Für TURISAS-Verhältnisse erscheint „Turisas 2013“ quasi direkt nach „Stand Up And Fight!“ - und das, obwohl es im letzten Jahr auch erhebliche Änderungen im Line-Up gegeben hat und nun gleich drei neue Mitglieder an Bord sind – neu dabei auch ein Keyboarder, den es zuvor nicht gab. Dafür fehlt nun – zumindest live – das Akkordeon und ich muß schon sagen, das ich das doch vermisse. Aber TURISAS sind nun eben „Turisas 2013“ und die haben mit „Battle Metal“ nicht mehr allzuviel gemein. Ob man das jetzt mag oder nicht.

Dabei ist „Turisas 2013“ nur ein weiterer logischer Schritt, den die Band auf ihrer Reise von „Battle Metal“ aus dem Jahr 2004 bis heute zurückgelegt hat. Offiziell firmiert die Band ja noch immer unter dem Banner Pagan Metal oder auch Folk Metal – aber da würde ich das aktuelle Album nur bedingt einordnen. Aber in welche Schublade soll ich es sonst stecken? Am ehesten vielleicht zum Power Metal, auch wenn es das auch nicht ist. Aber das brauche ich auch gar nicht. TURISAS haben ja ihre eigene Schublade: Battle Metal. Paßt hier zwar auch nur noch bedingt, aber was soll's; irgendeine Hose muß das Kind ja anziehen, damit es sich keine Blasenentzündung holt.

Und während „The Varangian Way“ und „Stand Up And Fight!“ beides Konzeptalben sind, ist „Turisas 2013“ wieder eine Lose-Blatt-Sammlung mit vielen unterschiedlichen Songs, die erfreulicherweise auch sehr unterschiedlich klingen und damit die vielen Facetten, die der Sound von TURISAS aufweist, beleuchten. Auch der Gesang von Mathias „Warlord“ Nygård hat sich über die Jahre immer weiter entwickelt. Wurde auf „Battle Metal“ noch sehr viel gegrowlt, so muß man die Growls jetzt mit der Lupe suchen. Die Songs haben alle hauptsächlich Cleangesang -  und das stört mich überhaupt nicht.

Auch wenn der Warlord nicht zu den begnadetsten Sängern dieses Erdenrunds gehört, so macht er seine Sache doch sehr gut und ich mag seine cleane Stimme. Und ich mag auch seine Growls. Es ist mir egal, ob er clean singt oder growlt. Doch der Gesang ist auch ein wichtiges Element in der Entwicklung von TURISAS. Die auch sicher nicht jeder mitgehen kann. Wer „Battle Metal“ geliebt hat, hat keine Garantie, daß er auch die übrigen Alben mag, die sich Schritt für Schritt immer weiter vom Debüt entfernt haben.

Und hier muß ich sagen: Das einzige, was mich daran stört, ist, daß das Auftreten und das Image der Band nicht mehr so recht zu Musik passen wollen. Denn die beiden Erstgenannten sind über all die Jahre nahezu gleich geblieben und wirken nun etwas deplatziert. Dafür wirkt aber „Turisas 2013“ umso frischer. „The Varangian Way“ war ok, ich fand' die Scheibe jedoch nicht so gut wie „Battle Metal“. „Stand Up And Fight!“ ist auch kein schlechtes Album, aber ich bin nie so recht damit warm geworden. Und „Turisas 2013“? Die Scheibe ist anders. Anders und aufregender, frischer, abwechslungsreicher. Man hört, wie die Last eines Konzeptalbums von der Band abgefallen ist. Und deshalb gefällt sie mir.

Es ist nicht das, was man erwartet, wenn man TURISAS, die Band, sieht. „Turisas 2013“ schaffen es eben auch, zu überraschen. Und sei es nur, dass sie immer progressiver werden, ja in „Greek Fire“ sogar an THRESHOLD erinnern. Oder wie in „For Your Own God“ wie SABATON, nur ohne deren typischen Bombast, klingen. Gerne schlägt man auch mal ENSIFERUMeske Töne an, z.B. in „The Days Passed“ und generell setzt man sehr gerne Chöre ein, die man aber nie als zu viel empfindet.

Daneben sind TURISAS aber auch immer noch die Finnen, die ihre Mitglieder mit Warnweste und Nummer des Tourmanagers darauf zum Saufen schicken und die ordentlich Spaß inne Backen haben. „Run Bhang-Eater, Run!“ ist so ein Song (na, wer hat da bei den Aufnahmen 'nen Porno geguckt und die Tonspuren versehentlich in den Song gemixt??). Oder „No Good Story Ever Starts With Drinking Tea“ - der Titel verrät es schon – eine Ode an den Alkoholgenuß, bei der auch die Schlümpfe mitsingen dürfen. Und am Ende reitet man mit dem herrlichen, galoppierenden „We Ride Together“ (das dann doch wieder sehr nach TURISAS klingt) dem Sonnenuntergang entgegen. (Anne)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 41:41 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 23.08.2013