When Trees Leave Wolves - Resistor

WTLW resistor

Das am Nordrand der Eifel gelegene Aachen ist zugleich die westlichste Stadt Deutschlands, und bisher hat sich Aachen noch nicht als Brutstätte für Metal und Rock hervorgetan. Das könnte sich jedoch vielleicht bald ändern, wenn mehr junge Aachener Musiker dem Beispiel der 2011 gegründeten WHEN TREES LEAVES WOLVES folgen. Die Band frönt ihrer Leidenschaft für deftigen Southern-Sludge-Doom-Metal, mit abwechslungsreichem Gesang und Country-Einschlag. Bei den Themen in den Songs will man, wie auch schon am Bandnamen zu erkennen, mal was anderes machen. Wenn Bäume die Wölfe verlassen, ja was machen die dann? Selbstverständlich richtig derbe Musik, die sich hervorragend dazu eignet, im Auto herumzufahren. Jetzt, da die Bäume weg sind, ist nun Platz dafür.
Die Musiker kommen stilistisch ohrenscheinlich aus verschiedenen Richtungen, um bei WHEN TREES LEAVES WOLFES die mitgebrachten Leidenschaften im bandeigenen Schmelztiegel zu einer rockigen Suppe zu vermengen.


So ist der erste Song „Driving", zu dem es auch ein offizielles Musikvideo bei Youtube zu bestaunen gibt, ein eher heißes und etwas zähflüssiges Gebräu. Man könnte beim Hören vermuten, das die Jungs vernehmlich auf DOWN, BLACK LABEL SOCIETY oder THE SWORD abfahren. Man könnte aber auch 90er Grunge vermuten oder die leider vergessenen MENTAL HIPPIE BLOOD. Es macht mir also großen Spaß, diese eigenwillige Mischung zu hören.
Der nächste Song der EP mit Namen „Resistor" wäre „The Wolf Army Anthem". Hymnenhaften Charakter kann ich dem Song allemal bescheinigen, allerdings erinnert mich das Riff zu Beginn an THRALLs „Your Soul Bursts Through The Coffin's Wood"! (Wer war da wohl zuerst bei wem im Proberaum???...)
ZAKK WYLDE - typische Vibratos erwartet den Hörer nach dem Intro zu „P4Paranoia". Eine großartige Leistung der Gitarristen, wie ich finde. Ein Song, der gut ins Ohr geht und kräftig nach vorne rockt. Der Bass dengelt gut, und beim Gesang von Lionwolf kann man einige Variationen bestaunen. Was mir jedoch missfällt ist, dass der Gesang nicht immer auf den Punkt ist, oft liegt er auch etwas daneben. Das hat zwar Charme, wirkt aber auf Dauer anstrengend.
Da ich eh nicht leicht zufrieden zustellen bin, was den Gesang angeht, halte ich mich mit meiner Kritik vornehm zurück, denn das ist ja Geschmackssache. Ich finde den Südstaaten Akzent in den meisten Songs leider einfach zu offensichtlich aufgesetzt. Hier sollte Sänger Lionwolf versuchen, so weit wie möglich in seinen Möglichkeiten zu bleiben und nicht irgendeinen Stil nachzuahmen, den die meisten, die so klingen, in die Wiege gelegt bekommen. Das Zusammenspiel der Band sollte für meinen Geschmack auch weniger Studio-Charakter haben und mehr Live-Feeling vermitteln, denn das macht diese Art Musik vornehmlich aus.
Im letzten Song „Wind And The Thoughts" hört man nicht etwa Lagerfeuer prasseln, sondern wie eine Nadel auf eine Schallplatte aufgesetzt wird, um dann knisternd in der Rille die Klänge herauszukitzeln. In diesem eher ruhigen Song_ mit Banjo-Unterstützung hört man den von mir kritisierten Gesang dann deutlich heraus. Der Song ist allerdings nett anzuhören und vermittelt ein wenig Prärie-Atmosphäre, wenngleich er nochmal mit knisterndem Rillengeräusch seinem Ende zu geht. Hier hat man sogar das bekannte 50 Hz-Brummen drin gelassen, welches von einer schlechten Erdung her rührt.
Von schlechter Erdung kann bei WHEN TREES LEAVE WOLVES jedoch keine Rede sein. Alle Beteiligten machen ihre Sache ordentlich und haben ein paar knackige Songs zum Leben erweckt, die eine neue Nische in den eh schon sehr ausgedehnten Weiten des Sludge und Heavyrock beziehen wollen. Ich finde auch, dass das Cover der EP nicht zur Musik passt, wenn auch das Motto der Band dort zu sehen ist. Es wirkt doch arg an den Haaren herbei gezogen. Möglicherweise bin ich aber auch einem Insiderwitz in die Falle gegangen.
Wenn die kritisierten Punkte_ des in Eigenregie produzierten Albums für den ersten Longplayer ausgemerzt sind, wird die Band sicher viele neue Freunde finden, die dieser Musik zugetan sind. Womöglich wird auch die eine oder andere Plattenfirma auf die Jungs aufmerksam, die ja ihr Konzept schon mundgerecht servieren. Sollte den Jungs der Spaß daran nicht verloren gehen, werden wir sicher bald wieder etwas Neues zu hören bekommen und die Band auch mal live begutachten können. (Andreas)

https://www.facebook.com/whentreesleavewolves

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 20:52 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 15.06.2013

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