Jolly - The Audio Guide To Happiness (Part II)

jolly_theaudioguidetohappinesspartiiJOLLY gibt es noch gar nicht so lange, und „The Audio Guide To Happiness (Part II)“ ist auch erst das dritte Album der Band aus New York. Trotzdem haben sie es schon ziemlich weit gebracht, waren im Vorprogramm von RIVERSIDE und Mike Portnoy unterwegs. Vor genau 2 Jahren veröffentlichte die Band „The Audio Guide To Happiness (Part I)“, das schon in zwei Lektionen aufgeteilt war. Dabei arbeitete man mit sogenannten binauralen Tönen, die angeblich glücklich machen. Dafür hatte man sogar mit Wissenschaftlern zusammengearbeitet und dem Ganzen damit einen höchst intellektuellen Touch gegeben.

Das Album ist auch optisch ganz auf ein Audiolehrbuch ausgerichtet und um die Verbindung zum ersten Teil herzustellen hat man exakt das gleiche Artwork wie beim ersten Teil verwendet, jedoch mit invertierten Farben (und ja, die Happiness ist jetzt rot geworden). Und nun, zu Beginn der neuen Scheibe, wird man erstmal aufgefordert, zunächst Part I des Audio Guides zu hören (und durchzuackern), bevor man mit Part II weiter macht. Ja und da stehe ich nun. Den ersten Part habe ich nicht. Dann muß ich jetzt wohl dumm – äh – unglücklich sterben. Naja. Dann versuch' ich mich mal als Quereinsteiger...

Die ersten Töne machen mich jedenfalls nicht besonders glücklich, das klingt mir dann doch einen Tick zu chaotisch. Doch das ändert sich schon mit dem zweiten Song „Firewell“, das schön rockig beginnt, gegen Ende aber immer progressiver und verspielter wird, aber im Grunde auch nix Besonderes ist. Also ich merke immer noch nicht, daß ich glücklicher werde. Bei „You Against The World“ versucht man es dann auf die harte Tour. Seltsam swingende Südseemelodien und Dududu-Gesang machen eher Angst als glücklich. Doch der Song wandelt sich dann doch noch zu einem schönen Progsong, der zum Relaxen wie geschaffen ist.

Und so zieht es sich im Prinzip durch das ganze Alben. Die meisten Songs sind schöne entspannte Prog Rock-Stücke, die äußerst angenehm ins Ohr gehen. Teilweise werden wirklich fabelhafte, an die Franzosen ALCEST erinnernde Soundwände aufgebaut (ja, ich weiß, die beiden Bands kann man nicht wirklich vergleichen. Ich bin aber so frei und mach's trotzdem) und man kann sich einfach nur zurücklehnen und entspannen. Glücklich werden halt, so wie von der Band mit dem Album beabsichtigt. Dafür gibt es aber auch immer wieder Parts in den Songs, die einen dann doch nerven, wie der öfter mal auftauchende „Dududu“-Gesang, der irgendwie billig wirkt. Und manche Songs sind dann einfach zu fröhlich und klingen damit etwas gezwungen, wie z.B. „Lucky“. Da hat man es mit der guten Laune einfach etwas zu gut gemeint.

Aber dann gibt es noch die Songs, die besonders herausragen, wie z.B. „Dust Nation Bleak“, für mich der beste Song auf „The Audio Guide To Happiness (Part II)“. Denn der tröpfelt nicht so brav rockend vor sich hin, sondern hier lassen es JOLLY mal so richtig krachen und zeigen, daß sie auch hart können. Und das macht mich glücklicher als gezwungen fröhliche Klänge. Und dabei hat „Dust Nation Bleak“ doch viele Gesicht, mal sanft, mal sphärisch, mal vertrackt und dann doch wieder herrlich rockend.

Und auch wenn man swingend unterwegs ist, wie in „Golden Divide“, weiß man zu gefallen. Es muß nicht immer hart sein. Das ist so ein schöner entspannter Song (inkl. Möwengeschrei), der einfach nur angenehm zu hören ist und mit wunderschönen Melodien begeistern kann. Und damit ist man dann auch schon bei Lektion 4 angelangt, die von solch sphärischen Klängen eingeleitet wird, daß man hier kaum noch von Musik sprechen kann (und das meine ich jetzt im positiven Sinne).

Auch „While We Slept In Burning Shades“ ist ein sehr gelunngener, entspannter Prog Rock-Song, der vieles, was „Lucky“ mit seinem übertriebenen Enthusiasmus kaputt gemacht hat, wieder gut macht. Der Song liegt einfach unglaublich angenehm in den Gehörgängen. Der letzte Song, „The Grand Utopia“, faßt das Album nochmal gekonnt zusammen: Locker-leichter Prog Rock zum Entspannen und Träumen, aber auch nerviger Lalala-Gesang, sehr sanfte Töne, Soundwände und dann wird man doch wieder richtig hart. Und am Ende bekommt man dann erzählt, daß man jetzt glücklich ist. Nun ja. Hier im Saarland sagt man dann „Wenn se menne, Herr Paschdor!“. So wirklich scheint das bei mir nicht geklappt zu haben mit diesen dubiosen binauralen Tönen (liegt vielleicht daran, daß ich Part I nicht gehört habe). Aber ich bin auch nicht unbedingt unglücklicher geworden. Alles in allem ist das hier aber ein schönes, angenehmes, sauber produziertes und hörenswertes Album, dessen nervige Stellen man einfach ausblenden muß. Dann klappt's auch mit der Fröhlichkeit. (Anne)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 56:08 min
Label: InsideOut Music
Veröffentlichungstermin: 01.03.2013
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