kamelot_silverthornKAMELOT gehören zu den Bands, die ich in der Sturm-und-Drangphase meiner Power Metal-Liebhaberei sehr verehrt habe. Aber nach „Karma“ lies das Interesse an der Band auch ziemlich schnell wieder nach. Alles, was danach kam, habe ich eigentlich nur am Rande mitbekommen. Es hat nie gereicht, das Interesse an der Band wieder neu zu wecken. Als dann letztes Jahr Roy Khan die Truppe verlassen hat, schien das Schicksal der Band besiegelt. Wobei für mich der Sänger nie so wichtig war wie für die meisten KAMELOT-Fans. Und meiner Meinung nach hat Fabio Lione (RHAPSODY OF FIRE) auf der letzten Tour als Ersatzmann eine richtig gute Figur gemacht.

Deshalb fand' ich es zu Beginn auch etwas schade, daß dieser nicht auch der neue Sänger von KAMELOT geworden ist. Derjenige welcher, den konnte man ja auf besagter Tour auch schon erleben und dort hat er mich nicht überzeugen können. Ja, richtig, Tommy Karevik war schon auf der letzten Tour mit von der Partie. Und da die Amerikaner scheinbar auf Nordländer stehen, hat der Schwede das Rennen gemacht.

Nun gut. Hören wir uns mal an, was dabei herauskommt. „Silverthorn“ ist ein Konzeptalbum, bei dem es um den dramatischen Tod eines Mädchens in den Armen seiner Zwillingsbrüder geht. Dabei nimmt die Gute natürlich ein Geheimnis mit ins Grab. So weit, so gut die Power Metal-Klischees bedient. Mystik und Tod aller Orten. Naja, wer's braucht. Aber lassen wir das textliche Konzept einfach mal außer Acht, dann bleibt immer noch eine ganze Menge Musik übrig.

Mit „Manus Dei“ (= die Hand Gottes = Ode an Maradona?) beginnt die Scheibe sehr klavierlastig, orchestral und erinnert in ihrer Epik an das letzte Werk von NIGHTWISH. Und an NIGHTWISH wird man auf „Silverthorn“ noch öfter erinnert werden. Das liegt zum einen daran, daß KAMELOT sehr episch, dramatisch und oft auch theatralisch vorgehen, ohne jedoch die Grenze zum Kitsch zu überschreiten. Außerdem setzen sie auf viel Klavier und viel Orchester und genau wie NIGHTWISH greifen sie nicht auf das Orchester aus der Dose zurück, sondern haben sich mit den finnischen EKLIPSE gleich eine ganze Streicherinnenband ins Studio geholt. Und das hört man.

Auch überwiegen auf „Silverthorn“ die ruhigeren Songs, allenfalls fällt man mal ins Midtempo. Sowas stört mich normalerweise. Auf „Silverthorn“ aber nicht, denn da paßt es einfach. Genau wie der neue Sänger Tommy Karelik, der mich im Gegensatz zum Liveerlebnis letztes Jahr auf der Scheibe doch voll überzeugen kann. Man mag ihm vielleicht entgegenhalten, daß er seinem Vorgänger sehr ähnlich klingt – aber ich denke, das ist das, was die meisten KAMELOT-Fans hören wollen, und von daher geht das schon in Ordnung.

Gerade bei den ruhigeren Songs wie der wunderschönen, bittersüßen Ballade „Song For Jolee“ oder dem Höhepunkt der Scheibe, „Prodigal Son“ macht er eine gute Figur. Unterstützt wird er dabei von gleich drei Damen: Elize Ryd (AMARANTHE), Alissa White-Gluz (THE AGONIST) und Amanda Somerville (auf welchem Metalalbum singt die eigentlich nicht?) sind auf der Scheibe vertreten, seltsamerweise aber nicht Simone Simons, die sonst die Alben der Band veredelt. Besonders beeindruckend sind dabei die Growls von Alissa White-Gluz in „Sacrimony“, die zwar nicht so männlich klingen wie die von Angela Gossow, aber trotzdem fieser und extrem cool.

„Silverthorn“ ist eine wirklich gute Scheibe, die ich so von KAMELOT nicht mehr erwartet hätte. Die letzten Alben fand' ich immer zu belanglos. Dann noch der Sängerwechsel...aber das war wohl genau das richtige für die Band. Der Neuanfang ist auf jeden Fall geglückt. Und in die neue Scheibe sollten nicht nur Fans von KAMELOT reinhören, sondern auch, wem die letzte Scheibe von NIGHTWISH gefällt, der sollte hier mal ein Ohr riskieren. So skeptisch ich auch war, KAMELOT konnten mich mit „Silverthorn“ doch überzeugen. (Anne)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 56:21 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 26.10.2012
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