Anathema - Weather Systems

Mehrfach-Wertung der RedaktionAnathema_-_Weather_SystemsAufmerksame Leser werden sicherlich bereits mitbekommen haben, wie mein persönliches Verhältnis zu dieser besonderen Band ist: Egal ob im Studio oder auf der Bühne, die Briten haben sich gerade in den letzten Jahren mühelos in meine Top 3 gespielt und werden mit "Weather Systems" diesen Zustand untermauern.

Und was passt besser zu einem, vom "typischen" Wetter begleiteten April, als ein Album mit dem Titel "Weather Systems"? Eben! Also rein in Studio-Werk Numero Zehn der Liverpooler!

Und bereits in den ersten Minuten werden sämtliche Erwartungen erfüllt: "Untouchable Pt.1/ 2", das Eröffnungsdoppel, zeigt eine Band, die songwriterische Dramatik, Melodie, Dynamik und Detailverliebtheit in Perfektion zelebriert. Gänsehaut, unfassbare Empathie und Tränen der Rührung packen mich nahezu bei jedem Hördurchgang - das KANN einfach niemanden kalt lassen, sofern er bereit ist, sich fallen zu lassen.
Auch wenn Les Smith nach über zehn Jahren in der Band die Tasten nun ruhen lässt, stimmen auf "Weather Systems" sämtliche Keyboard-Akzente, -Arrangements und Samples.

Die verstärkt eingesetzten Streicher geben der Scheibe einen bombastischen und volleren Sound, ohne jedoch die Songs zu überladen. "The Gathering Of Clouds", welches gewissermaßen als Intro vor dem "Lightning Song" steht, brilliert durch die Akustik-Saiten-Künste Danny´s, hypnotisch-mehrstimmigem Gesang, dramatischen Streicher-Akzenten und der Steigerung mit abruptem Ende in einen erneuten gesanglichen Glanz-Auftritt Lee´s beim bereits erwähnten Blitz-Lied, welches mit relativ heftigem Mittelpart die Wurzeln der Band freigelegt und tatsächlich wie ein kathartisches Gewitter wirkt.
Im Zusammenhang zum folgenden "Sunlight" ergibt sich immer mehr der thematische rote Faden, der musikalisch hervorragend umgesetzt wird: Vom Zusammenballen der Wolken und dem blitzdurchtränkten Gewitter kann man gewissermaßen danach tatsächlich sehen, wie sich ein zarter Sonnenstrahl seinen Weg durch kumulierte Wolken kämpft und in Verstärkung seiner Kollegen nach und nach in gleissendem Schein blendet, gar bis zum vorrübergehenden vollständigen Verlust des Augenlichts - es ist einfach zu hell!
Im krassen Kontrast hierzu steht dann allerdings das äusserst unterkühlte "The Storm Before Calm", welches im ersten Teil mit massig Sythie-Effekten, betont apathischem Gesang und Drum-Computer eine krasse Antithese zum zuvor hoffnungsvollen Sonnen-Inferno steht - in Hälfte Zwei wechselt die Stimmung allerdings auch wieder zu mehr "Hoffnung" und musikalisch zu bombastisch-rockigen Arrangements. Ein krasser und in dieser Form für mich nicht ganz nachvollziehbarer Gegensatz.

Und an diesem Punkt verlassen ANATHEMA auch die Thematik des Wetters; die letzten drei Stücke "The Beginning And The End", "The Lost Child" und "Internal Landscapes" wirken somit auch irgendwie als "Anhängsel" an das vorhergehende Konzept - sind musikalisch jedoch nicht minder aufregend und entdeckungswürdig. Hierbei ist Erstgenanntes ein Track, der definitiv auch auf der "Judgement" hätte stehen können und Fans dieser Phase bestimmt begeistern wird. Das verlorene Kind beschert uns wieder schwierigeres Futter: Der monoton gehaltene Beginn mit ständig wiederholter Melodielinie und spärlicher Piano- und Drum-Begleitung entwickelt sich aber in gewohnter Manier zum Ende hin in einem verzweifelten Klimax, der von zarten Streichertönen in das abschliessende, neunminütige Monument "Internal Landscapes" mündet. Hier greifen ANATHEMA einmal mehr auf das Stilmittel des Erzähler-Samples (dieses Mal über eine Nahtod-Erfahrung) zurück, bevor der recht PINK FLOYD-lastige Song uns wieder in die reale Welt entlässt.

"Weather Systems" entführt den Hörer einmal mehr in die teils verträumte, teils verzweifelte aber dennoch hoffnungsvolle Welt der Liverpooler Ausnahmeband. Den halben Punkt Abzug gegenüber "We´re Here.." gibt es aus dem Grund der oben genannten, nicht bis zum Ende durchgezogenen Wetter-Thematik und den gegen Ende nicht mehr ganz so großartigen Songs - dies ist aber sicherlich nur Makulatur.
Fans der vorherigen Scheiben werden dennoch niederknien und die (hoffentlich!) bald grösser angelegte Tour in Scharen besuchen - diese großartigen Songs auch noch live..oh Mann, das wird kaum auszuhalten sein! (Brix)

Bewertung: 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 55:41 min
Label: Kscope Music
Veröffentlichungstermin: 20.04.2012

Wertung der Redaktion
David Anne Jochen Maik Kevin Rainer Jannick
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Kategorie: CD-Reviews