nachtgeschrei_ausschwaerzesternachtNACHTGESCHREI gehören zu den Bands, die ich schon ewig mal live sehen wollte, es aber aus den unterschiedlichsten Gründen nie geschafft habe (und auch dieses Jahr sieht es schlecht aus). Aber immerhin kommt jetzt ein neues Album raus, womit man nicht mehr unbedingt rechnen durfte, nachdem Sänger Holger „Hotti“ Franz die Band Ende letzten Jahres verlassen hatte. Doch mit Martin LeMar aus dem wunderschönen Saarland hat man einen mehr als gleichwertigen Ersatz gefunden.

Martin hatte bisher mit Mittelaltermusik eher wenig am Hut, man kennt ihn von seinen Bands TOMORROW'S EVE und MEKONG DELTA, die ja beide eher progressiv sind. Von daher bin ich auch gespannt, wie es klingt, wenn er deutsch singt. Und ich werde nicht enttäuscht. Weder vom Gesang, noch von der Musik. Und das, obwohl ich eigentlich kein großer Fan von deutschem Gesang bin (da gibt es nur wenige Ausnahmen, die mir wirklich gefallen) und obwohl es schwerfällt die Musik der Frankfurter wirklich einzuordnen.

Wirklich Metal ist es irgendwie nicht. Richtig mittelalterlich auch nicht, obwohl man sehr viele typische Instrumente verwendet. Irgendwie trifft man sich aber in der Mitte und rockt unbeschwert vor sich hin. Und das klingt richtig gut. Zwar hat man oft den Eindruck, daß die Band sich eher in die akustische Ecke stellt, aber dann kommen doch immer wieder die „richtig harten“ Instrumente zum Einsatz. Zum Beispiel gleich bei den ersten Tönen der Scheibe, die so gar nicht mittelalterlich klingen. Überhaupt rockt der Opener ganz schön.

Aber – ich nehme es jetzt gleich mal vorweg - „Aus schwärzester Nacht“ ist ein Album ohne Ausfall auf einem Niveau geworden, das ich so nicht erwartet hätte. NACHTGESCHREI waren bisher für mich eine der kleinen Mittelalterbands, die kaum jemand kennt, die aber nicht schlecht sind. Auf einer Stufe mit INGRIMM etwa (gut, die halte ich ja auch für unterbewertet). Mit ihrem neuesten Output machen die Frankfurter meiner Meinung nach einen gewaltigen Schritt nach vorn.

Dazu trägt sicher auch der neue Sänger Martin LeMar bei, der mir viel besser gefällt als Holger Franz, obwohl seine Stimme für diese Art Musik fast schon zu weich, zu clean ist (aber ok, ich geb's zu, ich Martin-Fan). Aber auch instrumental gibt es nichts auszusetzen. Die Band demonstriert auch schön, daß es nicht immer der harte Metal oder Rock sein muß. Auf „Aus schwärzester Nacht“ ist z.B. eine Akustikversion von „Herbst“ (vom Vorgängeralbum „Ardeo“) mit Martin am Gesang neu eingespielt, das einfach besser klingt als das Original (alte Fans dürfen mich jetzt gerne mit verdorbenen Lebensmitteln bewerfen).

Und dann gibt es da noch die Orchesterversion des Beinahetitelsongs „In die Schwärze der Nacht“: Wow. Gefällt mir. Da wünscht man sich doch, daß die Band mal ein ganzes Album mit Orchester aufnimmt. Aber der Song ist sowie einfach ein guter Song, der alles hat, was das Herz begehrt. Spannung, Dramatik und als Sahnehäubchen einen absoluten Ohrwurmrefrain mit mitreißender Melodie. Doch man kann auch furchtbar romantisch und sanft, wie in „Unter deinem Licht“. Und bevor man die Grenze zum Kitsch durchbricht, reißt man das Ruder nochmal rum und bastelt sich einen richtig harten Song draus.

Ja – ich kann an diesem Album wirklich nichts kritisieren. Wenn man natürlich die mittelalterlichen Instrumente nicht mag, dann hat man hier Pech gehabt. Aber für alle anderen ist dieses Album absolut empfehlenswert. Mit „Aus schwärzester Nacht“ sollten NACHTGESCHREI eigentlich ein paar Ligen aufsteigen können, denn damit brauchen sie sich vor den Größen der Szene auf keinen Fall zu verstecken.    (Anne)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 16
Spielzeit: 72:25 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 22.03.2013
Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden

Neckbreaker auf Facebook

nb recruiting 2015

nb forum 2015

nb gallery 2015