Jorn - Bring Heavy Rock To The Land

jorn_bringheavyrockViele hatten sich ja in den letzten Jahren an Jorn Lande satt gehört, kein Wunder war der Mann doch scheinbar omnipräsent. Zwei Alben pro Jahr war eher der Normalfall bei ihm, ob jetzt mit ALLEN/LANDE oder unter seinem Solobanner JORN. Nun scheint er sich trotz seiner Rückkehr zu MASTERPLAN etwas rarer gemacht zu haben, "Spirit Black" liegt bereits drei Jahre zurück und "The Showdown" auch fast zwei, im letzten Jahr trat er nur mit "Live in Black" in Erscheinung. Als man schon dachte, damit hätte er seine eigene Kapelle an den Nagel gehängt sah man sich getäuscht. Der Mann ist zurück und hat eine Mission, anders ist ein recht seltsamer Albumtitel wie "Bring Heavy Rock To The Land" nicht zu erklären.

Warum der HeavyRock zurück ins Land gebracht werden sollte erschließt sich mir nicht so recht. Vielleicht weil mit Ronnie James Dio einer der Protagonisten verstorben ist, oder Ritchie Blackmore keinen Bock mehr drauf hat. Aber solange AXEL RUDI PELL die Anhänger dieses Genres mit genug gutem Stoff versorgt sehe ich da keinen Grund für einen Kreuzzug.

Wie dem auch sei, die Messe startet verhalten, doch "My Road" ist nur ein balladeskes Intro, das den Titelsong einleitet. Dieser legt dann auch gleich mit einem schwer donnernden Riff los und zeigt den Norweger in bester Verfassung. Er könnte als der legitime Nachfolger des viel zu früh verstorbenen kleinen Sangesgottes sein. Seine Stimme hat ein ähnliches Timbre und eine unglaubliche Kraft über die die Legende zuletzt nicht mehr ganz verfügte. Dazu kann er sein Organ grandios einsetzen und malt fast jede Phrasierung in die Gehörgänge der Fans. Ein absoluter Ausnahmemusiker, da macht das Zuhören Spaß, weil er aus jedem Song wie eben dieser Hymne noch ein wenig raus kitzelt. Er beherrscht alle Lagen ob hart, düster oder sanft mühelos und verfügt dazu über viel Charisma.

Nur hatte er in der Vergangenheit ein Problem bei seinen Soloscheiben, über das ebenso versierte Musiker, die ihr Handwerk perfekt beherrschen nicht hinweg helfen können. Nämlich das Songwriting, welches einfach nicht den Schmiss hat wie seine Vorbilder oder die Kompositionen von Magnus Karlsson, die er mit seiner Stimme veredelte. Zwar gibt es bei der Melodieführung wenig zu bemängeln, aber die Nummern kommen oft nicht richtig aus der Hüfte und wirken von den Arrangements etwas steif.
Der Opener kann da zwar ein wenig mehr überzeugen, doch mit dem folgenden "A Thousand Cuts" folgt schon ein Stück weit gepflegte Langeweile. Was hat dieser Song, dass er acht Minuten lang sein muss? Da gibt auch das einminütige Solo kaum Aufschluss drüber, der Titel schleppt sich ohne groß Akzente zu setzten dahin und erinnert erschreckend an "Lock Up The Wolves". Das merkt man am besten am darauf folgenden Cover des CHRISTOPHER CROSS-Klassikers "Ride Like The Wind", das viel mehr Lockerheit besitzt.

Zum Glück gefällt die Up-Tempo-Nummer "Chains Around You" deutlich besser und läst es ordentlich krachen. Und wo man meinen könnte Balladen würden den stellenweise drögen Eindruck noch verschlimmern, da wird man Lügen gestraft. "The World I See" und "Black Morning" sorgen für zusätzliche Abwechslung, die dem Album eine gewisse Dynamik verleiht. Seine metallischere Seite zeigt JORN bei "Time To Be King", bei dem er sich quasi Coverdale-like selbst kopiert; im Original stammt der Song von MASTERPLAN. Ähnlich flott geht es auf "Ride To The Guns" zu, bevor "I Came To Rock" nochmals die Mission des Mannes untermauert.

Die sollte eigentlich aufgehen, denn über weite Strecken knallt "Bring Heavy Rock To The Land mehr rein als die letzten Alben, vor allem das arg schwermütige "Spirit Black". Aber man täte sich gut daran das Ganze straffer zu produzieren, mehr auf den Punkt zu kommen und der Rhythmustruppe ein paar mehr knallige Breaks zu verordnen. Doch aufgrund der starken Gitarrenarbeit des Doppels Tore Moren und Jonny Iversen, sowie dem außergewöhnlichen Talent des Frontmanns können auch weniger gelungen Kompositionen aus dem Mittelmass heraus gehoben werden. Dazu hat Tommy Hansen wieder einen druckvollen Soundteppich geknüpft, der auch zum Hörgenuss beitragen kann. (Pfälzer)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 53:49 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 01.06.2012

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