Ministry - From Beer To Eternity

Ministry FBTENun gut. Ich habe mich in der Vergangenheit genug über Al Jourgensens Fan-Melk-Taktiken aufgeregt. Es war ohnehin sonnenklar, dass nach der Auflösung seines Steckenpferds MINISTRY im Jahre 2008 und der zig posthum veröffentlichten Best-Of-, Live- und Remix-Alben in absehbarer Zeit auch wieder neues Material unter dem Ministeriums-Banner erscheinen würde.
"Relapse", das Comeback-Album zeigte die Band sogar in guter Fortsetzung der Tradition der Killer-Scheiben "Houses Of The Mole" und "Rio Grande Blood": Straight und auf´s Maul.
Doch dann ein erneuter Rückschlag in der Band-Vita: Der langjährige Gitarrist Mike Scaccia starb Ende letzten Jahres unerwartet an Herzversagen - das erneute, vorzeitige Ende MINISTRYs? Mitnichten! Jourgensen hatte bereits soviel Material mit Scaccia angesammelt, dass er es alleine schon ihm zu Ehren veröffentlichen musste. Sehr rührend, aber Freunde: Das hätte er mal lieber sein gelassen...

Jourgensen preist im Promo-Schreiben "From Beer To Eternity" als idealen Querschnitt durch alle MINISTRY-Schaffensphasen mit REVOLTING COCKS und LARD-Anleihen (weitere Projekte des Zottelkopps) an; und als bestes Album, das er mit Scaccia gemeinsam geschaffen hätte. Aber hey: Wie verballert muss man sein, diese Ansammlung von zusammenhanglosen Riffs, nervenden Samples und wirren Sound-Ausflügen geil zu finden??
Schon beim Opener "Hail To The Majesty (Peasants)" gehen einem die abgehakten Soundspielereien und völlig deplazierte Drumcomputer-Double-Bass ziemlich auf die Nüsse - dabei war der Grundgedanke eines schleppenden Eingangstracks nicht verkehrt, wird aber total verhunzt. Schon da war mindestens Stirnrunzeln meinerseits angesagt.
Danach: "Punch In The Face" - aha, also in die Fresse! Dies wird auch gleich musikalisch gleich zum Motto: Fett-bratendes Riff, ein aggressiver Jourgensen und ein unbarmherziger Stakkato-Mosh-Beat. SO will ich MINISTRY hören! Doch dann wieder diese seltsam verfremdeten Samples und Effekte! "Industrial", sicher, das war und ist MINISTRY immer schon gewesen, aber auf dieser Scheibe gehts mir dann doch zu weit. "Perma War" und "Perfect Storm" bieten dann glücklicherweise relativ solide MINISTRY-Kost. Durchatmen!
"Fairly Balanced" ist dann leider wieder alles andere als "ausgewogen", wie der Songtitel es verspricht...zerfahren, hektisch, lärmig, nah an der Unhörbarkeit.
"The Horror" hält dann allerdings zu meinem Leidwesen, was der Titel verspricht: Dreieinhalb Minuten belangloses Sample-Gewirr, von minimalem Beat mit Dub-Einschüben unterlegt. Wirklich furchtbar. Aber dass es NOCH furchtbarer geht, beweist dann "Side EFX Include Mikey’s Middle Finger/TV4” - fünf Minuten lang planloses Geballer,  einmal mehr zerhackte Samples und mein Puls, meine Geduld am Anschlag. So langsam wird diese Scheibe so richtig zur Nervenprobe.

Denn auch "Lesson Unlearned", welches wieder mit einem guten Ansatz von weiblichen Vocals arbeitet, sich aber erneut im Verlauf des Tracks in die Irre vergaloppiert. Und was ist das? Reggae-Dub-Rhythmen bei "Thanx But No Thanx"? Naja, originell, aber irgendwie auch wieder ziemlich unpassend. Auch "Change Of Luck", das Jourgensen unmittelbar nach dem Tod seines Gitarristen schrieb, lahmt lediglich sieben Minuten lang vor sich hin. "Enjoy The Quiet", also zum Genuß der Stille lädt uns der Rausschmeisser der Scheibe dann ein. Aber bis auf verzerrtes Rauschen und quäkenden Samples gibts nix zu hören.

Puh. 54 Minuten SEHR angestrengten Hörens sind überstanden. Und ganz ehrlich: Bei allem guten Willen, den ich normalerweise beim Rezensieren "schwieriger" Scheiben aufbringe, habe ich es bei "From Beer To Eternity" zu gerade Mal drei Durchläufen gepackt. Dieses Teil regt mich auf. Jourgensen regt mich auf. Tut mir auch nicht leid, hier tief in die Bewertungsschublade greifen zu müssen, diese Platte ist aus musikalischer Sicht einfach nur überflüssig und wird einer Band wie MINISTRY absolut nicht gerecht! (Brix)


Bewertung: 3,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 54:43 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 06.09.2013



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