Coilguns - Commuters

02_Front_Cover_160Eine „Coilgun" ist im Deutschen mit „Gaußgewehr" zu übersetzen, das in etwa nach dem Prinzip des Teilchenbeschleunigers funktioniert. Diese Waffen sehen nicht nur abenteuerlich aus, sondern sind auch äußerst effektiv gegenüber herkömmlichen Waffen und Normalsterblichen auch eigentlich nur aus futuristischen Computerspielen bekannt. Aber was zur Hölle hat das mit Musik zu tun? Naja, dann hören wir doch mal in „Commuters" rein, vielleicht bekommen wir da die Antwort.
Mit den Schweizern bin ich zum ersten Mal über die Split mit NVRVD (Review) in Bekanntschaft geraten, und ich kann nur sagen, sie machen ihrem Bandnamen irgendwie alle Ehre. Hier wird wirklich einiges über Gebühr beschleunigt, sei es der Wiedererkennungswert, die Eingängigkeit, die Begeisterung oder auch nur einfach die Musik.

Nach mehreren EPs und Splits war es nun 2013 an der Zeit, ein komplettes Album einzuklopfen. Gerade Bands aus der extremen Ecke tun sich da ja bekanntlich und auch verständlich schwer, denn manch fremdartige Klänge lassen sich nur über eine beschränkte Zeit konsumieren. So auch bei COILGUNS; diese verstehen es allerdings ebenso, ihre Musik nicht nur schnell und chaotisch, sondern auch abwechslungsreich und interessant zu gestalten. Aber Nerven braucht man dennoch. Diese muss man schon direkt beim zweiten Titel „Commuters Part 2" haben, der zu fast acht von insgesamt elfeinhalb Minuten Spielzeit aus Marschtrommel, ein und derselben Akkordfolge wie in „Commuters Part 1" und minimaler Steigerung nur aus Gespräch besteht. Wenn man vorhatte, die Geduld der Zuhörer damit auf ein Maximum zu strapazieren, dann ist das Vorhaben eindeutig gelungen. Löst sich aber dieser Song zum Ende hin auf, kann man aufatmen und den Rest des Albums genießen.

Und es lohnt sich, denn COILGUNS haben ganz viele Schubladen aufgerissen und im Studio alles Gefundene zusammen geschmissen, allerdings auch entsprechend geordnet und arrangiert. Hier und da regiert zwar auch mal das Chaos, aber überwiegend ist die Tracklist aus 11 Titeln recht ordentlich strukturiert. Man braucht dennoch genug Durchläufe und die Bereitschaft, extremer Mucke eine Chance zu geben. Die einzige Band beim Vergleicheziehen heißt hier CONVERGE, obwohl diese Band ihren Ausnahmestatus nicht streitig gemacht bekommt. Ab und an klingen auch mal noch DEFTONES-Stilmittel durch, sowie die rohe Kraft von kleineren Bands wie GRACE WILL FALL. Mit nicht allzu verzerrten Gitarren und einem rohen Schlagzeug klingt „Commuters" erstmal wie eine rotzige Rockplatte, die erst bei mehrfachem Hören ihre eigenen Stilblüten entfaltet. Fans der oben genannten Bands sollte diese Scheibe auf jeden Fall ans Herz gelegt werden, aber auch experimentierfreudige Musikliebhaber sollten ihren Spaß an diesem starken Debüt haben. Live sind die Jungs zur Zeit in Europa unterwegs, also hingehen und abzappeln! (Jochen)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:55 min
Label: Pelagic Records
Veröffentlichungstermin: 25.02.2013

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