bundesprüfstelle mehr so wirklich für diese Band zu interessieren scheint. Das aktuelles Album „Todestage“ macht da keinen großen Unterschied, wirkt insgesamt aber aggressiver als die Vorgänger „Rostrot“ und „Schlangensonne“.

Eine gewaltige Prise infantilen Rumgealberes lockert diesmal das Klangbild etwas auf. Aus den einst so perversen, parolenhaften Lyrics sind teilweise langatmige Geschichten geworden, die sehr an das Exkursprojekt MARIENBAD erinnern. Was zudem auffällt ist die nicht zu leugnende Plakativität der Texte, die früher oft nur auf den ersten Blick offensichtlich zu sein schien.
Dennoch scheppert es gewaltig, wenn über menschliche Abgründe, makabere Waldgeschichten und irrationale Allmachtsphantasien gesungen wird. Sowohl das abwechslungsreiche Drumming als auch das vielseitigen Gitarrenspiel weisen eine deutliche Steigerung zu den direkten Vorgängeralben auf. Zudem werten die sehr gelungenen, synthetischen Einschübe „Todestage“ nachhaltig auf, da sie einen latent verspielten Aspekt in die Tracks bringen.

„Todestage“ ist zumindest das beste zivil verträgliche Album von EISREGEN. Allerdings reicht es in keiner Hinsicht an die Großtaten um die Jahrtausendwende hin, was diese Band selbst noch auf der Anthologie „Krebskollektion“ (2013) eindrucksvoll untermauert hat. Allerdings ist es beachtenswert, dass die alten Hasen dieser Band immer noch Musik machen, die es so in dieser Art und Qualität schlicht und einfach kein zweites Mal gibt. Und das schon seit fast 20 Jahren. (Jannick)   

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 55:12
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 15.11.2013