Borknagar - Urd

borknagar_urdBORKNAGAR gehören auch zu den Bands, die ich irgendwann irgendwie aus den Augen verloren habe. Nach „Empiricism“ verlor ich das Interesse an der Band. Das kam erst wieder, als ich BORKNAGAR 2009 endlich einmal live bewundern durfte. „Universal“ konnte mich aber trotzdem nicht so wirklich überzeugen. Dennoch war ich sehr gespannt darauf, was uns die Norweger nun mit „Urd“ vorsetzen würden, zumal auch ICS Vortex zur Band zurückgekehrt ist, so daß diese jetzt mit 3 Sängern (ICS Vortex, Keyboarder Lars A. Nedland und - nicht zu vergessen – natürlich Mr. Vintersorg himself) zu Werke gehen.

Und das endet nicht etwa im Chaos, sondern die Band setzt die drei unterschiedlichen Vokalisten perfekt ein und verleiht so jedem einzelnen Song eine ganz besondere Stimmung.  3 Sänger zu haben, ermöglicht es der Band, so ziemlich alle Facetten der menschlichen Stimme einzusetzen, vom hohen Falsett bis zum tiefen Growlen – und immer klingt es gut.

Aber auch sonst setzt die Band querbeet alles an musikalischen Stilmitteln ein, was ihnen so in die Finger kommt. Da noch von Black Metal zu sprechen, halte ich für nicht angemessen. Progressive Metal trifft es eher, aber auch das wird der Band nicht wirklich gerecht. Denn irgendwie ist da doch immer noch der Black Metal-Sound (wie z.B. im ziemlich fies klingenden „Roots“), dann klingt man mal fast wie VINTERSORG („The Earthling“, „The Winter Eclipse“), die namensgebende Hauptband von Frontmann Andreas Hedlund alias Vintersorg, und dann sind da noch diese herrlichen 70er-Jahre-Einflüsse, die mal an PINK FLOYD, mal an DEEP PURPLE oder auch an die BEATLES (besonders stark ausgeprägt bei „The Beauty Of Dead Cities“) erinnern.

Der letztgenannte Song, „The Beauty Of Dead Cities“ ist denn auch mein persönlicher Favorit auf der Platte – und das, obwohl Vintersorg bei diesem Song überhaupt nicht mitsingt (zumindest nicht im Leadgesang). Der Song ist fast schon poppig und steht mit seiner Fröhlichkeit und Leichtigkeit in einem starken Gegensatz zu eher düsteren und härteren Songs wie „Roots“, „Mount Regency“ oder „The Winter Eclipse“.

Gleichzeitig bin ich mir aber auch nicht sicher, ob nicht doch vielleicht „The Earthling“ mein Lieblingssong auf der Platte sein sollte. Dieser Song vereint so ziemlich alles, was BORKNAGAR auf „Urd“ zu bieten haben. Der Song hat ruhige, atmosphärische Parts und besitzt doch eine unwiderstehliche Härte. Oder sollte doch besser „Mount Regency“ mein Favorit sein? Dieses Stück wird live sicher ein großer Kracher. Erinnert man in den ersten Takten noch an DIMMU BORGIR, so wird dieser harte und doch melodiöse Song, der einen förmlich zum Mitbangen zwingt, gegen Ende eher ruhig und begeistert unter anderem durch seinen mehrstimmigen Gesang, bei dem sich zeigt, wie vorteilhaft Bandleader Øystein G. Brun seine Gesangsarmada einsetzen kann. Oder vielleicht doch lieber das sehr proggige „Frostrite“ mit seinen genialen Melodien?

Ach, was soll’s, ich wähle einfach alle vier zu meinen Favoriten und den ganzen Rest der Scheibe gleich mit dazu. Denn mit „Urd“ haben BORKNAGAR eine Platte ohne einen einzigen Ausfall geschaffen, so verschieden die unterschiedlichen Songs auch sind. Dies macht die Scheibe bei den ersten Hördurchgängen zwar etwas sperrig, aber wenn man den Zugang erst einmal gefunden hat, dann ist „Urd“ einfach nur noch großartig. Sei es in den harten Black Metal-Momenten, oder auch in den ruhigen, rein instrumentalen, wie bei dem die Platte zweiteilenden Instrumental „The Plains Of Memories“, in dem man auch nicht vor sanften Streichern zurückschreckt.

Auch der Sound der Platte ist allererste Sahne, wunderbar klar und ausgewogen, man kann wirklich alle Einzelheiten hören, nichts klingt verwaschen. „Urd“ ist groß, mächtig, atmosphärisch, gefühlvoll, melodisch, hart und einfach nur gut. Trotzdem will ich jetzt nicht die höchste Punktzahl zücken, denn ich glaube: Da kommt noch mehr. BORKNAGAR befinden sich nach wie vor auf einer musikalischen Reise, bei der man nicht weiß, wohin sie führt. Und ich bin mir sicher, daß die Norweger noch besser werden können und auch ein sehr gutes Album wie „Urd“ noch toppen können.  (Anne)



Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 53:00 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 23.03.2012
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