Hermann Kopp - Zyanidanger

HermannKopp-zyanidangernb-nackenschonerMit „Zyanidanger“ meldet sich HERMANN KOPP, einer der älteren Labelveteranen des Industrial-Kult-Labels Galakthorrö, mit einem ganzen Full-Length-Album zurück. Fans schätzen an diesem Interpreten die gebotenen schaurig schöne, größtenteils gestrichenen Experimentalmusik, welche aufgrund ihrer allgegenwärtigen, latenten Dissonanz nicht wiedererkennbarer sein könnte. Zuletzt wurde auf dem Label-Sampler „Kosmoloko 2“ (2012) gezeigt, wie sich die Kombination aus analoger Synthetik und Gestrichenem zu einem enorm bizarren, wenn auch sehr geschmeidigen Klangbild fusionieren kann. Dieses „Bizarre“ dominiert „Zyanidanger“ durch und durch, was dieses Album so besonders macht.

 

Gänzlich anders als man es sonst von der allgemeinen Musikszene kennt, wird hier die mulmige Spannung der Ruhe glorifiziert. Diese wird von HERMANN KOPP durch sein charakteristisch minimalistisches Violinenspiel in einer sehr eigenständigen Weise verstärkt. Das Konglomerat aus melancholischer, repetitiver Hypnotik und leicht schrägen Tönen braucht seine Zeit, um wirklich bis zum Hörer vorzudringen, aber wenn es seinen Weg erstmal gefunden hat, ist es sehr schwer, diesem Charme zu entrinnen.  
Die mantrenhafte Konzeption der meisten Tracks wird begleitet von dezent zurückhaltenden Synthesizerspuren, die den avantgardistischen Aspekt dieser Musik unterstreichen, und zumindest stellenweise eine Tanzbarkeit gewährleisten.  
Die lyrische Konzeption des Album hält sich auf ein Minimum beschränkt. Wie das im Titel enthaltene toxische Anion- und die Woulff'sche Flasche auf dem Cover des Albums bereits andeuten wird die Chemie thematisiert, jedoch im Kontext der Alchemie. Dies äußert sich im Prinzip nur in einem Track, in dem unterschiedliche Elementnamen (die keinen erkennbaren Zusammenhang, lyrisch und auch chemisch, untereinander haben dürften) vorgelesen werden. Prinzipiell verlieren die Tracks von HERMANN KOPP mehr durch die Texte, als sie gewinnen. Dies ist jedoch nicht weiter schlimm, da sie nur einen Bruchteil des Gebotenen Materials ausmachen.             

HERMANN KOPP bietet Musik, der man sich zu einer ruhigen Stunde melancholischer Einsamkeit hingeben kann. Die bedingte Tanzbarkeit mancher Tracks macht „Zyanidanger“ aber auch zu einem gewissen Grad gesellschaftstauglich. Fans der bizarren Ruhe, von Programmusik voller unterschwelligem Horror und avantgardistischen Experimentalmusik werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen. Jedoch sei an dieser Stelle angemerkt, dass man sich dieses Album schon einige Male anhören muss, um es wirklich genießen zu können. Dennoch, oder gerade deshalb, bietet HERMANN KOPP etwas Einzigartiges, das man sonst so nicht zu Ohren bekommt. (Jannick)   


Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 43:35
Label: Galakthorrö
Veröffentlichungstermin: 31.05.2013

 

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