The Meads Of Asphodel - Sonderkommando

TheMeadsOfAsphodel_SonderkommandoGerade mal 3 Jahre sind ins Land gezogen, als die progressive Spitze des britischen Avantgarde-Black Metals  THE MEADS OF ASPHODEL mit „The Murder Of Jesus The Jew“ (2010) eines der wohl umfangreichsten Alben zu dieser Zeit herausgebracht haben. Diesem Trend folgend hat diese Band nun ein mindestens ebenso gehaltvolles und kontroverses Werk aufgenommen, dass die heikle Thematik des Holocausts auf eine sehr ungewöhnliche und verstörende Art und Weise thematisiert. Schon der Name ist mit „Sonderkommando“ bewusst martialisch ausgefallen und auch das Cover hat einen einerseits Eindeutigen, andererseits sehr kryptischen Charakter.

Es ist nicht zu leugnen, dass die thematisierten Aspekte nicht jedem schmecken werden, dennoch bedienen sich THE MEADS OF ASPHODEL hier deskriptiv an Motiven, die sie menschlich bewegen, und darum in deren Kunst einfließen lassen. Auch würde ich die künstlerische Intention dieser Band als frei von politischen Überzeugungen, aber voll von polarisierender Konzeption bezeichnen.
Eine kurze Erläuterung zum Inhalt von „Sonderkommando“ ist auf der Homepage der Band zu lesen. Kurz geht es um den Holocaust aus einem bisher nicht publik gewordenen Blickwinkel.
Musikalisch wird alles geboten, was Fans dieser Band so sehr schätzen: Virtuose Arrangements, fulminanter Instrumenteneinsatz und walzende Riffs in experimentellem Gewand. Wieder ist dieses Album einem Musical ähnlich aufgebaut, dabei aber erheblich finsterer und brutaler als der Vorgänger. Bizarrer, dramatisiert vertonter Frohsinn, Wahnwitz und stimmungsvolle Melodien wurden auf ein Minimum reduziert, was „Sonderkommando“ insgesamt zu einer sehr ernsten Angelegenheit macht. Diverse Samples aus politischen Reden oder auch von Zeitzeugen wurden durch beunruhigende Klänge begleitet und auch die selbst eingesprochenen Dialoge begeistern durch eine erhabene Prägnanz, welche die Atmosphäre untermalt.
Wieder sticht die musikalische Vielfalt dominant hervor. Angesichts der erreichten Qualität stellt sich schon die Frage, wie nach nur drei Jahren ein derartiges Werk machbar war. Neben gekonntem Synthesizereinsatz für hintergründliche Klänge besticht hier in erster Linie das trübsinnige Violinenspiel und das immer wieder hervorragende Saxophon. Begleitet wird das durch eine exzellente Rhythmussektion, die sich sowohl aus hochpräzisem Drumming, als auch aus einem virtuosen Bass zusammensetzt. Der Gesang ist wie immer gemischt klar und charakteristisch gegrölt, aber auch von zahlreichen weiblichen Zwischengesängen erfüllt.

„Sonderkommando“ ist wohl eines der dunkelsten Alben von MEADS OF ASPHODEL, auf dem diese Band zeigt, was man alles in gut 70 Minuten abklappern kann, wenn man nur das nötige Talent dazu hat. Dieses Album ist für alle geeignet, die sich mit Musik gerne ausführlicher auseinandersetzen. Man muss dieses Album mindestens fünfmal hören, um den musikalischen roten Faden zu erkennen, aber es lohnt sich. Freunde der anspruchsvollen, progressiven Musik, die dem Black Metal nicht gänzlich abgeneigt sind, können hier also definitiv ihre Freude haben. Auch alte Fans werden hier eine weitere Glanzleistung dieser Band zu Ohren bekommen. Wer jedoch auf konventionellen Knüppel-Black Metal steht, sollte zuvor zumindest einmal Probehören, um bösen Überraschungen rechtzeitig entgegenzuwirken. (Jannick)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 72:12
Label: Candlelight Records
Veröffentlichungstermin: 08.04.2013
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