Der Eindruck, den ANATHEMA in jungen Jahren auf die Musikszene hinterlassen hat, wirkt sich bis heute auf das Schaffen zahlreichen Interpreten aus. Auch die norwegischen FUNERAL versuchen sich daran, bitter-süßem Doom Metal mit der brachialen Gewalt des melodischen Death Metals zu verknüpfen. Auf ihrem aktuellen Album „Oratorium“ gibt es nun sieben regelrechte Hymnen, die fast durchgehend die zehn-Minuten-Marke knacken.

Tatsächlich beeindruckt die Musik von FUNERAL durch eine äußerst gut durchdachte Strukturierung, was von gekonnten Arrangements bis hin zu Variationen fast aller Parameter reicht. Hinzu kommt das musikalische Geschick der Jungs, das gepaart mit feinfühligem Minimalismus zu einem bombastischen, hypnotischen Doom Metal hervorbringt.
Besonders eindrucksvoll sind die ruhigen Klargesangspassagen, die teils ein- aber auch teils mehrstimmig eingesungen wurden. Die tiefe Stimme der Sänger unterstreichen die ohnehin nicht zu knapp gekommene Emotionalität von „Oratorium“ zusätzlich, was das Gitarren- und dezente Synthesizerspiel gekonnt ergänzt.  
Die härteren Passagen werden hingegen von einem finsteren Growlen dominiert. Für sich betrachtet sind diese Stellen zwar etwas weniger spektakulär, dennoch begeistern diese im Zuge der Gesamtkonzeption eines Tracks, wo sie als eine Art Spannungsventil eingesetzt werden.

Insgesamt wird dem Hörer hier ein hochgradig gelungenes Release geboten, das nicht nur gut anzuhören ist, sondern auch noch eigenständig und in gewisser Weise innovativ ist. FUNERAL wissen, wie man die Schläge im Doom Metal zu setzten hat, ebenso wie sie wissen, wie man die Gitarren zu zupfen hat. Für Freunde des melancholischen Doom Metals ist „Oratorium“ eine uneingeschränkte Empfehlung. Vor allem Fans der alten ANATHEMA, PARADISE LOST und Co. dürften hier auf ihre Kosten kommen. (Jannick)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 74:41 min
Label: Grau Records
Veröffentlichungstermin: 23.11.2012