Elvenking - Era

elvenking_eraZwei Jahre nach ihrem letzten Album „Red Silent Tides“ bringen die Italiener ELVENKING mit „Era“ den Nachfolger auf den Markt. Und ich gebe zu, daß ich Metal aus Italien gegenüber Vorurteile habe. Metal aus Italien trieft meist vor Pathos, ist total übertrieben und meistens ist es Power Metal. Wirklich gute italienische Bands kann man an einer Hand abzählen. Soweit mit den Vorurteilen. Eine italienische Folk Metal-Band paßt da nicht so wirklich rein. Außerdem kenne ich ELVENKING und weiß, daß sie das übliche Klischee nicht bedienen.

Auch wenn sie es einem zu Beginn erstmal schwer machen. „The Loser“ ist vom Sound her ziemlich enttäuschend – das ist das erste, was einem beim Einlegen der neuen Scheibe auffällt. Genau wie der recht grausame italienische Akzent von Sänger Damna. Das ganze klingt dann irgendwie wie BON JOVI für Arme und man fragt sich, was zur Hölle aus ELVENKING geworden ist. Davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen. Hier heißt die Devise: Durchhalten!

Denn schon beim zweiten Song wird alles anders. Und das nicht nur, weil er durch Sangesgott Jon Oliva veredelt wird. „I Am The Monster“ geht zwar mehr Richtung Gothic als Richtung Folk, fast hat man das Gefühl, als könne sich die Band noch nicht so recht entscheiden, in welche Richtung sie denn gehen will. Trotzdem ist der Song richtig gut. Dafür fragt man sich bei „Midnight Skies, Winter Sighs“ endgültig, was zur Hölle BON JOVI in Italien macht. Für ELVENKING-Verhältnisse ist dieser Song ganz schön hart – aber auch gut.

„A Song For The People“, der etwas nach ELUVEITIE klingt, ist eine akustische Überleitung zum Rest des Albums, für die man die finnische Sängerin Netta Dahlberg, die auch schon auf Alben von AMORPHIS („The Beginning Of Times“) und BATTLE BEAST zu hören ist, gewinnen konnte. Aber auch der Rest des Albums ist nicht zu verachten. Mit „Through Wolf’s Eyes“ kehrt man wieder zum Folk zurück und hat damit einen herrlich folkigen Song geschaffen, den ich jetzt einfach mal zum besten auf der Platte küren würde.

Auch „Walking Dead“ ist wieder ganz schön hart geraten, mit ganz leichten CHILDREN OF BODOM-Anleihen, hat nur für meinen Geschmack ein wenig zu viele Chöre. Im Großen und Ganzen ist das aber ein guter Song. Und weil „Walking Dead“ so hart war, schiebt man zum Ausgleich mit „Forget-Me-Not“ gleich eine Ballade hinterher, bei der sowohl Jon Oliva, als auch Netta Dahlberg mitgewirkt haben. Ein wunderbarer, romantischer Song, sofern man auf so was steht. Mit seinen Chören am Ende hat es sogar ein Hauch von SAVATAGEs „Believe“. Überrascht wird der Hörer von „Poor Little Princess“, das ähnlich wie „A Song For The People“ akustisch sanft beginnt. Da hat man sich gerade in die Kissen gekuschelt, da werden diese mit der Vehemenz einer übellaunigen 3-Zenter-Krankenschweser aufgeschüttelt. Definitiv ein Anspielstip. Genial!

Dafür driftet man mit „The Time Of Your Life“ aber in schnulzige Gefilde ab. Den hätte ich jetzt nicht wirklich gebraucht. Aber anschließend geht es wieder richtig zur Sache und man fragt sich noch mehr, wozu „The Time Of Your Life“ eigentlich gut ist. Aber egal, das extrem harte „Chronicle Of A Frozen Era“, das zugleich der längste Song der Scheibe ist, macht diesen Patzer schnell vergessen. Die etwas härtere Gangart steht ELVENKING wirklich gut zu Gesicht. Instrumental und folkig endet „Era“ dann mit dem ebenfalls sehr schönen „Ophale“.

„Era“ zeigt, daß ELVENKING sich immer mehr von ihren Folk-Wurzeln entfernen, ohne diese jedoch völlig zu vergessen. Allmählich geht man eher Richtung Power oder Gothic Metal, hat dabei immer auch ein paar BON JOVI-Anleihen und wird immer härter, räumt den folkigen Elementen jedoch noch immer viel Platz ein. Die größte Frage ist jedoch, warum der erste Song so eine miese Soundqualität hat. Insgesamt ist „Era“ bei weitem kein schlechtes Album, aber irgendwie hat man immer das Gefühl, daß da noch irgendwas fehlt. Ich befürchte, daß ELVENKING auch mit diesem Album nicht den großen Durchbruch schaffen werden. Wer sich aber von etwas härterem Folk angesprochen fühlt, sollte ein Reinhören auf jeden Fall mal riskieren. (Anne)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:18 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 14.09.2012
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