Eluveitie - Helvetios

Mehrfach-Wertung der Redaktioneluveitie_helvetiosDie Schweizer ELUVEITIE haben ja eine unglaublich hohe Schlagzahl, was ihre Veröffentlichungen angeht. Seit 2008 bringen sie nahezu jedes Jahr ein neues Album heraus. Dabei fragt man sich, wann zur Hölle die Band diese Alben eigentlich aufnimmt, da sie gefühlt permanent auf Tour ist (Ende letzten Jahres noch mit der Neckbreaker’s Ball-Tour unterwegs, ist man im März schon wieder als Headliner des Paganfestes on the road). Nun, „Helvetios“ wurde in der Tat zumindest teilweise auf Tour aufgenommen, man hatte sich sogar ein kleines Tonstudio im Tourbus eingerichtet. Und mit ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum, machen ELUVEITIE ihrem Namen alle Ehre (denn Eluveitie ist nichts anderes als der etruskische Name für die Helvetier) und haben mit „Helvetios“ ein Konzeptalbum über die Helvetier zur Zeit der gallischen Kriege geschrieben.

So nehmen uns ELUVEITIE mit auf eine Zeitreise ins Jahr 58 v. Chr., als die Helvetier aus ihrer Heimat Schweiz ins Gebiet der Santonen auszogen, um dort zu leben („Santonian Shores“). Laut Caesars „Commentarii de bello Gallico“ riefen diese die Römer zur Hilfe, bekannt ist jedoch, daß Caesar den Krieg aus Machthunger und Ehrgeiz vom Zaun brach. Laut Caesar wurden im Gallischen Krieg zwei Drittel der Helvetier vernichtet (was neuere Forschungen jedoch wiederlegen) aber das macht sich natürlich auch für eine heroische ELUVEITIE-Scheibe gut.

Und so haben die acht Schweizer ein episches Werk um diesen Krieg gesponnen, von seinen Anfängen 58 v. Chr., das erste Zusammentreffen mit dem feindlichen Rom, das Opferdarbringen um die Gunst der Fruchtbarkeits- (und Kriegs-)göttin zu erhalten („A Rose For Epona“), das Chaos der Schlachten („Havoc“) bis zur Belagerung („The Siege“) und schließlich dem Fall von „Alesia“, der letzten Bastion der Kelten. Nach der Niederlage der Belagerten wurde ihr Anführer Vercingetorix von den Römern gefangen genommen und im „Tullianum“ eingekerkert und später getötet. Nachdem mit „Uxellodunum“ 51 v. Chr. die letzte keltische Siedlung eingenommen wurde, endeten die gallischen Kriege mit Niederlage und teilweiser Vernichtung der Helvetier. Die Kelten unterlagen Rom.

Diese tragische Geschichte ihrer Vorfahren haben ELUVEITIE mit „Helvetios“ vertont. Und man muß zugeben, daß ihnen das ziemlich gut gelungen ist. Eingebettet ist die ganze Geschichte in „Prologue“ und „Epilogue“, die von dem schottischen Schauspieler Alexander Morton eingesprochen und von diesem mit unglaublicher Intensität versehen worden sind (und ohne jeden Kitsch auskommen). So erzählt „Helvetios“ letztendlich nicht nur von Krieg und Tod, sondern auch von Hoffnung und Erinnerung in Form von Liedern.

Diesen Part haben dann ELUVEITIE übernommen. Dabei ist insbesondere festzustellen, daß Anna Murphy, zu Beginn nur an der Drehleier, immer mehr Gesangsparts übernimmt und dabei immer besser wird. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sie sich live schlägt, denn schon bei „Slanias Song“ machte sie seinerzeit eine gute Figur, die live leider nicht halten konnte, was sie versprach. Hoffen wir, daß die Gesangsstunden was gebracht haben und die von ihr vorgetragen Songs auch live ein Highlight werden.

Denn viele der Highlights auf „Helvetios“, die auch live gut ankommen könnten, sind von Annas Gesang dominiert. Zum Beispiel „Alesia“, der wohl eingängigste Song der Scheibe. Insbesondere begeistert hier das Duett Anna/Chrigel sowie die Chöre am Ende, die das Leiden der Frauen und Kinder Alesias widerspiegeln, die, von ihren Männern aus der Stadt geschickt, von den Römern am Abzug gehindert, zwischen den Fronten verhungern. Auf diesen Song bin ich live wirklich gespannt. Oder auch auf „A Rose For Epona“, zu dem die Band auch schon ein Video gedreht hat.

Begeistern können mich aber auch „Luxtos“, bei dem ELUVEITIE auf die Unterstützung durch Chöre (die aber nie zu aufdringlich sind) zurückgegriffen haben oder das harte und schnelle „Havoc“, das an die Anfänge der Band erinnert. Die Texte auf „Helvetios“ sind meist auf englisch verfaßt, bei vielen Texten oder Textteilen wurde aber auch wieder auf die gälische Sprache zurückgegriffen, was wohl selten besser paßte als hier. Zugegebenermaßen fand ich die Scheibe beim ersten Hören ziemlich verworren und war gar nicht begeistert. Doch „Helvetios“ wächst und mausert sich zu einer richtig guten Platte.

Ganz ohne Makel kommt „Helvetios“ aber nicht aus. Zum einen befürchte ich, daß die Songs live nicht so gut klingen werden wie auf CD (aber da werde ich mich gerne irren). Zum anderen klingt mir der weibliche Schrei in „Meet The Enemy“ zu sehr nach dem gleichen Schrei in „Quoth The Raven“. Sich selber zu kopieren haben die Schweizer nun wirklich nicht nötig. Außerdem wird mir auf der Scheibe doch ein Ticken zu viel gefiedelt und geflötet. Würde man den Anteil noch ein wenig zurückfahren und dem Melodic Death mehr Raum zugestehen, dann würden mir ELUVEITIE noch besser gefallen als sie es sowieso schon tun.  (Anne)

 

Bewertung: 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 17
Spielzeit: 59:08 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 10.02.2012

Wertung der Redaktion
Maik Jannick Dirk Coralie David Rainer Mika
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