Vanderbuyst - Flying Dutchmen

vanderbuyst_flyingdutchmenRetro ist in! Retro Metal, Retro Rock, Retro Thrash, Retro Prog, alles kommt irgendwann wieder, sogar "Brauner Bär"! VANDERBUYST sind retro und zwar so richtig, auch wenn sie sich zwischen Hardrock und Metal nicht so entscheiden können. Aber sie haben sich dem Sound der Aufbruchsjahre in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern hoffnungslos verschreiben und sind dem Metier eine der Aufsteiger der letzten Jahre. Wobei die Anfänge nicht allzu lange zurück liegen, denn vor etwas mehr als zwei Jahren stand noch ihr Debüt in den Läden, nun liegt bereits das dritte Werk  vor. Dazwischen war man auch live auf vielen Festivals oder im Vorprogramm von SAXON aktiv. Eine Arbeitsweise, die an die Bands der damaligen Zeit erinnert, und das mit Absicht, die Niederländer sind also durch und durch retro. Ob die Jungs auch mit "Flying Dutchmen" einen Schritt auf der Karriereleiter weiter kommen?

Beim Blick auf das Cover könnte man erstmal annehmen, dass sich die Drei analog zu ihren Vorbildern zeitlich versetzt eine ähnliche Entwicklung genommen haben. Die weiße Hülle, das Outfit der Musiker und das Logo in Neonfarben sehen eher aus wie Mitte der Achtziger, als sich viele Bands poppigeren Klängen zuwandten. Doch davon sind VANDERBUYST noch weit entfernt, sie klingen wie bisher roh, direkt und schnörkellos. Kein Ton zuviel, die Songs kratzen oft an der Drei-Minuten-Marke, hier wird gradlinig drauf los gerockt.

Am ehesten würde ich die Niederländer ja immer noch mit den TYGERS OF PAN TANG vergleichen, auch wenn sie selber ihre Wurzeln in den Siebzigern sehen. Da sind vor allem THIN LIZZY zu nennen, die vielen Leadfills die Gitarrist Willem Verbuyst einstreut, sind klar von den Iren beeinflusst. Im Gegensatz zu denen, werden sie von ihm nur mit einer Gitarre gespielt, während die Mannen um Phil Lynott ja den Twin-Guitar-Sound pflegten.
Da muss dann Frontmann Jochem Jonkman öfter im Rhythmusbereich in die Bresche springen, überhaupt ist sein Langholz oft in den Vordergrund gemischt. Das passt gut zum trockenen, am Bühnensound orientierten Klang, der hier wieder differenzierter rüber kommt als auf „In Dutch". Hier agiert man wie die klassischen Powertrios der späten Sechziger und frühen Siebziger. Drummer Barry van Esbroek sorgt für den richtigen, meist simplen Groove, und arbeitet viel mit dem Hi-Hat wie auch die Bands zu Zeiten der NWOBHM.

Obwohl die Gangart die meiste Zeit ziemlich hoch ist, so bleibt man vorwiegend bei der rockigen Attitüde. Richtig metallisch wird es eigentlich nur beim treibenden „Lecherous". Auch wenn das alles nicht gerade originell ist, so haben sich VANDERBUYST mit ihrem dritten Longplayer eine gewisse eigene Identität erarbeitet. Ihre Songs setzen sich doch ein wenig von denen der zahlreichen Konkurrenz ab. Die Jungs haben es geschafft, diese ursprüngliche, unbedarfte Art zu erhalten, wo andere zu viele Klischees bedienen, wirken sie authentisch.

Eigentlich müsste man ihnen zugute halten, dass sie auch versuchen, die Arbeitsweise ihrer Vorbilder in die heutige Zeit zu übertragen. So wie eben UFO oder GRAND FUNK wollen sie jedes Jahr ein neues Werk am Start haben. Doch was früher irgendwie funktionierte, nutzt sich bei ihnen schon ein wenig ab. Das war doch eine andere Ära, während mittlerweile die meisten Riffs geschrieben sind.
Schon der Start gerät ein bisschen holprig, der abgehangene Refrain harmoniert nicht mit dem ansonsten vorherrschenden flotten Gezocke. So gerät „Frivolous Franny" für einen Opener zu sperrig. In Sachen Melodien kann man auch nur selten an Glanztaten wie „String Of Beads" vom Vorgänger anknüpfen. Hatte ich da schon die mangelnde Abwechslung moniert, so tut sich auch auf „Flying Dutchmen" nicht allzu viel.
Lediglich das schon früh platzierte „Give Me One More Shot" bremst ein wenig den steten Drang und weist dazu einprägsame Melodiebogen auf. Eine feine, mit dezentem Blues-Touch versehene Ballade, die mit viel Feeling vorgetragen wird und sich zum Refrain hin steigert, ohne ins Powerballadenfach abzudriften. Sie können es also, nur zeigen sie es hier nicht oft genug, da wäre es angebracht, die Kompositionen beim nächsten Mal ein wenig reifen zu lassen. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 40:10 min
Label: Ván Records
Veröffentlichungstermin: 07.12.2012

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