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Allzu viele Metalbands von internationalem Format hat Litauen in seiner mittlerweile fünfzehnjährigen Unabhängigkeit noch nicht rausgebracht, mir zumindest (wenn auch als ausgewiesener Laie der baltischen Szene) war bislang keine einzige bekannt. Auch OBTEST nicht, obwohl das Quintett bereits seit 1992 besteht und unter anderem zwei vollständige Alben vorzuweisen hat. "Is Kartos I Karta" ("From Generation To Generation") heißt nun Full-Length Nummero drei und verspricht wie die Vorgänger eine knappe Dreiviertelstunde "Heathen War Heavy Metal". Die vorherrschenden Themen Heidentum und Krieg mögen bei einer Band nordosteuropäischer Herkunft nicht sonderlich überraschen, allerdings orientieren sich OBTEST mit ihrem Metal weniger an Viking Metal schwarzmetallischer oder episch-bathory’esker Prägung, sondern eher am klassischen Heavy Metal, was sich in einer sehr old schooligen Rhythmusgitarrenarbeit mit recht rockigem Anstrich äußert. Leichte Parallelen könnte man mit den norwegischen Kollegen Einherjer und, vor allem wenn die Leadgitarren die Federführung übernehmen und gekonnt folkloristische Melodien ins Spiel bringen, den Schweden Mithotyn ziehen, ansonsten gehen die Litauer aber einen äußerst eigenständigen Weg. Ihre Unverwechselbarket dürfte vor allem auch am zumeist klaren, sehr tiefen und volltönenden Gesang von Fronter Baalberith liegen, welcher mich irgendwie leicht an die iberischen Rocker Heroes Del Silencio erinnert - vielleicht auch, weil sich die litauische Mundart für meine ungeschulten Ohren ein wenig spanisch anhört.

Auch wenn im Gesamtbild vielleicht ein absoluter Übersong auf "I Kartos I Karta" fehlt (am ehsten könnte man "Pergale" und "Suminto Juodi Takai" als Highlights bezeichen) und sich die Songs insgesamt ziemlich ähneln – besonders im Drumming, das sich fast über die gesamte Spielzeit im Blastbeat-Wahn befindet – kann man OBTEST keinesfalls absprechen, hier ein äußerst hörenswertes Album fabriziert zu haben. Die Litauer müssen hier auch gar nicht auf ihren Exotenstatus reduziert werden, auch wenn natürlich die nicht ganz alltäglichen Zutaten und Rahmenbedingungen einen gewissen Reiz ausmachen. Interessierte und aufgeschlossene Metalheads sollten es nicht vermeiden, hier mal ein Ohr zu riskieren!

(Kai)

Bewertung: 8,0 / 10 Punkte

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 43:24 min
Label: Ledo Takas Records
Veröffentlichungsdatum: 01.09.2005
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