Vanderbuyst - In Dutch

vanderbuyst_industDas Powertrio ist zurück! Damit meine ich nicht speziell die Truppe aus ganz offensichtlich den Niederlanden, sondern die Bandform des Powertrios. Diese wurde von Kapellen wie BLUE CHEER oder den frühen GRAND FUNK RAILROAD kultiviert und feiert momentan ihr Comeback. Da wären vor allem die britische Bluesrocksensation von THE BREW zu nennen, aber eben auch VANDERBUYST. Und die knüpfen stilistisch an die Zeiten an, aus denen die oben Genannten stammen. Schon mit ihrem selbstbetitelten Debüt im letzten Jahr konnte man mit einer Mischung aus Seventies-Hardrock und NWOBHM überzeugen, nun steht bereits der Nachfolger "In Dutch" in den Startlöchern. Den Veröffentlichungsrhythmus scheint man ebenfalls von damals übernommen zu haben, genau wie die Live-Power. Nach den Auftritten im Vorprogramm von SAXON war ich schon gespannt auf den Longplayer.

Und mit der beeindruckenden Power legen die Drei mit „Black And Blue" los; kurz, knackig, direkt ohne Umschweife auf den Punkt. Dabei müssen sie nicht vehement holzen, sondern sie entfachen mit wenig Mitteln dieses rohe Ungestüm. Das rockt, dass es nur so eine Freude ist und weckt Assoziationen an die beiden ersten Scheiben der TYGERS OF PAN TANG. Und wie man richtig Gas gibt zeigen sie im schnellen „KGB".

Selbst im melodischeren Bereich fällt diese Ungezügeltheit kaum ab, wie das folgende „Into The Fire" oder auch das großartige „String Of Beads" beweisen. Leadmelodien, die sich aus dem knarzig-trockenen Gitarrensound erheben eröffnen die Tracks, bevor die Rhythmusfraktion mächtig nach vorne treibt. Und auch eine ruhige Bridge ist nur das Luftholen vor den aufbrausenden Refrains die vor allem auf Konzerten sofort zünden werden.

Für den richtigen Ton sorgt vor allem Bandgründer Willem Verbuyst mit seiner Axt. Mühelos schüttelt er Riffs aus dem Ärmel, die aus den Analen der Rockgeschichte stammen könnten, aber kein bisschen angestaubt wirken. Und auch im Solobereich weiß er voll zu überzeugen, gerade im etwas schwergängigeren „Anarchistic Storm" packt er fast den Hendrix aus, dazu garniert er „Reap The Fields" mit bluesigen Licks. Sehr lebendig wirkt das, keine allzu durchgestylten Fingerübungen, sondern eher aus dem Bauch heraus, fast improvisiert, was live auch gerne genau dazu führen darf.

VANDERBUYST belegen genau die Nische zwischen den beiden aktuellen Retro-Richtungen. Auf der einen Seite ist da dieses Siebziger-Verständnis mit viel Feeling und Seele wie es derzeit GRAVEYARD exerzieren. Doch man versteht sich auch auf die harte, fordernde Gangart der NWOBHM, die aktuell auch bei einigen Schwedencombos hoch im Kurs steht.
Dazu kommt das tolle Melodiegespür, welches unüberhörbar von THIN LIZZY oder UFO geprägt wurde, die ihrerseits die damalige Generation an englischen Bands geprägt haben. Aus diesen Zutaten mischen sie auf „In Dutch" einen homogenen eigenen Stil, der vielleicht ein wenig Abwechslung vermissen lässt. Dafür kann man ihnen in Punkten Authenzität kaum etwas vormachen, so locker kommt das Material aus der Hüfte.
Da fällt es auch nicht so negativ ins Gewicht, das Frontmann und Basser Jochem Jonkman noch ein wenig an seiner Stimme feilen müsste. Die wirkt manchmal etwas ungelenk und könnte noch eine Schippe mehr Volumen vertragen. Das zeigt sich vor allem in der coolen Blues-Nummer „Where´s The Devil", die als einzige aus dem stilistischen Korsett heraus sticht.

Was bleibt ist ein kurzer, heftiger Ausflug in die Ära als der Metal das Laufen lernte. Kurz ist auch das Stichwort bei der Spielzeit, aber da gibt es bei mir keine Kritik, wenn VANDERBUYST jedes Jahr so eine klasse Scheibe abliefern, dürfen sie die gerne so knapp halten. Einfach auf das nötigste reduziert und ab dafür, so klingt purer Rock´n´Roll! Schön, dass es das heute noch (oder wieder) gibt. (Pfälzer)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 36:19 min
Label: Van Records
Veröffentlichungstermin: 05.11.2011

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