acangry blackdenimBisher wurde das Saarland in der Metalszene immer ein wenig belächelt, denn kaum einer Band gelang der Sprung über die Landesgrenzen hinaus. Einige Altvordere erinnern sich vage an LANCELOT, ansonsten ist da nichts. Und nachdem POWERWOLF die Charts von hinten aufrollten, stellt sich das nächste Problem, nämlich zu beweisen, dass da noch mehr Potential schlummert. Eine Band, die das schaffen könnte sind AC ANGRY, die zuvor unter dem Namen TALETELLERS zwei Scheiben veröffentlicht haben. Für die Truppe spricht, dass man sich auf vielen Tourneen mit GRAVE DIGGER, SAXON oder MSG schon europaweit vorstellen konnte. Nun steht nach der Namensänderung und einer EP mit "Black Denim" der erste Longplayer ins Haus, wohin geht es damit?

Wer beim neuen Bandnamen zuerst einmal an Rock´n´Roll von „Down Under" denkt, liegt gar nicht so falsch. Schon der Opener „Booze Horse" pflegt diesen typischen rauen Boogie, wenngleich aufgrund des Alters der Musiker mit einem höheren Tempo wie die Herren Young. Große Innovationen und Soundtüfteleien sucht man hier vergebens, drei Akkorde und ab dafür, das reicht um Spaß zu haben, wenn die Attitüde und die Power stimmen.
Die stimmen bei den Saarländern, denn die lassen es ordentlich krachen, direkt und ohne Schnörkel treibt der Groove nach vorne, walzt dabei alles platt. So richtig auf die Tube drückt das programmatisch betitelte „Motor". Wem es hier beim Autoeinsatz nicht den Fuß auf das Gaspedal runterzieht, als hätte er das 10-Tonnengewicht auf den Zehenspitzen liegen, dem gehört der Führerschein entzogen.

Die breitbeinigen Riffs wurzeln zum Teil tief in den Siebzigern, irgendwo in der Ursuppe, der auch MOTÖRHEAD entstammen. Auch optisch haut die Truppe voll in die Kerbe, Lederjacken, enge Jeans und schwere Stiefel, hier wird das Image authentisch bedient. Einen Hang zu den legendären ZODIAC WINDWARP können AC ANGRY nicht von der Hand weisen, was man vor allem bei „Hellrock Anthem" heraus hört.
Unschwer heraus zu hören ist auch ein ziemlicher Punkeinschlag, an manchen Stellen schauen TURBONEGRO hervor. Etwa bei „Rock´n´Roller Roller Rolla", das zwar typisch mit fetten Riffs beginnt, im furiosen Refrain aber den Punk raus hängen lässt. Interessant sind da vor allem die Honky-Tonk-mäßigen Pianotöne, welche dem Titel eine ungewöhnliche Klangfärbung geben und ihn noch tiefer in verrauchte Kellerpubs hinunter ziehen.

Ähnlich neue Aspekte verlangen die Mundharmonika-Töne auch dem ruppigen „You Got The Dirst - I Got The Booze" ab. Beiden Nummern würden zwar ohne diese Einschübe funktionieren, doch die geben diesen erst die Würze, heben sie ein wenig vom Durchschnitt ab. Fast das gesamte Album wird nach vorne gerockt, was das Zeug hergibt, nur einmal nimmt man sich kurz zurück. Zu Beginn dröhnt „Good To Be Bad" wie ein verlorener MONSTER MAGNET-Song, bevor im Refrain wieder der schwere Swing regiert. Am Ende gibt „Black Denim" noch mal alles, wenn bei der Bandhymne die Doublebass die metallische Schlagseite betont.

Doch nicht nur die Vier an ihren Instrumenten machen ordentlich Dampf, das Ganze wurde auch passend in Szene gesetzt. Der saarländische Vorzeigeproduzent Phil Hillen gab dem Dreher in seinem SU2-Studio soundtechnisch schöne dicke Eier mit. Die Gitarren sägen schon rau, sind dennoch sehr voluminös und präsent. Das Schlagzeug von Sascha Waack donnert voll rein, vor allem beim Titelsong mit seinem wuchtigen Arrangement.
Lediglich die Stimme von Alan Costa wirkt ein wenig geschliffen, auf der Bühne legt er mehr Rotzigkeit hinein. Von dem kleinen Manko abgesehen gibt es aber an „Black Denim" nichts auszusetzen, damit könnten AC ANGRY ein gutes Stück voran kommen. Selten klang erdiger, ungehobelter Rock´n´Roll aus deutschen Landen so überzeugend und druckvoll. (Pfälzer)

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 32:47 min
Label: Dust On The Tracks Records
Veröffentlichungstermin: 18.10.2013

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden

Neckbreaker auf Facebook

nb recruiting 2015

nb forum 2015

nb gallery 2015