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snakecharmer_snakecharmerSeltsamerweise gab es den Bandnamen mal als Songtitel von RAINBOW, was aufgrund der Nähe zu WHITESNAKE, des anderen erfolgreichen DEEP PURPLE-Ablegers etwas verwundert. Na ja, immerhin wurde dieser ursprünglich für ein weiteres Album mit David Coverdale geschrieben, bevor der Sechssaiter die Truppe verließ. Jener hat seine Band mittlerweile auch runderneuert, aber seine früheren Mitstreiter machen immer noch gerne gemeinsame Sache. So wie in dem Fall Gitarrist Micky Moody und Bassist Neil Murray, die ja schon unter COMPANY OF SNAKES firmiert haben. Damals bediente mit Bernie Marsden ein weiteres ehemaliges Mitglied der "weißen Schlange" die zweite Gitarre, bei SNAKECHARMER erledigt diesen Job der einstige WISHBONE ASH-Mann Laurie Wisefield. Ebenfalls bei COMPANY OF SNAKES am Start war Keyboarder Adam Wakeman, während Drummer Harry James von MAGNUM und THUNDER her bekannt ist. Das Who-Is-Who der britischen Hardrockszene wird von Sänger Chris Ousey (HEARTLAND, VIRGINIA WOLF) komplettiert. Bei soviel Kompetenz durfte man vom selbstbetitelten Debüt einiges erwarten.
Und schon bei den ersten entspannten Klängen wird klar, dass die Herren keineswegs gewillt sind, auch nur einen Hauch von ihren musikalischen Vorgaben abzuweichen. Die akustische Eröffnung von „My Angel" mündet in einen lässigen Rocker, der stoisch nach vorne treibt. Beim Solo lassen es die Herren ein wenig beherzter krachen, ansonsten herrscht allgemeine Unaufgeregtheit, wie beim folgenden Hammond-geschwängerten „Accident Prone".

Der Cocktail aus Rock und Blues wird über die gesamte Spielzeit serviert, wobei es den Musikern hier nicht an Feeling mangelt. Sie wissen ganz genau wie sie ihre Stärken einsetzen, was der jeweilige Song verlangt. Hier wirkt nichts aufgesetzt, alles ehrliche Handarbeit, von Könnern, deren Zusammenspiel nahezu perfekt sitzt. Die Truppe wirft ihre ganze Erfahrung in die Waagschale und sorgt so für einen dichten Sound.

Musikalisch sind da natürlich Querverweise zu den bisherigen Betätigungsfeldern auszumachen, vor allem eben WHITESNAKE, zu ihrer klassischen Blueshardrockphase. Im Vergleich zu „Burst The Bubble", dem Studiowerk, welches Moody, Murray und Wakeman mit COMPANY OF SNAKES einzockten, bewegt man sich aber ein wenig weg von den offensichtlichsten Einflüssen. Vielmehr hält eine gewisse Boogie-Schlagseite Einzug und dreht so das Steuer bei Titeln wie „Guilty As Charged" oder „Turn Off The Screw" in Richtung Riffrock. „Stand Up" hingegen könnte mit seinem Pianolauf über dem Hauptthema von einer frühen FOREIGNER-Scheibe stammen. Bei Balladen wie „Falling Leaves" kann man sich gut vorstellen, wie der gute David Coverdale dazu croont. Allerdings füllt auch Chris Ousey mit seiner raueren Stimme diese Rolle ordentlich aus.

Was „Snakecharmer" bei aller Routine und dem sympathisch unprätentiösen Auftreten leider fehlt sind zwingende Songs. Hier bleibt einfach zu wenig haften, es fehlen starke Hooks und echte Höhepunkte, die den Hörer richtig einnehmen. Bei „Nothing To Lose" etwa sorgen Moody und Wisefield mit ihrem Twinlead-Gitarreneinsatz für den ein oder anderen Aha-Effekt, aber das ist insgesamt zu wenig.
Da fehlt irgendwie auch die Energie, welche „Burst The Bubble" vor zehn Jahren auszeichnete, denn diese Scheibe fiel deutlich griffiger und lebendiger aus. Das letzte Quäntchen Euphorie geht der Aufnahme ab und auch der Sound klingt ebenfalls ein wenig angestaubt. So bleibt ein solides, aber keinesfalls überzeugendes Debüt. Schade, denn die Sechs können definitiv mehr. (Pfälzer)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 62:15 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 25.01.2013

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