Chthonic - Bú-Tik

Chthonic-Bu Tik 160pxDie spannenden Zeiten des Black-Metal sind vorbei – hier in Europa zumindest. In anderen Teilen der Welt gehen die Uhren jedoch anders alsbei uns und so kommt es von Zeit zu Zeit vor, dass diese Musikrichtung plötzlich aus Ländern kommt, in denen man mit dieser Spielart des Metal nicht gerechnet hätte. Taiwan ist so ein Land. Vielen ist dieses Land nur wegen der dortigen Elektronik-Industrie ein Begriff. Taiwan ist zwar durch die Besatzung der Chinesen 1945 chinesisch geprägt, allerdings ist Taiwan ein freieres Land als vermutet. Seit 1987 wird dort demokratisch gewählt. So konnte sich dort eine Musikszene entwickeln, die überwiegend frei von Repressionen ist. CHTHONIC wurden 1995 gegründet, als es in Taiwan noch überhaupt keine Metalszene gab. Bandgründer Freddy Lim ist politisch aktiv (unter anderem ist er Mitglied von Amnesty International Taiwan) und so befassen sich auch die Alben der Band thematisch überwiegend mit der Geschichte Taiwans.
Über CHTHONIC einen kompakten Bericht zu schrieben ist nicht einfach, denn man sollte sich nicht damit zufrieden geben ein paar Bullets zum Werdegang abzuarbeiten, dafür ist die Geschichte der Band einfach zu tiefgründig und spannend. Der Umfang der Geschichte Taiwans, mit dem sich die Band thematisch überwiegend beschäftigt, sprengt jedoch den Rahmen eines Reviews zu einem neuen Album.

Wenn ich von Black-Metal spreche, dann in diesem Zusammenhang über den der neunziger Jahre, als Bands wie CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR das Sagen hatten.
Für die sportliche Band aus Taipeh ist es ein leichtes an den Sound der Vorbilder anzuknüpfen. Man könnte auch Martial-Arts-Black-Metal made in Taiwan dazu sagen. Die Band fliegt dann auch mal gerne nach Schweden, um im renommierten Sweetspot Studio den Nachfolger zum letzten Album "Takasago Army" aus 2011 einzuhämmern.
Das erste Mal wurde die westliche Welt 2005 auf CHTHONIC aufmerksam, als die Band ihr Album „Seediq Bale" losließen. 2007 folgte dann eine Tournee durch 11 westliche Länder, darunter auch Deutschland. So gastierten Sie 2007 auf dem Wacken Open Air und konnten auch im Dezember 2007 auf dem Hexentanz-Festival in Illingen die anwesenden Fans begeistern. 2011 war es dann auch für mich soweit:CHTHONIC zusammen mit ARCH ENEMY in der Garage. Ein visueller und akustischer Hochgenuss. Die Band hatte innerhalb kürzester Zeit die Leute auf ihrer Seite und verzauberte mit orientalisch bzw. chinesisch anmutendem Black Metal.
Das gleiche Gefühl stellt sich bei mir ein, wenn ich das aktuelle Album Bú-Tik auflege.
CHTHONIC beschäftigt sich mit "Bú-Tik" mit dem sogenannten "228-Massaker" von 1947, bei dem chinesische Militärs einen Volksaufstand blutig niederschlugen. Das Intro "Arising Armament" entführt einen sofort in eine andere Welt. Man kann es förmlich greifen: den Beginn einer Schlacht um Leben und Tod.
Ich empfinde es als sehr angenehm die Hörer Anhand von Klangcollagen mit auf die Reise zu nehmen. Mit „Supreme Pain For The Tyrant" geht es auch schon mitten hinein in den Kampf. Gebellte und gekreischte Vocals bilden mit dem rasanten Geschredder eine Bugwelle, die den Weg frei macht, um dann majestätisch in „Sail Into The Sunset's Fire" überzugehen. Traditionelle chinesische Folklore wird geschickt in die Songs eingewoben, auch das Streichinstrument „Erhu" kommt wieder ausgiebig zum Einsatz. Der Aufbau der Songs ist oft symphonisch mit Black Metal-Ansätzen und nie langweilig. Jeder Song erzeugt eine eigene Atmosphäre, fügt sich jedoch gut in das Gesamtkonzept ein. „Defenders Of Bú-Tik Palace" schließt die Geschichte und das Album ab und man wird mit dem Outro „Undying Rearmament" auf dem Schlachtfeld zurückgelassen.
Nachdem in der europäischen und amerikanischen Metalszene schon Inzestgefahr besteht wird es einfach Zeit für Metalbands aus dem größeren Teil der Welt, nämlich Asien. Jedoch sind die Bands gut beraten, nicht den großen Fehler zu begehen einfach die bestehenden Strukturen zu kopieren oder abzuarbeiten. Sie sollten neue, ja sogar eigene schaffen, um die Szene mit spannenden Klängen am Leben zu halten. Die richtige Richtung haben CHTHONIC mit ihrem neuen Album „Bú-Tik bereits eingeschlagen und ich freue mich darauf sie bald mal wieder live und in Farbe bewundern zu dürfen. Die Fotografen werden im Fotograben dann sicher einen Eindruck der Schlacht um Bú-Tik abliefern und sei es nur um das beste Dekolleté-Foto von Bassistin Doris Yeh zu bekommen (Andreas)

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 40:40 min
Label: Spinefarm Records
Veröffentlichungstermin: 18.06.2013

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