Orchid - The Zodiac Sessions

orchid zodiacNachdem ich dieses Jahr bereits die Ehre hatte, das geniale „Mouths Of Madness" zu besprechen, darf ich mich nun auch der Neuveröffentlichung des ersten ORCHID-Materials zuwenden. Denn dieses erscheint nun im Gesamtpaket als „The Zodiac Sessions" am 15. November. Dabei wird neben dem eigentlichen Debüt „Capricorn" aus dem Jahre 2011 auch die erste EP „Through The Devil's Doorway" berücksichtigt.

Mittlerweile kann ich unseren Redakteur Andreas voll und ganz verstehen. Als wir uns zum ersten Mal über ORCHID unterhielten, wies er mich dezent darauf hin, dass die Frühwerke der Band um einiges besser klingen als das aktuelle Album „Mouths Of Madness". Damals konnte ich diese Meinung nicht ganz nachvollziehen, doch bereits nach dem ersten Durchlauf von „The Zodiac Sessions" ist mir direkt klar, was Andreas meint. Natürlich habe ich weiterhin eine hohe Meinung über den aktuellen Longplayer der Band, doch auch ich finde „The Zodiac Sessions" besser. Was unter anderem aber auch am Sound der aktuellen Platte liegen könnte.

Zuerst einmal kurz zum Aufbau des Albums, die ersten neun Songs stammen vom Erstling „Capricorn", die restlichen vier Tracks von der EP „Through The Devil's Doorway". Bereits der Opener „Eyes Behind The Wall" zieht mich fast so stark in seinen Bann wie einst BLACK SABBATHs „War Pigs". Der eigentlich recht relaxte und ruhige Song nimmt im letzten Drittel ordentlich an Fahrt auf und weiß auf Anhieb zu gefallen. Das darauf folgende „Capricorn" sticht mit genialem Riff und mitzusingendem Refrain hervor. Bei „Black Funeral" wird es dann richtig mystisch und düster, für mich einer der Höhepunkte des Albums. Besonders gut gefällt mir an ORCHID, dass sich die Band nicht bei jedem Song selbst wiederholt. Dadurch wird dem Zuhörer einiges an Abwechslung geboten. Eigentlich jeder Song versprüht seinen eigenen Charme, etwas, das man heutzutage bei vielen Bands schmerzlich vermisst. „Down Into Earth" startet mit einem Bassintro recht langsam und entwickelt sich dann zu einer regelrechten Doom-Dampfwalze mit leicht psychedelischen Sounds. Das düstere, fast schon erdrückende Doom-Monster „He Who Walks Alone" schlägt in eine ähnliche, wenn auch andere Kerbe und animiert zum Mitnicken. Ebenfalls düsterer geht es bei „Cosmonaut Of Three" zur Sache, wobei „Electric Father" sehr psychedelisch und spacig wirkt. „Albatross" würde ich mal frei von der Hand als das „Planet Caravan" von ORCHID bezeichnen. Ich versuche mich wirklich mit BLACK SABBATH-Vergleichen zurückzuhalten, aber an der Stelle geht es einfach nicht. Wobei ORCHID dabei nie einfach nur eine billige Kopie der Erfinder des Heavy Metal darstellen, die Band hat ihren ganz eigenen Stil.

„Into The Sun", welches der Opener der ersten EP ist, beginnt sehr flott mit rohem Gesang, auch das steht ORCHID sehr gut. Das folgende „Eastern Women" beginnt mit orientalischen Klängen und stellt sich als düsterer Mid-Tempo-Doomer mit starkem Refrain heraus. Bei „Son Of Misery" werden am Anfang etwas ruhigere Töne angeschlagen, im weiteren Verlauf geht es dann wieder etwas schneller zu, und auch die Gitarrenarbeit kann sich sehen lassen. Nahtlos knüpft „No One Makes A Sound" an. Der letzte Song der EP ist der längste und abwechslungsreichste der EP. ORCHID klingen dabei wieder etwas aggressiver, wohingegen der Mittelteil die Geschwindigkeit stark einbremst, was mehr Tiefe verleiht. Ein sehr gelungener Abschluss, bedenkt man, dass es sich um die erste EP handelt, sowieso. Selten gibt es heute so gute erste Ergebnisse einer neuen Band.

Der Sound von „The Zodiac Sessions" kann sich sehen lassen. Auch der von „Mouths Of Madness" ist eigentlich makellos und passt perfekt zu ORCHID, im Nachhinein betrachtet klingt der Gesang allerdings etwas verfremdet. Die Produktion der ersten EP „Through The Devil's Doorway" unterscheidet sich natürlich von der von „Capricorn", doch auch das stört hier kein bisschen. Man hört zwar einen deutlichen Unterschied, doch dieser fällt keineswegs unangenehm auf. Vielmehr ist es sogar interessant zu hören, wie die Band in ihren Anfangstagen klang und wie sich dieser Sound nun immer mehr entwickelt hat. Der Klang von „Capricorn" ist etwas besser produziert als der der ersten EP und eignet sich perfekt für ORCHID. Nicht zu modern und nicht zu altbacken, einfach perfekt.

Puh, das wären dann also die Frühwerke von ORCHID. Was für eine Band! Konnte ich bei „Mouths Of Madness" noch nicht ganz daran glauben, dass wir hier einen Nachfolger von BLACK SABBATH haben, fällt es mir jetzt eher schwer nicht daran zu glauben. Wenn es ORCHID wirklich schaffen, dieses Niveau zu halten und das nächste Album nur annähernd so gut wird wie „Capricorn", sollte das absolut kein Problem werden. Die Band ist im November noch in Europa auf Tour, zusammen mit den BLUES PILLS und SCORPION CHILD. Ein absolutes Traumpackage. Das Cover von „The Zodiac Sessions" wurde übrigens von Sänger Theo Mindell selbst gezeichnet, der Gute ist also nicht nur am Mikro talentiert.


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 73:00 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 15.11.2013

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden